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Bregenzer Festspiele: "War Requiem" als Einstand von Philippe Jordan

Neuer Symphoniker-Chefdirigent Philippe Jordan gibt am 28. Juli sein "inoffizielles" Antrittskonzert
Neuer Symphoniker-Chefdirigent Philippe Jordan gibt am 28. Juli sein "inoffizielles" Antrittskonzert ©APA
Bregenz, Wien - Das "War Requiem" von Benjamin Britten, das die Wiener Symphoniker am 28. Juli exakt 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Festspielhaus in Bregenz aufführen werden, ist der Höhepunkt des Orchesterprogramms der 69. Bregenzer Festspiele. Es ist zugleich das "inoffizielle" Antrittskonzert des neuen Symphoniker-Chefdirigenten Philippe Jordan.

“Wir wollten dafür ein ganz besonderes Stück auswählen, und da hat sich das ‘War Requiem’ zu diesem Gedenktag angeboten”, erklärt der 39-jährige Schweizer im Interview mit der APA. “Besonders bitter und ironisch ist, dass es jedes Mal, wenn ich dieses Stück mache, nicht nur eine Sache des Gedenkens ist: Als ich es vor elf Jahren als Chef in Graz zum ersten Mal dirigiert habe, ist gerade der Irak-Krieg losgegangen. Jetzt schauen wir gerade gebannt nach Gaza und in die Ukraine, von den vielen Kriegen abgesehen, von denen wir nie sprechen.”

War Requiem: “Immer auch ein Appell”

Brittens 1962 bei der Wiedereinweihung der im Zweiten Weltkrieg bei einem verheerenden Bombardement zerstörten Kathedrale von Coventry uraufgeführtes großes Oratorium sei “nicht nur eine Erinnerung, sondern immer auch ein Appell, eine aktuelle Warnung”, so Jordan, der gleichzeitig zugibt: “Das Elend des Kriegs wird in der Musik nicht oft thematisiert. Die meiste Musik, die im Zusammenhang mit Krieg geschrieben wurde, ist kriegsverherrlichend – von Verdi bis zum ‘Zigeunerbaron’ gibt es fröhliche Schlachtenmusik. Natürlich können Künstler nichts ändern, was Politiker nicht schaffen. Aber anfangen muss man immer bei sich selber. Vor diesem Hintergrund ist dieses starke Stück zu sehen.”

In Bregenz kann Jordan nun das Orchester, dem er in den kommenden Jahren als Chefdirigent vorstehen wird, an vielen Orten bei der Arbeit zusehen – von HK Grubers Uraufführungsdirigat seiner eigenen Oper “Geschichten aus dem Wiener Wald”, die heute Abend uraufgeführt wird, bis zu den alternierend von Patrick Summers und Hartmut Keil geleiteten “Zauberflöten”-Vorstellungen am See.

Jordan lässt Sobotka “mehr oder weniger freie Hand”

Oper mit den Wiener Symphonikern werde sich für ihn selbst leider nicht so bald ausgehen, bedauert der musikalische Direktor der Pariser Oper, der 2014/15 gleich 28 Mal selbst am Pult der Wiener Symphoniker stehen wird. In Bregenz wird er aber jedes Jahr mit einem Konzert präsent sein. Die künftige Festspiel-Intendantin Elisabeth Sobotka kenne er “schon sehr lange und deswegen freue ich mich auch sehr, dass sie es geworden ist. Was die Planung in Bregenz angeht, lasse ich ihr mehr oder weniger freie Hand. Aber wir diskutieren natürlich in einem sehr offenen Austausch, was passen würde.”

“Offizielles” Antrittskonzert in Wien am 2. Oktober

2015 wird Jordan in Bregenz Johannes Brahms’ Konzert für Violine und Orchester D-Dur sowie Franz Schuberts Große C -Dur Symphonie Nr. 8 dirigieren. Schubert ist auch Jordans “offizielles” Antrittskonzert in Wien am 2. Oktober gewidmet. Im Konzerthaus steht neben Janaceks Glagolitischer Messe Franz Schuberts 1. Symphonie auf dem Programm – schließlich plant man eine Gesamtaufführung aller Schubert-Symphonien, die am hauseigenen Symphoniker-Label herauskommen soll.

Kleine Antrittstournee

Ende November absolviert Jordan auch noch eine kleine Antrittstournee mit Stationen in Köln, Brüssel, Luxemburg und Paris. Programmatisch möchte der neue Chefdirigent vor allem auf die Wiener Klassik und die zeitgenössische Musik setzen. Wann wird das Symphoniker-Stammpublikum merken, dass “ein Neuer” am Werk ist? “Im Idealfall sofort. Aber ich bin eher einer, der langfristig denkt. Es geht mir um eine langfristige Beziehung mit dem Orchester und dem Publikum. Es ist eine Reise. Und sie beginnt jetzt in Bregenz.” (Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA; red)

 

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