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„Bregenz Mitte“: Wettbewerb entschieden

v. l. Tim von Winning, Vorsitzender Wettbewerbs-Jury; Andrea Krupski von Mansberg, Leitung Mobilitätsservice und Stadtentwicklung; Hubert Rhomberg, Seequartier; Reinhard Schertler, Seequartier; Michael Ritsch, Bürgermeister Landeshauptstadt Bregenz
v. l. Tim von Winning, Vorsitzender Wettbewerbs-Jury; Andrea Krupski von Mansberg, Leitung Mobilitätsservice und Stadtentwicklung; Hubert Rhomberg, Seequartier; Reinhard Schertler, Seequartier; Michael Ritsch, Bürgermeister Landeshauptstadt Bregenz ©Stadt Bregenz
Für den Wettbewerb zur Vision von „Bregenz Mitte“ hat die Landeshauptstadt Bregenz einen außergewöhnlichen Weg gewählt.

Während Planungsprozesse normalerweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgen, entschied man sich in Bregenz dazu, die lokale Bevölkerung aktiv miteinzubeziehen. Am 19. und 20. Dezember 2022 fand der Prozess im Gössersaal schließlich seinen Höhepunkt: Der Sieger des Wettbewerbs steht fest!

Vier renommierte Planungsteams aus einem großen europäischen Bewerberkreis setzten sich im April dieses Jahres durch und qualifizierten sich für die Teilnahme am städtebaulichen Wettbewerb.

Von einer hochkarätigen Jury ausgewählt, wurden nationale und internationale Büros eingeladen, sich dieser spannenden und gleichermaßen herausfordernden Aufgabe zu stellen.

Die interdisziplinären Planungsteams, die aus Stadtplaner:innen/Architekt:innen, Freiraum­planer:innen und Verkehrsplaner:innen bestehen, waren aufgefordert, eine Vision zur räumlichen Entwicklung des zentralen Bereichs rund um den Bahnhof zwischen Bahngleisen und historischer Innenstadt zu entwickeln. Wie soll der zukünftige Bahnhof gestaltet werden? Wie wird sich die Stadt in ihrer künftigen Mitte zeigen? Wie sieht ein stadtverträglicher Umgang mit der Landesstraße aus? Wie können Wege- und Sichtverbindungen zwischen See und Stadt Perspektiven für die Zukunft von Bregenz aufzeigen?

Im Juli ging im Rahmen des Planungsprozesses das erste öffentliche Stadtforum über die Bühne. Hier waren interessierte Bürger:innen eingeladen, ihre Anregungen und Erwartungen an die Entwicklung von „Bregenz Mitte“ einzubringen. Die Hinweise wurden in die Aufgabenstellung für den Wettbewerb aufgenommen. Der öffentliche Diskurs lieferte somit eine wichtige Grundlage für die Erstellung der konkreten Planungsaufgabe.

Nach einer Vor-Ort-Besichtigung und einer mehrwöchigen Bearbeitungsphase kamen die Planungsteams schließlich im Oktober nach Bregenz, um ihre ersten Planungsvorschläge zu präsentieren und mit der Öffentlichkeit zu diskutieren. Im Rahmen des zweiten Stadtforums waren die Bürger:innen erneut eingeladen, ihre Meinungen – dieses Mal zu den konkreten Planungs­konzepten – einzubringen und den Planer:innen in direkten Gesprächen Anregungen für die weitere Bearbeitung mitzugeben. Darüber hinaus erhielten die Teams auch fachliches Feedback für die Weiterentwicklung der Projekte.

Aktuell fand jetzt am 19. Dezember 2022 im Gössersaal die Schlusspräsentation der vier Entwürfe statt. Mehr als 200 Bregenzer:innen fanden ihren Weg zum dritten Stadt­forum, um sich zu informieren und ihre Meinungen zu den Projekten zum Ausdruck zu bringen.

„Für Bregenz ist dies ein Jahrhundertprojekt, und das große Interesse daran zeigt, dass es sich lohnt, einen öffentlichen Diskurs über die Weiterentwicklung unserer Stadt zu führen. In Bregenz wollen wir eine neue Planungskultur ermöglichen, die auf Transparenz und Teilhabe aller setzt. Hier gibt es bereits eine tolle Baukultur. Nun ist es daran, auch eine entsprechende Dialogkultur zu entwickeln“, zeigt sich Andrea Krupski von Mansberg, Leiterin der Abteilung Stadtentwicklung, motiviert.

Bei der Veranstaltung wurde intensiv über die verkehrsorganisatorischen Lösungsansätze diskutiert und darüber, welche Konsequenzen die Entwürfe für die Verkehrssituation in der Stadt mit sich bringen. Denn eines haben alle Planungsteams gemeinsam: Sie sprechen sich überzeugt für die oberirdische Führung der Landesstraße entlang der Bahn aus. Das entspräche nicht nur einem zukunftsorientierten Ansatz, der aufzeigt, wie ein stadtverträglicher Umgang mit der Landesstraße aussehen kann und hohe Qualitäten für den öffentlichen Raum in Bregenz geschaffen werden, sondern lässt zudem auch alle Optionen für eine langfristig mögliche Unterflur-Lösung der Bahn offen.

„Das war mir immer ein besonderes Anliegen und eine Grundvorgabe für den Wettbewerb: Wenn wir unsere Stadt weiterbauen, dann so, dass wir uns zukünftig alle Optionen offenhalten. Sollte die Bahn eines Tages unter die Erde kommen, wird sich die Landesstraße daran ausrichten. Das Wichtigste ist, dass wir Angebote für die Bürger:innen unserer Stadt schaffen: qualitätsvoll gestaltete und erlebbare öffentliche Räume, eine belebte und prosperierende Innenstadt, ein attraktives öffentliches Verkehrsangebot. Dazu gehört auch ein neuer Bahnhof, der zum neuen Gesicht von ‚Bregenz Mitte‘ wird. Die Zukunft beginnt jetzt, und wir können nun mit Nachdruck das Projekt weiterverfolgen“, erklärt Bürgermeister Michael Ritsch.

Viele Bürger:innen stellen auch die dringliche Notwendigkeit eines zeitnahen Neubaus des Bahnhofes in den Mittelpunkt. Dies soll der erste Baustein von „Bregenz Mitte“ sein, der realisiert wird.

Am 20. Dezember 2022 tagte dann die Jury, um das beste Projekt auszuwählen. Nach intensiven Diskussionen und Beratungen sprach man sich mit überzeugender Mehrheit für den Entwurf des Wiener Teams StudioVlayStreeruwitz – bauchplan ).( – con.sens mobilitätsdesign aus. Im Jury-Protokoll heißt es: „Den Verfasser:innen gelingt es, aus ihrer eigenständigen Analyse des Ortes mit dem Thema der Querungen vom Seeufer zum Pfänder einen überzeugenden Entwurfsansatz zu formulieren, der große Zustimmung von Seiten der Bürgerschaft erfahren hat.“

Tim von Winning, Baubürgermeister von Ulm, der den Vorsitz in diesem Verfahren innehatte, erklärt: „Aufgrund der enormen Komplexität der Aufgabe mussten sich die Planer:innen bei diesem Wettbewerb viele Grundsatzfragen stellen und klare Positionen dazu erarbeiten: vom Bahnhof als zukünftiger Mobilitätsdrehscheibe über eine neue Straßenführung bis hin zur richtigen Maßstäblichkeit für die Bebauung in Bregenz. Mit dem Siegerentwurf hat die Jury einen überzeugenden und soliden Entwurf ausgewählt, der eine verlässliche Grundlage für die weiteren Planungsphasen bildet.“

Im nächsten Schritt wir nun auf Basis dieses Entwurfs der städtebauliche Rahmenplan erarbeitet, der die Grundlage für die hoheitlichen Planungen darstellt. Hier liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor der Verwaltung und dem Team. Aber auch diese Planungsphase wird wieder unter Mitwirkung der Bürger:innen ablaufen. Im Jänner wird es eine öffentliche Ausstellung aller Wettbewerbsbeiträge geben. Ort und Zeitraum werden noch bekanntgegeben.

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