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Bregenz: Arbeit für Anthropologen

Bregenz - Man wird die Geschichte der Römerzeit nicht umschreiben müssen, was nun in Bregenz ausgegraben wurde, ist, so Archäologe Andreas Picker, aber schon erstaunlich.
Gräberfunde in Bregenz

Die Anthropologen bekommen Arbeit. Während aus jenen Urnen, die nun im Zuge der Grabungen am Rande des Thurn-und-Taxis-Parks in Bregenz zu Tage kamen, kaum neue Erkenntnisse für Historiker und Archäologen zu gewinnen sind, haben die Skelettfunde besondere Bedeutung. Aus etwa eineinhalb Metern Tiefe hat sie nun ein vom Bundesdenkmalamt beauftragtes Grabungsteam für die Forschung gesichert.

Was ist das Besondere daran? Archäologe Andreas Picker, Leiter des Teams, erklärt, dass die letzten Gräberfunde in diesem Areal in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgt sind. Nachdem feststand, wo sich eine größere Nekropole des römischen Brigantium befand, wurden rund eintausend Bestattete gesichert. Die Riten waren unterschiedlich. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bevorzugten Kelten wie auch Römer bzw. assimilierte Bevölkerungsgruppen die Feuerbestattung, später tendierte man eher zur Erdbestattung, die im Zuge der Christianisierung dann ohnehin die einzig mögliche Form wurde.

Grabbeigaben befinden sich, so der Archäologe, vor allem bei den Urnen. Dem Verstorbenen wurden Gegenstände für den Alltag im Jenseits mitgegeben. Gefäße, geschmolzene Skulpturen oder Glas zeugen davon. Ähnliche Zeugnisse des Totenkults, wie man sie nun in den fünf Urnengräbern gefunden hat, sind aber bereits erforscht und beispielsweise im Landesmuseum gesichert. Bei den gut erhaltenen fünf Skelettfunden – bei denen es sich nach ersten Erkenntnissen um Männer wie auch um Frauen handelt – lohne sich eine nähere Untersuchung.

Rückschlüsse auf den Alltag

Die Überreste der vor etwa 1500 Jahren Verstorbenen werden in ein Anthropologisches Institut gebracht, wo sie zuerst einmal exakt datiert werden. Genetische Untersuchungen oder beispielsweise die Frage nach der Todesursache, nach möglichen Krankheiten und dem Alter ermöglichen Rückschlüsse auf die damaligen Lebensverhältnisse.

Details am Rande: Der Ausbau des Gymnasiums in der Gallusstraße ist, versichert Picker, nicht von den Funden behindert. Das Schulareal sei schon vor dem ersten Gebäudeteils im Jahr 1912 ziemlich durchgeackert gewesen. Nur im Thurn-und-Taxis-Park könnte man noch auf alte Römer stoßen.

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