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BP: Neuer Anlauf um das Ölleck zu verschließen

Mehr als drei Monate nach der Explosion der "Deepwater Horizon" strömt immer noch Öl in den Golf von Mexiko. Nach unzähligen Fehlversuchen will BP das Leck nun entgültig verschließen. Bis Mitte August sollen „Static Kill“ und „Bottom Kill“ die außer Kontrolle geratenen Förderstelle verschließen. Der Termin für "Static Kill", eine Aktion, bei der Schlamm und Zement in das Bohrloch von oben gepresst wird, wird nun wieder verschoben.
Neues Leck nahe blockiertem Bohrloch entdeckt
BP-Test für neue Abdichtung wegen Lecks gestoppt
Stahlbetonglocke muss abgezogen werden
Bilder der Katastrophe

Als Grund nannte Allen, dass sich unerwartet Gestein in der Entlastungsbohrung gefunden habe. Das müsse zunächst beseitigt werden. Dies dauere voraussichtlich 24 Stunden. Entsprechend verzögere sich der Beginn des “Static Kill”.

 

Zement und Schlamm

Zunächst soll über die Auffangglocke, die das Bohrloch seit Ende Juli erfolgreich verschließt, von oben Zement und Schlamm in das Leck gepumpt werden.

 

Nach “Static Kill” kommt “Bottom Kill”

Etwa fünf bis sieben Tage nach „Static Kill“ folgt dann die alles entscheidende „Bottom Kill“-Aktion. Über die beiden Entlastungsbohrungen, die die lecke Steigleitung in etwa 5500 Metern Tiefe dann erreicht haben, soll ebenfalls Beton und Schlamm in die Leitung geschossen werden. Das alles soll das Leck dann endgültig verschließen.

Noch zeigen sich BP und die US-Regierung nicht vollständig überzeugt vom Gelingen der Aktion- Die Vergangenheit brachte zu viele Rückschläge (siehe Artikelbox).

 

Kein Sieg, solange Quelle nicht versiegelt ist

„Wir werden so lange keinen Sieg verkünden, bis diese Quelle versiegelt ist”, gibt Krisenmanager Thad Allen zu Protokoll. Die Regierung will nach den Worten Allens in den nächsten Tagen außerdem eine Aufstellung veröffentlichen, in der die geschätzte Menge des ausgeflossenen Öls der gesammelten, abgeschöpften und abgefackelten Menge gegenübergestellt werden soll. “Wir müssen wissen, wie viel noch da draußen ist”, sagte der Einsatzleiter.

Gute Nachrichten gab es unterdessen für Süd-Florida, die Inselkette der Florida Keys und die Ost-Küste: Nach Berechnungen der US-Wetter- und Klimabehörde NOAA werden diese Gebiete voraussichtlich von der Ölpest verschont bleiben. Grund sei, dass der Ausfluss des Öls seit Mitte Juli gestoppt sei und eine “Loop Current” genannte Strömung, die rund um Florida und bis zur US-Ostküste verläuft, noch weit vom Öl entfernt sei, sagte NOAA-Chefin Jane Lubchenco.

Es war befürchtet worden, dass das Öl durch diese Strömung auch an die Strände Süd-Floridas und der Florida Keys getragen werden und sogar die amerikanische Ostküste erreichen könnte. Das jetzt noch verbliebene Öl werde sich biologisch abbauen und verteilen, “aber es wird nicht mehr weit kommen”, betonte Lubchenco.

Im US-Staat Idaho begann am gestrigen Donnerstag (Ortszeit) ein erstes Schadenersatzverfahren im Zusammenhang mit der Ölpest. Anwälte von Ölfirmen und Opfern stritten dabei über die Zulassung einer Sammelklage und den Prozessort. Opferanwalt Russ Herman sprach sich für ein Verfahren im Bundesstaat Louisiana aus. Die Vertreter der vier verklagten Firmen verlangten dagegen einen Prozess in Houston, der Hauptstadt des “Ölstaates” Texas.

Bei den verklagten Firmen handelt es sich um den Ölkonzern BP, die Firma Transocean, Eignerin der Bohrinsel “Deepwater Horizon”, deren Untergang im April die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA auslöste, die Firma Cameron, deren Notverschluss-Mechanismus versagte, und die Wartungs- und Dienstleistungsfirma Halliburton. In dem Verfahren in Boise entscheiden sieben Bundesrichter darüber, ob die mehr als 200 Einzelklagen im Zusammenhang mit dem Unglück zu einer Sammelklage zusammengefasst werden können und wo der Prozess stattfinden soll. Die Entscheidung dürfte in etwa zwei Wochen fallen.

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