AA

Border - Kritik und Trailer zum Film

Mit "Border" kommt ein Film in die Kinos, der sich nur schwer in eine Schublade stecken lässt. Der iranisch-schwedische Regisseur Ali Abbasi schafft den Spagat zwischen Märchen, Fantasy und Krimi. Im Mittelpunkt der düster-mystischen Erzählung steht Tina. Mit einem deformierten Gesicht ist sie gesellschaftliche eher eine Außenseiterin, die lieber im Wald als unter Menschen ist. Als Zollbeamtin an einem Fährhafen hingegen profitiert sie von ihrer Gabe, Gefühle wie Scham oder Angst wittern zu können. Die Begegnung mit einem ähnlich deformierten Reisenden verändert ihr Leben.

Gerade wenn man glaubt, bereits alles gesehen zu haben, kommt “Border”, ein schwedisches Drama, das im vergangenen Jahr in Cannes den Preis Un Certain Regard gewonnen hat. Der Autor und Regisseur Ali Abbasi hat mit dieser Mischung aus Fantasy, skandinavischem Krimi und Romanze, ein ungewöhnliches und borstiges Märchen für die Außenseiter dieser Welt geschaffen – mit einer sehr bizarren Sexszene.

Border: Kurzinhalt zum Film

Die preisgekrönte schwedische Bühnen- und Filmschauspielerin Eva Melander spielt Tina, eine einsame Schwedin, die als Sicherheitsbeamtin an einem Grenzübergang in einem trüben Seehafen arbeitet. Ihr Gesicht ist missgebildet, aufgebläht und ihre gelben Zähne stehen hervor, etwas, das sie zuerst einem “hässlichen Chromosomenfehler” zuschreibt (und mit bemerkenswertem Make-up und Prothesen dargestellt wird). Sie schämt sich für ihr koboldartiges Äußeres, aber Tina, die Reisende ausschnüffelt, während sie von der Fähre an Land kommen, ist richtig gut in ihrem Job und wird von ihren Kollegen geschätzt. Sie hat die unheimliche Gabe, Schmuggelware zu wittern. Es ist nicht die Substanz selbst, die sie riechen kann, sondern den Gestank von Schuld, Angst und Scham, der den Menschen anhaftet wie zum Beispiel einem Kinderpornographen. Dann kräuselt sich ihre Lippe und sie knurrt wie ein Schäferhund.

Wenn sie keine Perversen und Schmuggler mit ihrem übermenschlichen Geruchssinn festnagelt, lebt Tina ein zurückgezogenes Leben auf dem Land und spaziert barfuß durch den nahe gelegenen Wald. Hier ist sie glücklich und tummelt sich mit Rehen und Füchsen. Für eine Weile bleibt es ein Rätsel, warum Tina so ist wie sie ist. Das ändert sich eines Tages, als sie Vore (Eero Milonoff, auch versteckt unter Gesichtsprothesen), einen geheimnisvollen Wanderer, trifft, der ihr bemerkenswert ähnlich sieht. Aber im Gegensatz zu Tina, trägt er sein entstelltes Äußeres mit Selbstbewusstsein und schleppt aus irgendeinem Grund Käfer mit sich herum. Sie sind irgendwie gleich, aber was bedeutet das?

Border: Die Kritik

Man sollte wahrscheinlich nicht allzu viel über “Border” im Vorhinein wissen, weil sich das Märchen erst allmählich entfaltet. Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte des schwedischen Schriftstellers John Ajvide Lindqvist, der auch die Romanvorlage und das Drehbuch zu Tomas Alfredsons “So finster die Nacht” (2008) schrieb, einer der interessantesten Horrorfilme des letzten Jahrzehnts. Er hat hier mit Regisseur Ali Abbasi und der Filmemacherin Isabella Eklöf (“Holiday”) am Drehbuch zusammengearbeitet, und es ist mehr als nur skurril.

Es ist eine groteske Fabel über die Erfahrungen von Minderheiten und Außenseitern, vielleicht auch inspiriert durch die eigenen Gefühle des Regisseurs, ein Iraner zu sein, der in Schweden studiert hat und jetzt in Dänemark lebt und arbeitet. Schon in seinem Debütfilm “Shelley” kombinierte er Genrekino mit selbst-reflexiven Referenzen. Der Titel “Border” (Original: “Gräns”) bezieht sich nicht nur auf den Grenzübergang, an dem Tina arbeitet, sondern auch auf die Überschreitung von Tabus, Geschlechteridentitäten und die vermeintliche Grenze zwischen Mensch und Natur.

Gedreht bei grauem Wetter, wo die nordische Sonne selten scheint, verwandelt die aschfarbene Ästhetik des Dramas den Film in eine Art skandinavischen Noir mit Horror-Elementen, die Kameramann Nadim Carlsen in fast mystische Bilder taucht. Eva Melander verleiht Tina, unter dicken Schichten von Make-up, eine Wärme und Würde, die ihr Aussehen zu etwas Nebensächlichem macht.

Es gibt auch eine Sexszene, die für ihre Eigenartigkeit schon jetzt legendär ist und von einigen als abstoßend empfunden wurde. Das ist sie tatsächlich auf eine gewisse Art und Weise, aber wenn man es schafft, jedwede Erwartungen beiseitezuschieben, die Grenzen im eigenen Kopf zu bezwingen, und die unbequemeren Momente zu überwinden, dann lohnt sich dieser seltsam wunderbare Film, der dank eines schlauen Drehbuchs zum Denken anregt.

>> Alle Spielzeiten auf einen Blick

(APA/Red)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Kinostarts
  • Border - Kritik und Trailer zum Film