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Blumenkennerin mit Spürsinn

Simona Bereiter und Sylvia Golderer verbindet die gemeinsame Liebe zu Pflanzen.
Simona Bereiter und Sylvia Golderer verbindet die gemeinsame Liebe zu Pflanzen. ©Gerty Lang
Floristen lieben Blumen, sind kreativ, kennen den Markt und haben Menschenkenntnis.
Floristin

 

 

Lustenau.  Sie sind Kaufleute und Künstler, binden Sträuße, flechten Kränze und wissen alles über eine Pflanze. Für Simona Bereiter ist Floristin die Traumlehre schlechthin. Helianthus annuus, Narcissus pseudonarcissus oder Syringa vulgaris: Für die meisten Menschen sind diese Wörter lateinische Zungenbrecher, für Floristen sind es die üblichen Bezeichnungen ihrer täglichen Materialien – Sonnenblume, Osterglocke und Flieder. Die 16-jährige Höchsterin ist im 2. Lehrjahr. „Für mich war es schon als Kind klar, dass ich eine ‚Blumenlehre’ machen möchte“, strahlt das hübsche Mädel. Bei Mülli’s Blumenshop in Lustenau bekam sie ihre Chance. Sylvia Golderer vermittelt ihr das nötige Knowhow für diesen Beruf. Ihrer Ansicht nach werde der Beruf der Floristen oft unterschätzt. „Hinter dem Handwerk steckt mehr, als Blumensträuße und Gestecke nach Kundenwünschen zusammenzustellen, sagt Sylvia. „Floristen müssen eigentlich Künstler und Kaufleute sein, denn sie brauchen ein Gespür dafür, welche Blumen gerade gefragt sind.“ Vor dem Kauf werden die Pflanzen genau geprüft. Ist die Qualität gut? Halten sich die Blumen? Lässt sich mit dem Material arbeiten? Im Geschäft müssen die Pflanzen ansprechend präsentiert werden. „Kein Tag ist wie der andere, immer gibt es neue Aufgaben. Die einen möchten einen Geburtstagsstrauß, die anderen einen Kranz für eine Beerdigung, wieder andere Floristik für eine Hochzeit“, so das Lehrmädchen. Entsprechend unterschiedlich sei auch die Stimmung der Kunden. Und selbst die Feiertagsangebote, etwa für Ostern und Weihnachten, variierten von Saison zu Saison. Ein Großteil der Arbeit macht das Zusammenstellen von Gestecken, Kränzen und Blumensträußen aus – und der Umgang mit dem Kunden. „Man muss schon sehr gut zuhören und mit Fingerspitzengefühl nachfragen”, sagt Sylvia Golderer, die ein besonderes Händchen für Orchideen hat. Insbesondere, wenn es Blumen für einen ganz besonderes Anlass sein sollen: Hochzeiten oder Beerdigungen. Gerade dann sind auch seelsorgerische Fähigkeiten beim Kundengespräch gefragt. „Der Kranz für eine Beerdigung sollte im besten Fall Trost spenden und der verstorbenen Person und dem Gedanken an sie zu diesem Anlass gerecht werden, sollte aber von der kompakten Form ohne weiteres abgehen dürfen und leicht wirken“, lässt Simona ihrer Kreativität freien Lauf. Ein Brautstrauß dagegen muss zur Braut und ihrem Kleid und dem Schmuck der Feier passen. Die Mischung aus Intuition und aufmerksames Zuhören lässt ein Bild des Wunschblumenstrauß im Kopf der Floristen entstehen. Leidenschaft, Fantasie, Kreativität und Naturverbundenheit sind Grundvoraussetzung für den Beruf. Die Ausbildung erfolgt dual im Betrieb und in der Berufsschule. Hier lernen die Auszubildenden die Fächer Gestaltung, Farbenlehre und Betriebswirtschaft. Und natürlich die lateinischen Bezeichnungen der Pflanzen. Daneben werden sie in der Kommunikation mit den Kunden geschult. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Abgeschlossen wird sie mit einer Prüfung, die aus einem schriftlichen, einem mündlichen und einem praktischen Teil besteht. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung ist eine Weiterbildung zum Meister oder Meisterin möglich.

Lehrbetrieb

Mülli’s Blumenshop

Kaiser-Franz-Josef-Straße 38, 6890 Lustenau

Telefon: 05577 85216

 

 

Was macht den Beruf aus

 

Simona Bereiter, 16, 2. Lehrjahr

Es ist die Kreativität und die Liebe zur Pflanze, die mich fasziniert. Im 2. Lehrjahr lerne ich alles über Trauerfloristik. Das ist eine Wissenschaft für sich. Bei den Gestecken werden verschiedene Techniken angewandt. Ich mag diese kompakten Trauerkränze nicht und habe meine eigene, schwungvolle Linie entdeckt.

 

 

Sylvia Golderer, Chefin und Ausbildnerin

Das Schöne am Beruf ist die individuelle Gestaltung eines Arrangements, der Umgang mit den Pflanzen und deren Bedürfnissen. Es ist ein Beruf, der sehr viel Fachkenntnis erfordert. Wir helfen mit unserem Beruf, Leute willkommen zu heißen, Liebe wachsen zu lassen, Beziehungen zu kitten oder einfach Danke zu sagen.”

 

 

 

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