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"Bludenz ist nicht die Bronx, noch nicht!"

Auch der Bahnhof in Bludenz gilt als „Brennpunkt“. Nicht nur Frauen haben Angst sich hier in der Nacht alleine aufzuhalten.
Auch der Bahnhof in Bludenz gilt als „Brennpunkt“. Nicht nur Frauen haben Angst sich hier in der Nacht alleine aufzuhalten. ©VN/Hans Günter Pellert
Bludenz - Aufgrund der an­gespannten Situation und einigen gewalt­tätigen Zwischenfällen in der Alpenstadt hat WANN & WO bei Bludenzer ­Gastronomen nach­gefragt.
"Wir fühlen uns nicht mehr sicher"

Der Cruise Club-Betreiber Thomas Krobath hat klare Worte für die Krawalle in Bludenz und Umgebung: „Dieser Zustand ist wirklich bedenklich und traurig zugleich. Leider sind im Moment in Bludenz Krawallmacher unterwegs, denen langweilig ist. Bludenz ist nicht die Bronx, noch nicht! Aber lustig ist es ganz sicherlich nicht. Im Cruise selbst können sich unsere Gäste jedenfalls sicher fühlen. Wir würden unseren Besuchern im Moment empfehlen, ein Taxi zu nehmen.“ Der Clubbetreiber ist ein Kenner der Szene und hat leider auch schon schlechte Erfahrungen machen müssen. „Wir hatten drei Jahre den Rush Club in Bürs und nun schon seit fast vier Jahren den Cruise Club in Bludenz und mussten mit solchen Gruppen leider schon negative Erfahrungen machen. Die Problemorte sind unserer Meinung nach das Dreieck Bahnhof – Straße zum Fohren Center – Rathaus, ein sehr überschaubares Gebiet“, so ­Krobath.

Hausverbot

Grundsätzlich ist aber jeder Gast willkommen, egal woher er kommt, um eine gute Zeit zu erleben. „Wenn ein Gast einmal in eine Schlägerei verwickelt war, bekommt dieser Hausverbot. Wir müssen an dieser Stelle aber auch offen und ehrlich mitteilen, dass viele junge Männer mit Migrationshintergrund wegen oben genannten Gründen Hausverbot haben. Das ist leider so! Allgemein können wir nichts dagegen machen, wenn diese zum Cruise Club kommen. Spätestens bei der Türe ist dann Schluss. Es ist aber dennoch zu betonen, dass es auch Gäste mit Migrationshintergrund bzw. Asylwerber gibt, die sehr wohl wissen, wie man sich normal aufführt. Es wäre unfair, alle in einen Topf zuwerfen“, erklärt der Cruise-Betreiber.

Mehr Polizei

Thomas Krobath würde sich auch mehr Polizeischutz in der Region wünschen: „Leider wurde der Wochenenddienst der Stadtpolizei ersatzlos gestrichen, also eine Streife weniger. Zudem muss nun die Bundespolizei in Bludenz auch noch weitere Talschaften mitbetreuen. Ich habe Verständnis dafür, dass die Polizei mit so wenig Personal nicht überall gleichzeitig sein kann. Die Politik entscheidet über das Budget und muss sich nicht wundern, dass bei weniger Präsenz die Sicherheit und auch das Sicherheitsgefühl seitens der Bevölkerung sinkt.“

Recht auf Sicherheit

Auch von den Maßnahmen, die ge­­troffen werden sollten, hat Krobath eine konkrete Vorstellung: „Wir wünschen uns nicht nur, sondern fordern, die Wiedereinführung des Nachtdienstes der Stadtpolizei Bludenz. Der Steuerzahler hat das Recht auf Sicherheit, auch am Wochenende. Dasselbe gilt für die Bundespolizei im Bezirk Bludenz. Auch hier müsste man die Inspektion mit einem größeren Budget für mehr Personal unterstützen. Bezüglich der Problematik mit den Asylwerbern würden wir vorschlagen, dass es gemeinsam mit der Caritas ein Sozial- und Integrationsprojekt gibt, finanziert vom Land Vorarlberg.“

„Probleme von einigen wenigen verursacht“

WANN & WO hat bei Stephan Winder, Marketingleiter Fohren Center, nachgefragt.

WANN & WO: Wie sehen Sie die Situation in Bludenz? Winder: Es gibt anscheinend eine „neue“ Situation. In dem Kontext nur von Bludenz, Nachtlokalen oder Jugendlichen zu sprechen, wäre schlichtweg falsch, was z.B. der Vorfall in Hard vergangenen Montag untermauert. Wann immer zwei oder mehrere Menschen aufeinander treffen, gibt es Konfliktpotenzial. Generell passiert angesichts der Menschenmengen im Fohren Center recht wenig.

WANN & WO: Wie gehen Sie als Gastronom mit der Situation um? Winder: Die Sicherheit unserer Gäste ist uns sehr wichtig, wofür auch viel investiert wird. Wir haben an Wochenenden immer Securitys und dies stets in angemessener Anzahl. Es wäre uns natürlich lieber, es würde keine brauchen, aber diese Zeiten sind schon lange passé. Das Sicherheitspersonal hat die Aufgabe, Probleme im Lokal möglichst vor deren Auftreten zu erkennen. Gibt es dennoch Probleme mit Gästen, werden diese gemäß den Befugnissen der Sicherheitsleute des Lokals verwiesen und bei Bedarf der Polizei übergeben.

WANN & WO: Welche Maßnahmen würden Sie begrüßen? Winder: Die anscheinend neue Form der Gewaltbereitschaft außerhalb der Lokale erkennen, bewerten und entsprechend reagieren. Somit sind alle Maßnahmen zur Gewaltprävention oder Bekämpfung in oder außerhalb von Bludenz zu begrüßen. Dennoch wollen wir eines festhalten: Jedes einzelne Gewaltdelikt ist eines zu viel und gehört gemäß unserer Gesetzgebung geahndet. Man darf dabei aber trotz der damit verbundenen, verständlichen Emotionen nicht vergessen, dass Tausende Menschen eine gute und friedliche Zeit im Ausgang verbringen und diese Probleme von einigen wenigen verursacht werden.

„Haben Angst, wenn wir am Wochenende arbeiten müssen“

Hanni (Verkäuferin in der Bäckerei am Bludenzer Bahnhof): „Meine Kolleginnen und ich haben Angst, wenn wir am Wochenende oder an Feiertagen arbeiten müssen. In der Bäckerei geht es ja schon um vier, halb fünf los, und da fühle ich mich als Frau auf der Straße unsicher. Der Arbeitsweg am Wochenende ist unheimlich, so ganz in der Früh zum Bahnhof in die Bäckerei zu müssen. Ich habe auch schon die Straßenseite gewechselt, weil mich unheimliche Typen beobachtet haben. Ich wünsche mir eine Streife oder einen Polizisten am Bahnhof, besonders wenn um vier Uhr die Lokale schließen.”

(WANN & WO)

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