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Blockchain jetzt auch im Bankgeschäft im Einsatz

Die ZEntrale der Hypo Vorarlberg in Bregenz.
Die ZEntrale der Hypo Vorarlberg in Bregenz. ©Hypo Vorarlberg
Bregenz - Die Erste Group hat nach eigenen Angaben erstmals in Europa eine Kapitalemission vom Anfang bis zum Ende per Blockchain abgewickelt, ohne parallel dazu auf Papier und Dokumente zurückzugreifen. Die staatliche Autobahngesellschaft Asfinag nahm dabei über ein Schuldscheindarlehen 20 Mio.

Euro auf. Geldgeber waren unter anderem Wiener Städtische Versicherung, Donau Versicherung und Hypo Vorarlberg.

Neu war, dass die Teilnehmer nie zusammenkommen und auch keine Dokumente herumschicken mussten. Alle Informationen wurden in einer Blockchain, einer durch regelmäßige Bestätigung aller Teilnehmer besonders sicheren Datenbank, abgespeichert. Vorteil für alle Teilnehmer: Die Abwicklung geht viel schneller, nämlich in Sekunden statt in Tagen.

Während die Technologie neu und noch in Entwicklung ist, ist die Handhabung für die Teilnehmer unspektakulär: Die Asfinag habe sich eingeloggt, ihre Daten eingegeben und damit den potenziellen Geldgebern ihr Interesse signalisiert. “Das ist wie Einloggen in eine Online-Plattform”, verglich Kathrin Gfall-Gapp, bei der Erste Group für die Dokumentation von Transaktionen zuständig. Auch die Geldgeber können sich einfach einloggen und nach Unterschreiben einer Vertraulichkeitserklärung ihr Interesse kundtun. Ein wenig sei es, wie das Ausfüllen eines Standardformulars.

Während bei einer öffentlichen Blockchain wie Bitcoin alle Informationen für jeden Menschen weltweit abzurufen sind, handelt es sich hier um eine “private Blockchain”. Nur die Teilnehmer können sie einsehen und auch sie sehen nicht alles. Das Orderbuch etwa sehen die Teilnehmer nur anonymisiert. Schließlich muss das Bankgeheimnis gewahrt bleiben.

Die ganz große Erleichterung bringt die Blockchain-Emission den Emittenten: Sie müssen nur mehr zwei Mal clicken, um beliebig viele Verträge zu bestätigen. Die Vereinfachung dürfte dazu führen, dass auch wesentlich kleinere Emissionen möglich werden. Bisher liegt die Untergrenze bei etwa 20 Mio. Euro. Künftig wird sich das Schuldscheindarlehen wohl schon für 500.000 bis 1 Mio. Euro rechnen, erwartet Ivan Petrov, Head of Corporate DCM in der Erste Group.

Das einzige, was noch Zeit braucht, ist die Entscheidungsfindung der beteiligten Menschen. Daher werden die Orderbücher wohl auch künftig noch einen oder mehrere Tage offen bleiben. Die Transaktionen selber bis hin zur Vertragsausfertigung dauern dann aber nur mehr Sekunden.

Die Erste Group hofft nun auf weitere Interessenten für Transaktionen über ihre “Permissioned Blockchain-Plattform”, einer nicht-öffentlichen Plattform, auf der alle Benutzer und Komponenten bekannte Identitäten haben. “In drei bis fünf Jahren wird sich der Markt zum Großteil auf Plattformen abspielen”, ist Bernhard Leder, Head of Group Markets Origination and Funding, überzeugt. Die Plattform sei offen für andere Emittenten aber auch Banken und Kapitalgeber.

(APA)

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