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Blindes Vertrauen ist wieder erlaubt

Stefan Vögel und George Nussbaumer sind bereits beim Landeanflug zu „Flugblind“.
Stefan Vögel und George Nussbaumer sind bereits beim Landeanflug zu „Flugblind“. ©Oliver Lerch
Götzis - Weil man beim Fliegen ohnehin kaum noch Freiheit verspürt, gibt es dieses Kabarett.

Ein Gespräch mit dem Musiker, Komponisten und nun auch Kabarettisten George Nussbaumer ist fast so aufbauend wie der Kabarettabend selbst. Jedenfalls agiert der bekanntermaßen blinde Vorarlberger Künstler mit derart viel Witz, Verstand und einer entwaffnenden Ehrlichkeit, dass man es gar nicht beschließen möchte. Als er vor zwei Jahren mit Stefan Vögel das Projekt „Blindflug“ startete, war zwar zu ahnen, dass es zu einem richtigen Höhenflug ausarten würde, überrascht hatte Nussbaumer der Erfolg dann doch. „Ich hatte mir gar nicht zugetraut, so viele Aufführungen durchzustehen“, gibt er offen zu, inzwischen macht es ihm einfach Spaß. In einer überaus motivierenden positiven Stimmung befinde er sich nun kurz vor dem Start von Teil zwei, der den Titel „Flugblind“ trägt, den er sich bereits ursprünglich ausgedacht hatte.

Ein Wermutstropfen mischt sich nur deshalb ins Hochgefühl, weil sich ein derartiger Run auf die Tickets bei rein musikalischen Darbietungen – dem eigentlichen Metier von Nussbaumer – bei uns noch nicht abspielt. „Der Musikfan ist eben eher ein Individualist“, tröstet sich der Blues- und Jazz-Meister selbst, dem es allerdings auch entgegenkommt, auf der Kabarettbühne einmal so richtig böse zu sein, dann, wenn es bei Stefan und George etwa ums Thema Geld geht, um Profilierungsneurosen, die die beiden in verschiedenen Fassetten durchspielen. Berührungsängste abbauen nennt er einen durchaus intendierten Effekt des Programms. Die Leute sollen im Umgang mit Behinderten Hemmungen verlieren, selbstverständlich nicht den Respekt.

Herzen öffnen

Als ihn Stefan Vögel einmal nach einer Aufführung durchs Publikumsfoyer führte und eine Besucherin meinte „dia spieland jo no witar, dia Koga“, habe ihn das nur sehr berührt, beteuert er, und im Grunde genommen gleich in mehrfacher Hinsicht im Tun bestätigt. George Nussbaumer ist authentisch. Das kommt an. Und „Blindflug“, den ersten Teil des Projekts, gibt es nun auf DVD. Auch die Erläuterungen für Blinde und Sehende öffnen jedem das Herz.

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