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Bischof Erwin Kräutler wird 70

Brasilia/Koblach - Der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler wird am 12. Juli 70 Jahre alt, wie Kathpress meldete. Der von der Befreiungstheologie geprägte Vorarlberger ist vor allem für seinen unermüdlichen Einsatz für die marginalisierten Indios, Kleinbauern und Landarbeiter bekannt.

Seit 1981 ist er Bischof der Prälatur Xingu, der mit 350.000 Quadratkilometern und 400.000 Einwohnern flächenmäßig größten Diözese Brasiliens.

Kräutler wurde am 12. Juli 1939 in Koblach in Vorarlberg geboren; nach der Matura (er war ein Schulkollege des früheren Feldkircher und heutigen St. Pöltner Bischofs Klaus Küng) trat er in die Kongregation der Missionare vom Kostbaren Blut ein und studierte in Salzburg Theologe und Philosophie. Am 3. Juli 1965 wurde er zum Priester geweiht. Noch im selben Jahr ging er als Missionar ins brasilianische Amazonasgebiet.

Am 7. November 1980 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Bischof-Koadjutor für die Prälatur Xingu ernannt, deren Bischof damals sein Onkel Erich Kräutler war. Am 25. Jänner 1981 wurde er zum Bischof geweiht, am 2. September 1981 trat er die Nachfolge seines Onkels an.

Die Sorge des Bischofs gilt sowohl den Indios als auch den Hunderttausenden marginalisierten Kleinbauern und Landarbeitern seiner Diözese, deren Rechte er gegen die großen agro-industriellen Konzerne verteidigt. Bischof Kräutler ist Träger zahlreicher österreichischer und internationaler Auszeichnungen. Er setzt sich unbeirrt für die Menschen und die Umwelt ein; auch wenn er Morddrohungen bekommt und seit drei Jahren unter Polizeischutz steht.

1983 wurde Kräutler international bekannt als “der verprügelte Bischof”, als er wegen Teilnahme an einer Solidaritätsaktion von der Militärpolizei festgenommen und verprügelt wurde. Am 16. Oktober 1987 wurde der Bischof durch einen inszenierten Unfall schwer verletzt: Ein Kleinlastwagen hatte frontal sein Auto gerammt.

Der Amazonas-Bischof erlebt auch immer wieder Erfolge. Von 1983 bis 1991 war Kräutler Präsident des Indianermissionsrats der Brasilianischen Bischofskonferenz (CIMI), seit 2006 hat er das Amt wieder inne. Bei der verfassunggebenden Versammlung 1987 setzte er sich dafür ein, dass die Rechte der Indianer in der Verfassung verankert werden. Es helfe zwar weiter, dass man sich nun auf das Gesetz berufen kann, andererseits habe es zu neuen Konflikten geführt, sagt Kräutler heute: “Die Indianer sitzen in Gebieten mit Bodenschätzen, die die ‘latifundistas’ nützen wollen.”

In seinen 840 Gemeinden ist der meist leger gekleidete Bischof überaus beliebt. Ob am Flughafen oder im Regenwald – er wird erkannt und mit einem “Oi, bispo” (Hallo, Bischof) begrüßt. Wenn bei Pfarrvisitationen und sonstigen Gemeindebesuchen Plakate hochgehalten werden mit Botschaften wie “Dein Leid ist auch unser Leid, Bischof Erwin, wir lieben Dich”, dann sei er sich sicher, dass das Reich Gottes hier und jetzt beginne. Mit diesem Rückhalt hält er es auch aus, rund um die Uhr von Sicherheitsleuten beschützt zu werden.

In seinem Buch “Mein Leben ist wie der Amazonas” schreibt Kräutler: “Ich spüre die Ohnmacht angesichts so vieler Ungerechtigkeit und bin empört über all die Ausbeutung und Plünderung der Menschen und ihrer Mit-Welt.” Aber trotz aller Anfechtungen betont Kräutler, dass er als junger Priester freiwillig nach Brasilien gegangen sei: “Ich werde das durchziehen, bis ich 75 bin” – er also das kanonische Alter für die Abdankung von Bischöfen erreicht hat.

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