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Bischof Erwin Kräutler zu Gast bei Raiffeisen

Bischof Erwin Kräutler mit Hadwig Schmid, der "Grand Dame" von Raiffeisen Frastanz.
Bischof Erwin Kräutler mit Hadwig Schmid, der "Grand Dame" von Raiffeisen Frastanz. ©Helmut Köck
115. Generalversammlung

Frastanz. Im vollbesetzten Adalbert-Welte-Saal konnte AR-Vorsitzender Gert Krismer zahlreiche Kunden, Gesellschafter, Mitarbeiter und Ehrengäste zur 115. Generalversammlung der Raiffeisenbank Frastanz-Satteins begrüßen. Als besonderen Ehrengast durfte er Bischof Erwin Kräutler willkommen heißen.

Für die Region da

Vorstand Günther Hirschfeld verstand es, in klaren Worten die momentane wirtschaftliche Situation zu beleuchten. Der Wirtschaftsmotor “brumme” in Mittel- und Nordeuropa. Aber aufgrund der steigenden Rohstoffpreise verstärkt durch die riesigen Verschuldungsprobleme der EU-Länder, steige die Inflation. “Sie aber können gegensteuern durch Einkaufen “zu Hause” und Aufträge an Unternehmen in der Region vergeben. Das stärkt die Infrastruktur und sei gut für die Ökobilanz und die Menschenrechte. Und gerade Raiffeisen fördere die lokale Bevölkerung als Dienstleister und Nahversorger. Wir betrachten uns als wichtigen Teil der Gesellschaft und seit 120 Jahren liegt uns das Wohl der Region am Herzen “, so Direktor Hirschfeld.

Erfolgreiches 2010

Direktor Markus Prünster präsentierte den Jahresabschluss 2010, der wiederum ein erfolgreiches Geschäftsjahr vorwies. Der von Landesdirekor Wilfried Hopfner vorgelegte Revisions- und Jahresabschlussprüfungsbericht wurde dann einstimmig von der GV angenommen und Vorstand und Aufsichtsrat entlastet. Ebenso zügig erfolgte die einstimmige Wiederbestellung der Aufsichtsräte Alexander Krista, Anton Mähr,
Thomas Berchtel und Gert Krismer. Eine nette Blumen Überraschung gab es für Hadwig Schmid, die nach 38 Jahren bald in den Ruhestand wechselt und für viele Frastanzer einfach die “Grand Dame” von Raiffeisen ist.

Kämpferischer Kräutler

Bischof Erwin Kräutler, der zur Zeit in vielen Pfarren als Firmspender unterwegs ist, verstand es anschließend, die vielen Besucher bei seinem Vortrag in seinen Bann zu ziehen. Es wurde fast mäuschenstill im Saal, als nach einer kurzen Filmeinspielung der Bischof aus Altamira, der größten Diözese Brasiliens, das Wort ergriff. “Wir müssen einfach wieder lernen, dass wir wieder miteinander können und füreinander da sind und nicht immer wieder fragen, was bringt mir das”, so einleitend der Bischof.

Region liegt mir am Herzen

So wie Raiffeisen die Region am Herzen liege, so liege auch ihm die Region und speziell das Volk, die indigenen Völker in Brasilien am Herzen und er kämpfe seit 1981 als Bischof der Prälatur Xingu für diese Menschen. Seit den siebziger Jahren sei die Bevölkerung stark gestiegen und habe heute an die 105.000 Einwohner. Die Probleme seien daher viel größer geworden, speziell auch durch Brandrodungen des tropischen Regenwaldes. Der Vorarlberger Bischof erhielt daher kürzlich den Alternativen Nobelpreis für seine lebenslange Arbeit für die Menschen- und Umweltrechte indigener Völker, und seinen unermüdlichen Einsatz gegen die Zerstörung des Amazonas Regenwaldes.

“Mit diesem Preis habe ich auch eine internationale Rückendeckung für meine Arbeit erhalten. Seit 2006 stehe ich unter Polizeischutz und es gibt keinen einzigen Augenblick, wo ich in Altamira ohne Begleitung bin. Wenn alle Stricke reißen, dann muss man sich beim Bischof beklagen, sagt ein brasilianisches Sprichwort. Und ich kümmere mich dann einfach um diese Menschen, ganz gleich ob Katholik oder nicht, denn der Mensch ist ja in Not, oft geht es um Leben und Tod und ich muss einfach was tun”, so Kräutler. Als die Bedrohungen gegen seine Person immer ärger wurden, habe er unzählige Liebeserklärungen erhalten, wie z.B. ein Transparent in einer Kirche mit der Aufschrift, “Dein Leid ist auch unser Leid, bitte mach weiter, wir lieben dich”.

30.000 vor Umsiedelung

Er sei nicht gegen die Wasserkraft. Aber das, was mit dem geplanten Bau von Belo Monte gemacht werde, sei keine saubere Energie. Mit dem Bau des Staudammes mit 1.640 m Länge und 93 m Höhe werde den indigenen Völkern das Land gestohlen oder überflutet. Erdverschiebungen in der Größe des Panamakanals seien notwendig und bis zu 30.000 Menschen müssten in der Folge umgesiedelt werden. Das Wasser für ihren Fischfang, für die Transportwege würde somit entzogen.

“Ich kenne diese Leute, Männer Frauen, Kinder, alte Leute, die hier wohnen und bis heute nicht wissen, wo sie hin sollen. Mit der Baugenehmigung für das Kraftwerk lüge die brasilianische Regierung die Welt an. Namhafte Wissenschaftler rieten der Regierung von diesem Projekt ab, da es Konsequenzen habe, die heute noch gar nicht absehbar seien. Sechzig Auflagen wurden gestellt, aber keine werde eingehalten und so gäbe es eklatante Verfassungsbrüche und Verletzung der Menschenrechte”, so kämpferisch der Bischof.

Gottvertrauen

“Trotz 600.00 Unterschriften, Vorsprechen beim Minister – es seien keine Antworten gekommen, die Regierung sei einfach der Ansicht, dieses Projekt müsse einfach durchgeführt werden. Ich weiß nicht wie es weitergeht und auch nicht wie die Indios oder die jungen Leute reagieren, wenn die Bagger auffahren werden. Ich bin nicht alleine, und es wird viele Leute geben, die auf die Barrikaden gehen werden. Aber es ist mein Sendungsauftrag als Bischof das mitzutragen. Und ich vertraue auf Gott, und mein Vertrauern ist größer als alle Angst”, so Erwin Kräutler in seinem Resümee.

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