Bioabfälle: So hilft KI bei der Mülltrennung

In jenen Lkw, die den Biomüll sammeln, überwachen Handykameras den jeweiligen Schüttraum. Nach dem Einwurf des Tonneninhalts erfolgt automatisiert ein Abgleich mit einer Datenbank. So werden bis zu 40 verschiedene Störstoffe ohne menschliches Zutun erkannt. "Mit einer Genauigkeit von 96 Prozent", wie Brantner-Geschäftsführer Stefan Tollinger bei einer Werksbesichtigung vor Journalisten ausführte. Jeder Tonneninhalt wird im Anschluss bewertet, später erfolgt auch eine Gesamtschau der jeweiligen Tour bzw. der betroffenen Region.
"Faktor Mensch" erschwert die Verwertung von Bioabfällen
Während aus einem guten Teil davon wieder neue Ressourcen erzeugt werden können, landen aufgrund des "Faktors Mensch" 700.000 Tonnen pro Jahr fälschlicherweise im Restmüll und können dann nur noch thermisch verwertet werden. Auch im Biomüll selbst finden sich immer wieder zahlreiche Störstoffe. Die Firma Brantner hält im und um das Kompostwerk in Krems-Gneixendorf mit moderner Technologie dagegen.
Brantners "Erdenreich" verarbeitet pro Jahr 35.000 Tonnen Biomüll
Vor den Toren von Krems werden in Brantners "Erdenreich" auf einem 33.000 Quadratmeter umfassenden Areal pro Jahr bis zu 35.000 Tonnen biogene Abfälle verarbeitet und zu Komposten und Erde abgemischt. Verzahnte Systeme regulieren Temperatur, Feuchtigkeit und Luftbewegungen und sollen so für einheitliche Produktionsverhältnisse sorgen.
"Wir wissen nicht, wem die einzelne Tonne gehört"
Ziel sei zu wissen, in welchen Gegenden beim Thema Mülltrennung noch Nachschärfungen notwendig seien. "Datenschutz ist dabei das oberste Prinzip", bekräftigte Tollinger. "Wir wissen nicht, wem die einzelne Tonne gehört und wollen das auch gar nicht." Acht mit Kameras ausgestattete Fahrzeuge seien aktuell unterwegs, es gebe eine Zusammenarbeit mit den Städten Innsbruck und Klagenfurt.
Auch schon Autobatterie und Motorradhelm im Biomüll gefunden
Das Prinzip klingt einfach - je sortenreiner der Biomüll gesammelt wird und je weniger Störstoffe beinhaltet sind, desto leichter ist später die Verarbeitung. Brantner hat für Letzteres in Krems-Gneixendorf und nur unweit der alten Anlage ab 2021 in Summe rund 7,7 Millionen Euro ins "Erdenreich" investiert. Herzstück und erklärter "Gamechanger" im Ablauf ist eine Siebanlage, die am Ende des Kompostierungsvorgangs letzte Störstoffe quasi ausspuckt. Kostenpunkt: 750.000 Euro. Zum Sortieren gibt es genug, gefunden wurden laut Tollinger im Biomüll auch schon eine Autobatterie sowie ein Motorradhelm.
Rund 700.000 Tonnen biogene Abfälle landen jährlich im Restmüll
In Sachen Wiederverwertung von Biomüll ist für den Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) ein Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht - im Gegenteil. Auch mit Verweis auf eine eigens beauftragte Studie (Durchführung: Marketagent.com, befragt wurden von 31. August bis 6. September 1.000 Personen, die Kernzielgruppe lag im Alter von 14 bis 75 Jahren) konstatierte VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly, dass sich im Restmüll jährlich rund 700.000 Tonnen biogene Abfälle befinden. Die gehören dort nicht hin und können nur mehr verbrannt werden. Jüly sprach von einer "viel zu hohen Zahl", die "sehr schockierend" sei. Bioabfall im Restmüll zu platzieren "ist aus meiner Sicht kein Kavaliersdelikt".
Forderung nach verpflichtender Biotonne für jeden Haushalt
Gefordert wurde daher seitens der Politik eine verpflichtende Biotonne für jeden Haushalt. Setzen wollen VOEB und Brantner generell aber eher auf Bewusstseinsbildung und Belohnungssysteme und weniger auf Sanktionen.
Ein Thema bei der Mülltrennung sei auch die Wohnortnähe: Laut Studie müssen vier von zehn Österreicherinnen und Österreichern ihren jeweiligen Bioabfall zur nächsten öffentlichen Tonne bringen. Vor allem in Wien sei dies ein Punkt, hier legten 59 Prozent der Befragten einen solchen Weg zurück. Von 81 Prozent der Studienteilnehmer sei der Wunsch nach einer eigenen Biotonne im Haushalt oder in der Hausgemeinschaft erklungen.
(APA/Red)
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