Bildende Künstler aus dem Bezirk Feldkirch. Harald Gfader (60) “Die bildende Kunst hat ihre Unschuld verloren”
Die aktuelle Ausstellung des charismatischen Malers Harald Gfader in Singen am Bodensee, der dieses Jahr einen runden Geburtstag feierte, wartet corona-bedingt auf die Eröffnung. Das Atelier des Künstlers ist übervoll mit Tischen, Farben, Schreibmaschinen, Leinwänden, fertigen und noch nicht fertig gestellten Bildern. Bei vielen Schriftstellern führt Chaos am Schreibtisch zur Inspiration, warum sollte es bei bildenden Künstlern nicht genauso sein. Gfaders Ideen liegen auf den Zeichentischen. Er kreiert Texte auf alten Schreibmaschinen, was ihm gerade durch den Kopf geht. „Poesie, Malerei und Sprache fließen ineinander. Ich ordne meine Ideen, mache kleine Skizzen. Ideen habe ich genügend, ich suche mir die, welche im Moment am stimmigsten sind“, erklärt Harald Gfader. Schon das Vorbereiten der Leinwand dauert lange. Der Künstler baut sie in Schichten auf. Dort setzt er seine Impulse um, das was ihn anspricht. „Früher habe ich in Serien gearbeitet, das hat mich für Neues blockiert. Jetzt hole ich die Impulse und bin schneller beim Bild“, erklärt der Künstler. Das Räumliche in der Malerei wäre ein wichtiges Element, denn wenn der Künstler keinen Raum schafft, kann er auch den Betrachter nicht zum Lesen einladen. „Welche Farbe ich in welchem Zusammenhang warum verwende ist für mich sehr wichtig. Ich mache alle meine Farben selbst. Bei meinen Werken geht es um die Befindlichkeit, ich lebe meine Bilder“, erläutert Gfader, der an der Akademie für angewandte Kunst in Wien Malerei studierte und dort auch seine ersten Ausstellungen hatte, bevor er wieder nach Vorarlberg kam.
Meinungsfreiheit
Harald Gfader nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Anerkennung bildender Künstler in Vorarlberg geht. „Wir haben zu wenige Galerien im Lande und es darf nur der ausstellen, der schon einen Namen hat. Wenn ein Künstler international ist, dann kauft das Land ihn gerne ein. Ich behaupte, es gibt bei uns genügend sehr gute Künstler, die diesen Leuten sehr wohl das Wasser reichen können“, erklärt Gfader. Der Künstler, der auch Leiter des milk-ressorts in Göfis ist, wünscht sich eine dem Können der Künstler entsprechende Wertschätzung von der Öffentlichkeit und eine gut verständliche Kunstkritik. Weil es ihm daran fehle, mache er seine Vernissage-Reden immer selbst. Es ginge nicht darum, dass ein Künstler sich selbst in den Mittelpunkt stellt, sondern auch seine Kunst, die er der Kritik preisgibt. „Es kann nicht sein, dass wir, weil wir es uns leisten können, Kunst über das Internet kaufen, aber nicht wissen was ein paar Kilometer von uns entfernt Großartiges in den Ateliers entsteht. Wir haben keine Kunstszene in Vorarlberg, sondern ein Milieu. Eine Szene offeriert, stellt sich und übt Dialog, während ein Milieu sich nicht stellt, aber hinter vorgehaltener Hand redet“, äußert sich Harald Gfader. Leider hätte die bildende Kunst ihre Unschuld verloren, weil es hauptsächlich darum ginge wie viel ein Bild wert sei. Der Künstler prophezeit, dass nach Corona, sofern es ein ‚nach‘ gibt, ein gesellschaftlicher Wandel stattfinden werde, die Leistung eines Künstlern müsse honoriert und nicht nur nach dem Preis bewertet werden.
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