Von Anja Förtsch/Wann&Wo
„Die ersten ein, zwei Tage lang gab mir die Uniform schon ein komisches Gefühl. Aber mittlerweile ist es total angenehm – vor allem, weil man nicht mehr jeden Tag überlegen muss, was man zur Arbeit anziehen soll“, erzählt Anna Meixner lachend. Und spricht dabei von ihrer Polizeiausbildung, die sie seit Dezember absolviert. Vor ihr liegen jetzt zwei Jahre Theorie und Praxis: Von Konfliktmanagement über Dienstrecht bis hin zu Fremdsprachen, von Streifendienst über Verkehrskontrollen bis hin zu Schießtraining. Und damit etwas ganz Anderes als ihr Studium in Pferde- und Landwirtschaft. „Nach meinem Bachelor hatte ich das Masterstudium bereits angefangen“, erzählt die 27-Jährige im Gespräch mit WANN & WO. „Aber dabei habe ich schnell gemerkt: Das will ich ja gar nicht.“ Gerade als Bergrettungsmitglied habe sie schon immer mit dem Gedanken gespielt, zur Polizei zu gehen. „Also habe ich mich schließlich beworben und die Aufnahmeprüfung gemacht – heimlich, weil ich keinen Druck von außen wollte“, erinnert sie sich grinsend. Anna bekam die Zusage, den Ausbildungsplatz und schließlich die langersehnte Uniform. Auf sie warteten zunächst zwölf Monate „beinharte Theorie“, der erste Teil der Polizeiausbildung, bevor es an die Praxis geht.
Das Risiko fährt mit
Diese Praxiszeit liegt bereits hinter Marcel Fitz. Der 34-Jährige steht bereits kurz vor dem Ende seiner Polizeiausbildung. Die ergab sich zugegebenermaßen nicht aus einem Kindheitstraum, sondern nach reiflicher Überlegung und vielen Gesprächen mit befreundeten Polizisten. „Ich habe zuerst Tischler gelernt und dann als Brandschutztechniker gearbeitet. Ich habe zuletzt beobachtet, wie viele aus meinem Freundeskreis zur Polizei gewechselt sind und schließlich hat mich das auch immer stärker angezogen.“ Dass er die Ausbildung erst relativ spät begonnen hat, sieht er nicht als Nachteil. „Ich denke, hin und wieder kann man in diesem Beruf von der eigenen Lebenserfahrung profitieren, gerade wenn es etwa um den Umgang mit Menschen geht.“
Kritik von Kollegen
Aber wie gehen Freunde und Familie mit der Berufswahl von Marcel und Anna um – schließlich gibt es Menschen, die der Polizei gegenüber nicht gerade freundlich eingestellt sind. „In meinem Bekanntenkreis gab es ein, zwei Personen, die mich verurteilt und sich abfällig geäußert haben“, schildert Marcel. „Ich habe versucht, in Gesprächen zu klären, woher dieses Bild kommt, ob sie einmal persönlich schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben. Es waren aber eher grundlose Meinungen, die sich nicht ändern ließen. Von meinem Weg abgebracht hat es mich nicht.“ Ablehnung hat Anna nicht erfahren, auch keine übermäßigen Sorgen um ihre Sicherheit: „Zwar ist das Risiko hierbei höher, aber es kann in jedem Job etwas passieren.“ Stichwort Job und Privatleben: Begehen die Beiden trotzdem einmal kleine Alltagssünden wie fünf Stundenkilometer zu schnell fahren oder zwei Meter neben dem Zebrastreifen die Straßenseite wechseln? Marcel antwortet mit einem Grinsen: „Man bleibt ja trotzdem ein Mensch.“ Und Anna setzt hinzu: „Solange es nichts Schlimmeres ist.“
Zwei Tage auf Herz und Nieren: Der Auswahltest
Das Auswahlverfahren für die Polizeiausbildung wurde neu strukturiert und dauert jetzt nur noch zwei Tage, statt mehrerer Monate. Am ersten Tag erfolgt die psychologische Eignungsdiagnostik, das klinisch psychiatrische Testverfahren und der Sporttest aus Achterlauf, Liegestütze und Pendellauf. An Tag zwei stehen die ärztliche Untersuchung und das Eignungsinterview durch eine 3er-Kommission an.
(Text: Anja Förtsch/Wann&Wo)
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