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Betrug? Anzeige gegen Rotes Kreuz und Gozzi

Verdacht: Schwerer gewerbsmäßiger Betrug
Verdacht: Schwerer gewerbsmäßiger Betrug ©VOL.AT
Das Rote Kreuz Vorarlberg steht im Verdacht, vom Bund bezahlte Antigen-Test-Kits für kostenpflichtige Tests bei Firmen zu verwenden.

Von Günther Bitschnau (wpa)

Rund um die insbesondere vom Roten Kreuz Vorarlberg hierzulande massenhaft durchgeführten kostenlosen Antigen-Tests auf Covid-19 gibt es jetzt eine erneute Strafanzeige bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien. Sie ist nicht zu verwechseln mit der bereits vor wenigen Wochen bekannt gewordenen Strafanzeige.

Die am 25. Februar 2021 eingebracht Strafanzeige beziehungsweise Sachverhaltsdarstellung richtet sich dieses Mal als Verdächtige gegen den Landesverband des Roten Kreuzes Vorarlberg und gegen Roland Gozzi, den Covid-19-Beauftragten dieser Rettungsorganisation. Die Strafanzeige liegt der wpa-Redaktion vor, gleich wie die elektronische Eingangsbestätigung bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft.

Tests den Unternehmen verrechnet?

Das Rote Kreuz wird darin verdächtigt, die vom Bund für die kostenlosen Massentests der Bevölkerung unentgeltlich zur Verfügung gestellten Antigen-Test-Kits auch für kostenpflichtige Tests bei Firmen zu verwenden und diese dort dann auch zu verrechnen. Solche organisierten Testungen vor Ort werden vom Roten Kreuz in Vorarlberg angeboten und durchgeführt. Sie sind im Unterschied zu den Massentests der Bevölkerung für diese Firmen jedoch kostenpflichtig. Dabei sollen sich die vom Roten Kreuz verrechneten Preise nebst einer Anfahrtspauschale auf 15 Euro bis 29 Euro pro Antigen-Test belaufen, heißt es in der Sachverhaltsdarstellung.

Verdacht: Schwerer gewerbsmäßiger Betrug

In der Sachverhaltsdarstellung ist deshalb vom "begründeten Verdacht" die Rede, wonach es sich hier um schweren gewerbsmäßigen Betrug handeln könnte. Zudem sei der vom Roten Kreuz angeführte soziale und gemeinnützige Zweck bei Verdachtserhärtung damit nicht in Einklang zu bringen.

AMZ-Projektleiter hat die Strafanzeige eingebracht

Eingebracht hat die Strafanzeige Thomas Eggenburg, der Projektleiter des privaten Corona-Testcenters AMZ in Röthis. Er habe dies als Privatperson getan, so Eggenburg auf wpa-Anfrage. "Mir liegen gesicherte Informationen und Aussagen direkt aus dem Roten Kreuz Vorarlberg und aus dem unmittelbaren Umfeld vor, die diesen Verdacht bestätigen", so Eggenburg. Die Rettungsorganisation würde für die kostenpflichtigen Testungen bei Firmen auch die vom Bund unentgeltlich zur Verfügung gestellten Test-Kits verwenden, die eigentlich für die kostenlosen Covid-19-Teststraßen vorgesehen seien. "Die stammen alle aus dem gleichen Lager."

Man gehe aufgrund der Insider-Informationen davon aus, dass beim Roten Kreuz Vorarlberg diesbezüglich buchhalterisch nicht getrennt werde und es keine Rolle spiele, ob die vom Bund zur Verfügung gestellten Antigen-Test-Kits entweder für die kostenlosen Massentests in der Bevölkerung oder für die kostenpflichtigen Tests bei Firmen verwendet werden, sagte Eggenburg.

Davon unabhängig geht Eggenburg in seiner Kritik noch weiter: "Das Rote Kreuz bekommt diese Antigen-Test-Kits vom Bund zur Verfügung gestellt, um damit kostenlose Massentestungen in der Bevölkerung durchzuführen. Und nicht, um sich damit zusätzliche Einnahmen durch separate Testungen zu sichern."

Rotes Kreuz will sich nur in einem allfälligen Verfahren äußern

Beim Roten Kreuz Vorarlberg heißt es dazu auf wpa-Anfrage: "Wir geben keine Stellungnahme zu laufenden Strafanzeigen ab, sondern werden alles, was notwendig ist, im Zuge der Ermittlungen bzw. des Verfahrens bekanntgeben."

Etwa 40 Antigen-Tests pro Stunde

Die wpa-Redaktion hat sich bei Insidern der Antigen-Test-Branche in Vorarlberg umgehört. Ein erfahrener und schneller Antigen-Tester könne pro Stunde maximal etwa 40 Personen testen. Bei zumindest 15 Euro pro Test und 40 Testpersonen würde sich die Rechnung für ein x-beliebiges Unternehmen auf 600 Euro pro Stunde Testbetrieb belaufen. Der Preis pro Test hängt offenbar von der Anzahl der zu testenden Personen ab. Werden weniger Personen getestet, steige dafür der Preis pro Person, wie es heißt. Anfahrtspauschalen oder allfällige Personalpauschalen sind da noch nicht eingerechnet.

(Quelle: Wirtschaftspresseagentur)

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