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Betrugsprozess um gefälschte Picasso-Gemälde in Wien wurde eröffnet

In Wien fand ein Prozess um Betrug mit gefälschten Picasso-Bildern statt
In Wien fand ein Prozess um Betrug mit gefälschten Picasso-Bildern statt ©APA (Sujet)
Der Fall hat im Herbst 2014 für Schlagzeilen gesorgt: Ausgerechnet in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus sollte im Hinterzimmer eines Lokals ein Picasso-Gemälde den Besitzer wechseln. Der Interessent entpuppte sich jedoch als verdeckter Ermittler der Polizei.
Bande bot "Picassos" an
Die Picasso-Fälschungen

Gegen die Verkäufer wurde am Dienstag in Wien der Prozess eröffnet. Vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Andrea Philipp) mussten sich ein 52-jähriger Mann, der in Wien zehn Jahre lang ein Lokal betrieben hatte, mit dem er in die Pleite schlitterte, und ein 47 Jahre alter Wiener verantworten, der die Frage nach seiner beruflichen Tätigkeit mit “Teilzeit-Kaufmann” beantwortete.

Angeklagte mit Betrugs-Vergangenheit

Mehrere Jahre verbrachte er wegen diverser Betrügereien im Gefängnis, auch der Zweitangeklagte weist dahin gehend einschlägige Erfahrungen auf.

Im Jahr 2013 will der 52-Jährige von einem Bekannten in Serbien mehrere Gemälde erhalten haben, die angeblich aus dem Besitz eines 80-jährigen Diplomaten stammten. Dieser Freund habe ihm die vermeintlichen Werke von Pablo Picasso übergeben, damit er in Wien nach Käufern suche, behauptete der Montenegriner im Grauen Haus. Auch mit dem Eigentümer habe er zwei bis drei Mal telefoniert. Für den Fall eines erfolgreichen Geschäftsabschlusses sei ihm eine Provision zwischen fünf und zehn Prozent versprochen worden: “Ich habe die Möglichkeit gesehen, etwas Geld zu verdienen. Hätte ich Nein sagen sollen?”

Falsche Picassos vermittelt

Da der 52-Jährige nicht über entsprechende Kontakte verfügte, wandte er sich an den 47-jährigen Wiener, den er in einer Pizzeria in Favoriten kennengelernt hatte. Dieser fotografierte die insgesamt vier kleinformatigen Werke “Frau mit Tier”, “Umarmendes Paar”, “Zwei Figuren” und “Männlicher Kopf mit Krone” mit seinem Handy, legte sie im Speicher ab und hörte sich nach Interessenten um.

Angeklagtem gefielen Gemälde nicht

Nach seiner Haftentlassung – der 47-Jährige war Ende März 2013 aus dem Gefängnis gekommen – habe er sich auf die Vermittlung von Autos, Versicherungen und ähnlichem spezialisiert, betonte er. Mit Kunst kenne er sich nicht aus: “Ich habe null Ahnung gehabt.” Abgesehen davon entspreche “dieser komische König, diese Frau, abstraktes Zeug” nicht “meiner Geschmacksrichtung”.

Prozess um schweren Betrug

Dessen ungeachtet habe er ebenso wie der als Komplize Mitangeklagte die Bilder für echt gehalten. Immerhin sei die Signatur von Picasso zu sehen gewesen, es habe auch Echtheitszertifikate gegeben. “Das sind nicht einmal Fälschungen! Das sind Bilder, die Picasso so nie gemalt hätte”, hielt dem Staatsanwältin Caroline Bacher entgegen, die den Angeklagten versuchten schweren Betrug vorwirft.

Der renommierte Kunsthändler Herbert Giese bezeichnet die Werke in seinem Sachverständigen-Gutachten als “dilettantischste Fälschungen”. Was Stil, Komposition und Realisierung betrefft, wäre man weit “vom Vorbild Picassos entfernt.”

Picasso sollte 300.000 Euro kosten

Bei der Suche nach einem Käufer für die angeblichen Picasso-Gemälde stieß der 47-Jährige auf einen verdeckten Ermittler. Dieser gab Interesse an einem konkreten Bild vor, für das laut Anklage 300.000 Euro verlangt wurden. Als am 24. April 2014 das Geschäft in dem Lokal in der Märzstraße finalisiert werden sollte – die Angeklagten hatten sämtliche vier Bilder dabei -, klickten die Handschellen.

“Die Geschichte ist genau so blöd wie sie klingt. Unfassbar. Das sind Glücksritter, die klammern sich an jeden Strohhalm, wo sie ein bisserl ein Geld verdienen können”, meinte Verteidiger Werner Tomanek über die Angeklagten. Sein Mandant – der gebürtige Montenegriner – könne einen Picasso nicht von einem Hundertwasser oder einem Waldmüller unterscheiden. “Und um 300.000 Euro gibt’s nicht einmal eine Unterschrift vom Picasso auf einem Bierdeckel”, bemerkte der Anwalt.

Betrugs-Absicht bestritten

“Wir wollten nur wen finden, der eine Ahnung von Kunst hat und uns sagt, ob das Bild echt ist. Das haben wir leider nicht geschafft”, beteuerte der 47-Jährige, man habe den Käufer nicht betrügen wollen. Seine Absicht wäre es gewesen, bei einer Einigung das Werk bis zum Eingang des Kaufpreises bei einem Notar zu deponieren und vor der Übergabe noch die Authentizität klären zu lassen.

Auf die Frage, warum er nicht bereits im Vorfeld das Dorotheum kontaktiert habe, um das Werk begutachten zu lassen, antwortete der 47-Jährige: “Die wollten ein Geld dafür, das wollten wir nicht ausgeben. Das hat der Kunde zu prüfen, wenn er’s kaufen will.” Er habe geglaubt, “dass wir damit auf der sicheren Seite sind”.

Was er sich gedacht habe, als er erfuhr, dass es sich bei sämtlichen Bildern um Totalfälschungen handelt? “Ich war schockiert, dass das wieder mal nichts ist. Ein Luftschloss”, erwiderte der 47-Jährige.

Verhandlung in Wien vertagt

Die Verhandlung um die gefälschten Picasso-Gemälde wurde schließlich zur Einvernahme des verdeckten Ermittlers vertagt. Am 20. März soll der Betrugsprozess in erster Instanz zu Ende gehen.

(apa/red)

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