Betäubung, Infusionen: So lief der Transport von Elch "Emil" ab

Nicht nur Elch "Emil", auch andere große Tiere müssen mitunter betäubt werden - um sie zu transportieren oder zu untersuchen. In "Emils" Fall waren erfahrene Wildtierärzte am Werk, wie Claudia Bieber, Leiterin des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie an der Universität für Veterinärmedizin in Wien, erklärte. Er sei problemlos betäubt und in den Böhmerwald transportiert worden, wo es im nahen tschechischen Nationalpark Šumava eine Elch-Population gibt.
Drohnen verfolgten Elch "Emil"
"Emil" wurde mit einem Gewehr betäubt, "das hat gut geklappt", so Bieber, die mit den Tierärzten ständig in Verbindung war. Anschließend wurde der Elch mit Wärmebildkamera und Drohnen verfolgt, damit man ihn findet, wenn er schließlich liegt. "Dann wurden ihm Infusionen verabreicht, seine Sauerstoffsättigung gemessen, Blut- und Urinproben genommen", verdeutlichte Bieber das Prozedere. Diese würden untersucht, um Erkenntnisse über Gesundheit und Herkunft des Wanderers zu erlangen.
Noch liegend brachten Feuerwehrleute "Emil" zum Transporter. Nach etwa einer Stunde sei ihm das Gegenmittel zur Narkose verabreicht worden. "Er war sehr ruhig und eine Tierärztin immer dabei." Es war ein Glück, dass keine Zuschauer anwesend waren, "das hätte die Narkose kompliziert", wenn es laut gewesen wäre, etwa durch Applaus, da reagiere ein Tier natürlich. "Dann muss es auch noch gegen diesen Stress ankämpfen, davor hatten wir etwas Angst", so Bieber.

Beim Betäuben von großen Tieren wird ein Gewehr aus 20 bis 30 Metern abgefeuert, beschrieb Tierärztin Doreen Kendel von der Tierklinik Wels. Um ein Wildtier zu betäuben, würde Kendel auf die "Hellabrunner Mischung" zurückgreifen, eine Lösung der Narkosemittel Xylazin und Ketamin, je nach Tiergröße ein bis zwei Milliliter, bei einem Jungtier wie "Emil" maximal eineinhalb Milliliter. Ganz wichtig sei, dass man mit dem Transport wartet, bis das Tier wieder steht. "Das wird auch im Zoo so gemacht, die Tiere werden nur stehend transportiert, damit sie sich austarieren können", sonst könnte es in Kurven oder bei abrupten Fahrmanövern zum Sturz und in der Folge zu Verletzungen kommen.
"Er hat super mitgespielt"
Im Böhmerwald angekommen, sei "Emil" ganz ruhig aus dem Transporter gestiegen, "nicht in Panik, er hat super mitgespielt", sagte Bieber. Er habe auch schon etwas am Moos geschleckt und Harn abgegeben. 30 Tage könne man "Emil" nun noch mit dem GPS-Tracker verfolgen, dann sei die Batterie leer. Eine längere Beobachtung hätte eines langwierigen Forschungsantrags bedurft, was in der kurzen Zeit nicht möglich war, erklärte die Wissenschafterin.
Die Institutsleiterin hofft, dass der Elch sich in die richtige Richtung zu seinen Artgenossen im nahen Nationalpark in Tschechien bewegt. "Emils" Bast, eine samtige Haut um das Geweih, sei abgestorben, was kurz vor der Brunft passiert. "In der Brunft erwacht das Interesse an den Weibchen und wir hoffen, dass er sich durch den Geruch in die richtige Richtung orientiert", so Bieber, die betont, dass die Tierärzte nicht geschossen hätten, wenn das eine Gefahr für "Emil" gewesen wäre, immerhin hätten sie einen Eid geschworen. Doch es schien keine Option zu geben, ihn anders aus dem Autobahnkreuz herauszubewegen.
(APA/Red)
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