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"Besser keine Söldner-Truppe"

Andreas Herzog ist ein profunder Kenner der heimischen Kicker-Szene. Der Rekordnationalspieler begleitet Österreich als Assistent von ÖFB-Teamchef Josef Hickersberger auf dem Weg zur EM-Endrunde 2008.

Im APA-Interview spricht der 37-Jährige, der als Aktiver u.a. für Rapid, Werder Bremen und Bayern München tätig war, über die unmittelbare Teamzukunft und das Legionärswesen. Seine Quintessenz: “Ein guter Kern von zusammenhaltenden Österreichern ist gescheiter als eine Söldnertruppe.”

APA: Gegen Kanada begann das Länderspiel-Jahr 2006. Was erwarten Sie im Hinblick auf die EM 2008 von den acht Partien in diesem Jahr?
Herzog: “Das Wichtigste ist, dass Teamchef Josef Hickersberger einen Kader von 20 bis 25 Leuten findet, von denen er überzeugt ist, dass sie vom Körperlichen, vom Willen und vom Druck bereit sind, die eine oder andere Sensation zu schaffen. Wenn wir über die EM-Gruppenphase kommen wollen, müssen wir über uns hinauswachsen. Daher müssen wir jetzt schauen, wer dafür in Frage kommt. Fakt ist, dass wir vier gute Legionäre für die Abwehr, in der Offensive aber ein Problem haben, weil keiner im Ausland spielt.”

APA: Gibt es in der heimischen Bundesliga junge, hungrige Spieler, die über genügend Potenzial verfügen, die Anlass für eine gute Zukunft geben?
Herzog: “Es gibt immer wieder den Einen oder den Anderen. Leider aber viel zu wenige, weil zu viele Ausländer in den Vereinen spielen. In Skandinavien, Tschechien oder der Slowakei sind nicht so viele Legionäre tätig, da kommen immer wieder eigene junge Neue nach. Bei uns muss man herausfinden, wer will ein schönes Leben haben und wer hat den Willen und das Herz, sich im Fußball international durchsetzen zu wollen. Für Erfolg muss man eben andere Dinge hintanstellen.”

APA: Hickersberger hat die jetzige Situation mit seiner ersten Teamchef-Ära (Jänner 1988 bis September 1990) verglichen und festgestellt, dass er damals mehr Teamspieler zur Kaderauswahl hatte. Wie sehen Sie die Sachlage?
Herzog: “Für den Teamchef war es damals einfacher, weil es mehr gute junge Spieler gegeben hat. Als ich noch jung war, waren drei Ausländer erlaubt und da sind Rapid, Austria Wien und die Salzburger Austria, die über sieben gebürtige Salzburger verfügte, in Europacup-Endspiele gekommen. Wenn ich einen guten Kern von Österreichern habe, der zusammenhält, ist das gescheiter als eine Söldner-Truppe. Das ist meine Meinung, aber jeder Verein muss das selbst entscheiden.”

APA: Ex-Teamchef Hans Krankl hat einst gesagt, um den Angriff mit Roland Linz und Roman Wallner werde uns noch halb Europa beneiden. Hat das Duo, das jetzt bei der Austria wieder vereint ist, “verspätete” Teamzukunft?
Herzog: “Absolut, die Zwei müssen trachten, regelmäßig zu spielen, was momentan schwierig ist. Es geht aber schnell in die andere Richtung, wenn sie eingewechselt werden und das Siegestor erzielen. Sie dürfen sich im Training nicht hängen lassen, sondern müssen zeigen, dass sie besser sind als Rushfeldt und Sebo. Es gehört zu einem Profi dazu zu zeigen, dass man besser ist als der Konkurrent. In Deutschland hat auch niemand freiwillig den Platz geräumt für mich, ich habe jemanden verdrängen müssen. Man darf nicht jammern, sondern knallhart seinen Weg gehen und sich durchsetzen. Wenn’s gar nicht klappt, sollte man vielleicht den Verein wechseln.”

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