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Beifall und Buhrufe für Schillers "Räuber"

Bregenz - Beifall für das Ensemble, einzelne Buhrufe für die Regie gab es Samstagabend im Kornmarkttheater Bregenz am Ende des Schauspiels "Die Räuber" von Friedrich Schiller.

Der Großteil des Premierenpublikums war mit der Neuproduktion des Vorarlberger Landestheaters offensichtlich zufrieden, wenn auch die Grundaussage der “Räuber” in einer stilisierten vagen Gegenwart nicht ganz schlüssig über die Rampe kam.

Nach Baader-Meinhof und anderen Polit-Kriminellen der jüngeren Vergangenheit, die sich für ihre Verbrechen auf Versagen der Väter(generation) beriefen und berufen, erscheinen die Gräuel im Debüt-Stück des jungen Schiller nicht mehr so schockierend wie vor über 200 Jahren. Drei Stunden Sturm und Drang auf die Bühne zu bringen, ohne dabei papieren-trocken zu wirken oder von Theaterblut zu triefen, war die Herausforderung, die Regisseur Rüdiger Pape und Ausstatterin Ursula N. Müller (Bühne und Kostüme) mit Anstand, wenn auch nicht restlos überzeugend bewältigt haben.

Zum Publikumserfolg wesentlich beigetragen haben die Hauptdarsteller der feindlichen Brüder Moor: Peter Bocek gibt die hinterhältige Kanaille Franz als schleimend-intrigierendes Ekel mit Slapstick-Allüren. Der verlorene und vom Vater (Mario Plaz als Rollstuhl-Greis) scheinbar verstoßene Sohn Karl (Martin Rother) mutiert vom Leipziger Studenten zum grüblerischen Revoluzzer und “edlen” Räuberhauptmann in Robin Hood-Manier. Barbara Sonntagbauer als Amalia hat starke Momente v.a. im ersten Akt, wenn sie ihre zwiespältigen Gefühle nicht nur mit Worten und Gesten, sondern auf dem Cello ausdrückt.

Die Netzstrumpf-Hosenrolle von Sara Livia Krierer als Jago-mäßig schurkischer Räuber Spiegelberg macht die weibliche Besetzung dieses Parts nicht zwingend nachvollziehbar. Die übrige Räuberbande verkörpern Matthias Klein (Schweizer), Markus Schramm (Schufterle), Michael Schiemer (Schwarz) und Johannes Gabl (Roller), der auch als skurriler “Hermann” beeindruckt. Der im weißen Anzug zur Gang stoßende Kosinsky (Markus Schramm) wirkt blass. Landestheater-Urgestein Kurt Sternik (65) begnügt sich mit der “tragenden” Rolle des gräflichen Dieners Daniel.

Mehr Bühnenwirbel und räuberisches Ungemach dürfte im Sommer auf der Perner-Insel in Hallein auf das Publikum zukommen: Am 15. August haben “Die Räuber” als Koproduktion von Thalia Theater Hamburg und Salzburger Festspielen in der Regie von Nicolas Stemann Premiere.

Friedrich Schiller: “Die Räuber”, Vorarlberger Landestheater, Regie: Rüdiger Pape

Weitere Vorstellungen: 2., 4., 19., 20., 24. und 25. April

Infos und Karten: 05574/ 42870-600, Internet

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