Behinderte Mitmenschen - Menschen wie wir

Sulz/Vorderland (hw) Als der Gesundheits- und Krankenpflegeverein Vorderland vor einem Jahr für den nach 25 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit scheidenden Kassier Willi Mathis einen Nachfolger suchte, kam die Sprache auf den querschnittgelähmten Oswald Kiechle. Pflegeleiterin Edith Bechter, die ihn von ihrer Betreuung her kannte, nahm Kontakt mit ihm auf. Und so stellte sich Oswald Kiechle schlussendlich bei der Jahreshauptversammlung vor und der Wahl. Einstimmig wurde dem sympathischen und lebenslustigen jungen Mann dann die doch komplexe Arbeit übertragen.

Seit dem veirten Lebensjahr querschnittgelähmt

Seit seinem 4. Lebensjahr ist der nun 26-jährige Oswald Kiechle nach einem Traktorunfall querschnittgelähmt. „Ich bin auf einen Anhänger geklettert, der am Ende ein großes Eisengitter hatte, um Heuballen zu stapeln. Dieses war nicht vollständig  eingerastet und ist schlussendlich auf mich gefallen“, erzählt er über den Unfall der sein Leben total verändert hat. „Ich kann meine Arme von den Schultern aus grob bewegen, Finger und Ellenbogen nicht strecken bzw. beugen. Ich kann meinen Kopf selber halten, Rumpfkontrolle und Bewegung in den Beinen habe ich keine“, so Kiechle weiter.

Doch wer sich mit ihm unterhält, spürt die Lebensfreude, die Energie, den Lebenswillen, der in Oswald steckt. Nach der Ausbildung im Schulheim Mäder wagte der gebürtige Rankweiler den Sprung in die HAK Bludenz, die er nach fünf Jahren erfolgreich mit der Matura abschloss. „Ich würde mich wieder für diesen Weg entscheiden, denn er gibt mir sozusagen den schriftlichen Beweis dafür, dass ich über eine „geistige Intelligenz“ verfüge. Im Rollstuhl  muss man sich manchmal beweisen, denn gehbehindert bedeutet nicht gleichzeitig auch, dass du im Kopf nicht ganz normal bist.“

In der Zwischenzeit ist Oswald Kiechle ins Berufsleben eingestiegen. Halbtägig arbeitet der nun seit vier Jahren zusammen mit seiner Mutter in Sulz sesshaft gewordene junge Mann bei Klingel Modeversand in Götzis, wo er wichtige Arbeiten, wie das Erstellen von PC-Statistiken, prüfen von Werbemitteln oder die Pflege der Homepage, zu erledigen hat.

Viel Unterstützung erhält Kiechle, wie schon während seiner Schulzeit, dabei von seinen persönlichen Arbeitsassistenten, welche ihn bei den Fahrten von und zur Arbeit  aber auch bei anderen Dingen unterstützen.

Viel Engagement und Herzblut
Spricht man mit Oswald Kiechle über sein ehrenamtliches Engagement beim Krankenpflegeverein Vorderland, so spürt man förmlich, wie viel Freude und Herzblut dahinter stecken. Drei Nachmittage in der Woche verbringt er durchschnittlich im Büro des Krankenpflegevereines. Dann schaukelt er die gesamte Buchhaltung des doch schon relativ großen Vereines. Er erledigt dabei die gesamten Ein- und Ausgänge, verbucht die verschiedenen Spenden, erledigt eigentlich das ganze Rechnungswesen. Aber auch das Erstellen von Förderanträgen und die Pflege der Mitgliederverwaltung fallen in seinen Aufgabenbereich.

„Oswald ist eine große Bereicherung für unseren Verein. Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben“, weiß auch die Obfrau Gertrud Blum über einen 26-jährigen behinderten jungen Mann, der sich ehrenamtlich für seine Mitmenschen einsetzt.

Zur Person
Oswald Kiechle
Ehrenamtlicher Kassier Krankenpflegeverein Vorderland/Laterns
Alter:   26  Jahre
Wohnort: Sulz
Beruf: Angestellter
Hobbys: Computer, Musik, Bierbrauen