Beglückender Dvorák, ekstatischer Strawinsky

Götzis. (sch) Anfang August ereignete sich auf der Götzner Kulturbühne fernab vom aktuellen Festivalgetümmel eine Sonntagsmatinee, die künstlerisch höchsten Ansprüchen entsprach. Der schon weltbekannte, in Vorarlberg aber durch glanzvolle Konzerte zum Publikumsliebling gewordene deutsche Meistercellist Maximlian Hornung und das Bayerische Landesjugendorchester in großer Besetzung unter der Leitung des in Vorarlberg ebenfalls hochgeschätzten (Landeskonservatorium etc.) Dirigenten Sebastian Tewinkel waren die Protagonisten. Dass Hornung Weltklasse auf seinem Instrument ist, wussten seine Fans, die rund 100 jugendlichen Musici zwischen 13 und 20 Jahren waren aber mit ihrem präzisen und hochmusikalischen Spiel eine echte Konzertsensation. Dvorák und ein schwieriger Strawinsky brillierten als kontrastreiche Meister in der gut besuchten Matinee. Das Jugendorchester (seit 43 Jahren) kommt dreimal im Jahr zusammen und erarbeitet in den Ferien mit prominenten Musikern große symphonische Werke.
Beglückender Dvorák
Der Konzertsaalhit des Konzerts für Violoncello und Orchester in h-Moll, op. 104 (1896) von Antonin Dvorák, ein „Leibstück“ Hornungs, war in der expressiv-glutvollen Interpretation durch den technisch versierten und total in das Melos des Werks eingetauchten Meistersolisten ein erster Höhepunkt am Sonntagmorgen. Geheimnisvoll ließ er das Hauptthema des ersten Satzes anklingen und steigerte es kunstreich bis zur fast pathetischen Koda mit Blech. Den zweiten Satz, vor allem eine zarte böhmische Melodie, atmete Hornung mit inwendiger Delikatesse. Der dritte Satz Allegro bringt eine vielfache Abwandlung des fast marschmäßigen Hauptthemas und führt schließlich über ein pp zum heldisch strahlenden Gipfel. Maximilian Hornung wurde für sein exzellentes Spiel, sensibel vom Orchester begleitet, stürmisch bejubelt. Als Dank gab´s noch ein populäres Andante cantabile.
Ekstatischer Strawinsky
Igor Strawinsky, der einst heiß umstrittene Großmeister des 20. Jahrhunderts, provozierte mit „Le Sacre du Printenps“ (Das Frühlingsopfer) im Mai 1913 in Paris einen legendären Theaterskandal der Musikgeschichte. Das Ballett, in dem Strawinsky den Tanz eines jungen Mädchens schildert, das geopfert werden soll, um den heidnischen Gott des Frühlings günstig zu stimmen, war durch seine wild-ekstatische Klangrede ein revolutionärer Handstreich. Harmonie, Rhythmus bekamen durch Taktwechsel, neue unregelmäßige Akzente, ostinate Reihungen etc., einem fiktiven „style barbare“ des Komponisten jene Sprengkraft, die auch heute noch elektrisierend mitreißt. Mit unglaublichem Engagement widmete sich die jugendliche Künstlerschar dem genialen Koloß Strawinskys. Üppig klangschön in jedem Orchesterpart, mit heißem Herzen und doch der präzisen Rechten Tewinkels „aufs Wort“ folgend, erstand vor dem staunend erregten Publikum ein faszinierendes Opus Magnum der klassischen Moderne. Ein Slawischer Tanz in Moll von Dvorák beruhigte als Encore die musikalisch erhitzten Konzertfans.
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