Bereits eine Stunde vor Beginn des BAWAG-Prozesses herrschte Montag früh im Wiener Landesgericht großer Medienandrang. Mindestens zehn Kamerateams, zahlreiche Fotografen und Redakteure warteten vor dem versperrten Großen Schwurgerichtssaal im Wiener Straflandesgericht auf Einlass. Zuvor hatten etwa 20 Justizwachebeamte den Saal betreten und sich auf beiden Seiten des Zuschauerraumes postiert.
Neun Personen sind angeklagt, die frühere Gewerkschaftsbank BAWAG jeweils um Beträge von hunderten Millionen bis zu 1,4 Mrd. Euro geschädigt zu haben. Ex-BAWAG-Generaldirektor Elsner ist zusätzlich noch des schweren Betrugs angeklagt. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.
Der frühere Investmentbanker Wolfgang Flöttl, Sohn des Elsner-Vorgängers Walter Flöttl, soll die Bank durch hochriskante Spekulationsgeschäfte bis zum Jahr 2000 geschädigt haben. Die angeklagte frühere Bankspitze soll die riesigen Verluste durch mangelnde Absicherung zunächst herbeigeführt und mittels einer geheimen ÖGB-Garantie und durch Bilanzfälschung – in Verbindung mit dem Wirtschaftsprüfer Robert Reiter und dem BAWAG-Aufsichtsratspräsidenten, damals ÖGB-Finanzreferent Günter Weninger – jahrelang vertuscht haben.
Staatsanwalt Georg Krakow vertritt die Anklage, als Richterin amtiert Claudia Bandion-Ortner. Der Prozess soll rund dreieinhalb Monate dauern. Im September sind 50 Personen als Zeugen geladen. Die Urteilsverkündung ist für den 31. Oktober geplant. Justizministerin Maria Berger (SPÖ) hat vor dem Prozessauftakt betont, dass sie ein faires Verfahren erwarte.
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