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Bauchfelldialyse wird propagiert

Österreichs Nierenspezialisten sind sich einig: Als "Entgiftungstherapie" für Kranke mit endgültigem Nierenversagen sollte die Bauchfelldialyse (Peritonialdialyse) propagiert werden.

Im Vergleich zur Blutwäsche (Hämodialyse) ist dieses Verfahren schonender. Die Patienten müssen nicht drei Mal wöchentlich ins Spital. Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) hat dazu jetzt gemeinsam mit dem Pharmaunternehmen Baxter eine neue Initiative gesetzt.

„Wir haben in Österreich eine Steigerung der Zahl der Dialysepatienten von rund sechs Prozent pro Jahr, in Wien von rund acht Prozent. Derzeit werden fast alle Patienten (per Hämodialyse, Anm.) im stationären Bereich versorgt. Wir können jetzt aber auch die Bauchfelldialyse anbieten“, sagte WGKK-Obmann Franz Bittner am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.

Von den Patienten in Österreich mit endgültigem Nierenversagen – die Wartezeit auf ein Spenderorgan beträgt rund zwei Jahre, was international Spitze ist – und der Notwendigkeit einer Dialyse werden mehr als 90 Prozent per drei Mal wöchentlicher Hämodialyse versorgt. Nur 7,8 Prozent führen die Bauchfelldialyse durch, in Großbritannien sind es rund 27 Prozent. Österreich liegt im Europa-Vergleich am Ende der Liste.

Bei der Hämodialyse wird in einer drei bis fünf Stunden dauernden Behandlung im Spital das Blut der Patienten durch ein maschinelles Filtersystem von den Giftstoffen befreit. Die Therapie muss drei Mal wöchentlich durchgeführt werden. Krankenhaustransporte und auch schwere Kreislaufbelastungen durch das Verfahren sind die Folge.

Die Peritonialdialyse kann der Kranke hingegen kontinuierlich oder auch nur in der Nacht durchführen. Dabei füllt er eine Dialyseflüssigkeit durch einen Katheter in den Bauchraum. Die Giftstoffe treten aus den Blutgefäßen des Bauchfells in die Dialyseflüssigkeit über, sie wird vier Mal täglich gewechselt. Dr. Walter Kotzmann von der 1. Medizinischen Abteilung am Wiener Hanusch-Krankenhaus, wo das Verfahren jetzt ebenfalls angeboten wird: „Vor allem junge, mobile bzw. berufstätige Patienten sind dadurch wesentlich unabhängiger.“ Derzeit gäbe es in Österreich allerdings nur rund 270 Kranke, die das Verfahren anwenden. Manche Betroffene entscheiden sich für eine durch ein spezielles Gerät (Cycler) unterstützte Peritonialdialyse ausschließlich in der Nacht. Das hat vor allem für Berufstätige große Vorteile.

Nephrologe Univ.-Prof. Dr. Andreas Vychytil vom Wiener AKH: „Wünschenswert wäre auch in Österreich ein Anteil der Peritonialdialyse von 20 Prozent.“ Sie würde sich speziell für den Beginn einer notwendigen Dialysebehandlung eigenen. Die Kosten betragen pro Jahr 30.000 bis 40.000 Euro, jene für die Hämodialyse 40.000 bis 60.000 Euro.

Am Wiener Hanuschkrankenhaus der GKK wurden die Hämodialyse-Kapazitäten durch einen Drei-Schichtbetrieb von 80 auf 120 Therapien pro Woche erhöht. Bittner: „Wir haben aber in einigen Spitälern vier Schichten, wo Patienten um 2.00 früh zur Dialyse müssen und dann womöglich zur Arbeit gehen.“ Das sei unmenschlich und müsse möglichst reduziert werden. Das größte Risiko bei der Peritonialdialyse sind Bauchfellinfektionen. Bei entsprechender Ausbildung der Patienten und vor allem deren Sorgfalt beim Handling der Dialyse-Flüssigkeit sollte aber nicht mehr als eine derartige Komplikationen binnen zwei bis drei Jahren auftreten.

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