Barrierefreiheit in Bregenzer Arztpraxen: Eine Herausforderung für Tausende Betroffene
500 Menschen mit Mobilitätseinschränkungen – bedeutet das oft eine medizinische Unterversorgung. Besonders betroffen sind ältere Menschen, Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen und temporär mobilitätseingeschränkte Personen nach Unfällen oder Operationen.
️ Die Realität in Bregenz: Historische Altstadt trifft moderne Anforderungen
Bregenz’ historischer Stadtkern mit seinen engen Gassen und denkmalgeschützten Gebäuden macht barrierefreie Umbauten zur Mammutaufgabe. Viele Arztpraxen befinden sich in Altbauten – oft im ersten oder zweiten Stock ohne Aufzug, mit schmalen Treppenhäusern und hohen Türschwellen. Eine Bestandsaufnahme der Ärztekammer Vorarlberg zeigt: Nur etwa 35% der Bregenzer Arztpraxen sind vollständig barrierefrei erreichbar.
Die Konsequenzen sind drastisch: Patienten müssen teilweise bis nach Dornbirn oder Lustenau ausweichen, um einen barrierefreien Facharzt zu finden. Für Menschen ohne Auto bedeutet das zusätzliche Hürden und Kosten.
⚖️ Österreichisches Recht: Was gilt in Vorarlberg?
Auch in Österreich ist Barrierefreiheit gesetzlich verankert. Das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz (BGStG) verpflichtet seit 2016 alle öffentlich zugänglichen Gebäude zur Barrierefreiheit – theoretisch. In der Praxis greifen jedoch zahlreiche Ausnahmen, besonders bei Bestandsbauten, wo “Unverhältnismäßigkeit” der Kosten als Argument gilt.
Die Vorarlberger Bauordnung schreibt bei Neubauten und größeren Umbauten Barrierefreiheit vor. Doch viele Bregenzer Praxen in der Oberstadt oder am Gebhardsberg fallen unter den Bestandsschutz. Das Land Vorarlberg fördert zwar barrierefreie Umbauten mit bis zu 30% der Kosten, doch viele Praxisinhaber scheuen den bürokratischen Aufwand.
Was das für Bregenzer bedeutet
Maria K., 72, aus Bregenz-Vorkloster: “Ich musste meinen Hautarzt wechseln, als ich nach meiner Hüft-OP nicht mehr die steilen Treppen in seiner Praxis bewältigen konnte. Jetzt fahre ich mit dem Bus nach Lauterach – eine Stunde pro Weg.”
Familie Müller mit Zwillingen im Kinderwagen: “Wir haben drei Kinderärzte abtelefoniert, bis wir einen ebenerdig erreichbaren gefunden haben. Und der hatte erst in vier Wochen einen Termin frei.”
Diese Beispiele zeigen: Fehlende Barrierefreiheit ist kein Randthema. Sie betrifft junge Familien genauso wie Senioren, Unfallopfer ebenso wie chronisch Kranke. In einer alternden Gesellschaft – bis 2030 wird jeder dritte Bregenzer über 60 sein – verschärft sich das Problem zusätzlich.
Positive Beispiele: So geht’s auch in Bregenz
Einige Bregenzer Praxen zeigen, dass Barrierefreiheit auch in schwierigen baulichen Situationen möglich ist:
- Das Gesundheitszentrum am Hafen wurde 2021 komplett barrierefrei umgebaut – inklusive taktiler Leitsysteme und Induktionsschleifen
- Die Gemeinschaftspraxis Dr. Weber & Partner in der Rathausstraße installierte einen Außenaufzug
- Dr. Schneider verlegte seine Praxis vom zweiten Stock ins Erdgeschoss eines Neubaus
️ Lösungsansätze für Bregenz1. Förderungen besser nutzen
Das Land Vorarlberg und der Sozialfonds bieten Zuschüsse für barrierefreie Umbauten. Die Stadt Bregenz könnte eine zentrale Beratungsstelle einrichten, die Ärzten bei Anträgen hilft.
2. Digitale Barrierefreiheit vorantreiben
Wenn der physische Zugang schwierig ist, können digitale Lösungen helfen: Videosprechstunden, Online-Rezepte und barrierefreie Praxis-Websites. Hier hinkt Bregenz noch hinterher – nur 20% der Praxen bieten Videokonsultationen an.
3. Transparenz schaffen
Ein öffentliches Verzeichnis barrierefreier Arztpraxen würde Betroffenen die Suche erleichtern. Die Initiative “Bregenz barrierefrei” arbeitet bereits an einer interaktiven Karte.
4. Gemeinschaftspraxen fördern
Neue Primärversorgungszentren könnten von Anfang an barrierefrei geplant werden. Das geplante Gesundheitszentrum Bregenz-Süd soll 2026 als Vorzeigeprojekt eröffnen.
Fazit: Bregenz muss handeln – jetzt
Die fehlende Barrierefreiheit in Bregenzer Arztpraxen ist kein Luxusproblem, sondern eine ernsthafte Versorgungslücke. Mit einer alternden Bevölkerung und steigenden Mobilitätseinschränkungen wird sich die Situation ohne konkretes Handeln weiter verschärfen.
Die gute Nachricht: Es gibt Lösungen. Von baulichen Anpassungen über digitale Alternativen bis hin zu neuen Versorgungskonzepten – Bregenz hat alle Möglichkeiten, eine inklusive Gesundheitsversorgung zu schaffen. Was fehlt, ist oft nur der Wille zur Umsetzung.
Die Zeit drängt. Jeder Tag ohne barrierefreien Zugang bedeutet für Tausende Bregenzer eine schlechtere medizinische Versorgung. Politik, Ärztekammer und Praxisinhaber müssen jetzt gemeinsam handeln – für ein Bregenz, in dem Gesundheit wirklich für alle zugänglich ist.
Quellen:
- https://vismed.de/barrierefreiheit-arztpraxis/
- https://www.doctify.com/de-at/find/allgemeinmedizin/bregenz/specialists
Dieser Artikel wurde von Externen eingestellt und nicht lektoriert.
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