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Bald rasen die Teilchen wieder

©Zerlauth
Feldkirch - Teilchenbeschleuniger in Genf steuert Weltrekord entgegen. Feldkircher arbeitet mit.

“Es geht so langsam wieder los.” Der Feldkircher Dr. Markus Zerlauth ist Techniker und einer der wenigen Vorarlberger am Forschungszentrum Cern bei Genf. Er hat mitgeholfen, den Teilchenheschleuniger wieder fit zu machen. Der hatte 2009 auf einer Betriebstemperatur von minus 271 Grad Celsius Schäden im Ausmaß von 30 Millionen Euro angerichtet, ehe er zum zweiten Mal und dann erfolgreich gestartet wurde.

Kostenbedingter Winterschlaf

Ende nächster Woche nehmen die Wissenschaftler den größten Teilchenbeschleuniger der Welt wieder in Betrieb. Am 18. Dezember war der “Large Hadron Collider” (LHC) in Winterschlaf gegangen. “Auch weil der Winterstrom so teuer ist.” Der LHC braucht so viel Strom wie die ganze Stadt Genf. Im LHC bringen Physiker Teilchen bei bisher unerreichten Energien zur Kollision. In den “Trümmern” suchen sie nach massebewirkenden Higgs-Teilchen, supersymmetrischen Partnern und verborgenen Raumdimensionen. Die ersten solchen Teilchenzusammenstöße fanden in Genf bei einer “eher niedrigen” Kollisionsenergie von 900 Milliarden Elektronenvolt (0,9 TeV) statt. Im Dezember 2009 stellte der LHC dann einen neuen Weltrekord auf: 2,36 TeV. Den bisherigen Höchstwert von 1,96 TeV hielt seit 2001 der US-amerikanische Beschleuniger “Tevatron” am Fermilab in Chicago. Für den Genfer Beschleuniger sind das Peanuts. Die „Urknallmaschine“ soll bereits “nach vier, fünf Wochen”, so Zerlauth, eine Kollisionsenergie von 7 TeV erreichen. Für maximal das Doppelte ist der Beschleuniger ausgelegt. Ungefährlich ist das nicht. Was ist, wenn ein Teilchenstrahl seine Bahn verlässt? Wieder könnten Magnete zerstört werden. Im Cern haben sie einen acht Meter langen Graphitblock in einem Bergmassiv als “Notabfahrt” gebaut. Trifft der Protonenstrahl auf, erhitzt sich der Block innerhalb einer halben Sekunde auf über 800 Grad Celsius. Was aber, wenn der Strahl woanders austritt?

Sensationen auf der Spur

Mit jeder Energiesteigerung, sagt Zerlauth, “steigt auch das Gefahrenpotenzial für die Maschine”. Aber auch die Wahrscheinlichkeit auf wissenschaftliche Sensationen. “Wir werden heuer um einen Faktor 1000 mehr Teilchen in den Beschleuniger schicken als im Vorjahr.” Cern veranschlagt vier bis fünf Wochen bis zur ersten Kollision bei 7 TeV. Nicht ausgeschlossen, dass die Wissenschaftler noch heuer das ominöse Higgs-Teilchen finden werden, das dafür zuständig ist, dass die Dinge eine Masse haben in der Welt.

Was passiert da alles am Cern?

Vortrag. Vom Teilchenbeschleuniger LHC werden Ergebnisse erwartet, die unser Weltbild auf den Kopf stellen. Dr. Dietrich Bloess war 35 Jahre Physiker am Cern. Heute lebt er in Dornbirn. Über den LHC, aber auch über das Cloud-Experiment zum Klimawandel, referiert Dr. Bloess im Rahmen des Internationalen Bodensee Clubs IBC am Montag, 22. Februar, ab 19.30 Uhr im Bregenzer Siechenhaus. Unkostenbeitrag 5 Euro.

Zur Person

Markus Zerlauth ist am Teilchenbeschleuniger für Maschinenschutz verantwortlich.

Geboren: 17. August 1975 in Feldkirch

Ausbildung: HTL Rankweil, Studium der Elektrotechnik an der Technischen Universität in Graz

Laufbahn: ab 2001 für die Doktorarbeit am CERN, seit 2004 dort zeitlich befristet angestellt

Familie: verheiratet, eine Tochter

 

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