Bahn-KV-Verhandlungen auf Zielgerade

"Wir sind heute einen großen Schritt weitergekommen. Das Verhandlungsklima ist positiv, und wir nähern uns einem Abschluss, der für beide Seiten abbildbar ist. Also auch die wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen der Unternehmen berücksichtigt", so Thomas Scheiber, Verhandlungsführer und Obmann-Stv. der Schienenbahnen in der WKÖ.
Bahn-KV-Verhandlungen gehen kommende Woche weiter
In den nächsten Tagen werden weitere Detailberechnungen durchgeführt, insbesondere im Hinblick auf die rollierende Inflation. Beide Parteien haben vereinbart, bis dahin keine konkreten Zahlen zu veröffentlichen. "Wir gehen diese letzten Schritte konstruktiv und verantwortungsvoll an. Jetzt gilt es, die Berechnungen abzuschließen und auf dieser Basis den finalen Konsens zu finden. Ich bin zuversichtlich, dass wir am 15. Oktober zu einem fairen und tragfähigen Ergebnis für die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner kommen werden", sagt Gerhard Tauchner, vida-Verhandlungsleiter und Vorsitzender des vida-Fachbereichs Eisenbahn. Beide Sozialpartner planen, die Verhandlungen am 15. Oktober 2025 fortzusetzen, mit dem eindeutigen Ziel, diese erfolgreich abzuschließen.
Entsetzen über Metallerabschluss
Gestartet wurden die Bahn-Kollektivvertragsverhandlungen schon am 22. September, zeitgleich mit der Metallindustrie, die damals noch am selben Tag eine Einigung erzielte. Was seinerzeit bei den Eisenbahnern für Verwunderung sorgte. Die Arbeitnehmervertreter warfen daraufhin den Arbeitgebern vor, das Momentum nutzen zu wollen und plötzlich weit weniger kompromissbereit zu sein. Man sei "ziemlich entsetzt", was passiert sei, weil man bei Vorgesprächen mit dem KV-Abschluss "fast fertig gewesen" sei, meinte damals Tauchner. Bei der zweiten Verhandlungsrunde am 1. Oktober gab es allerdings wieder konstruktive Gespräche, war zu hören. Basis für das Feilschen ist die rollierende Inflation von Oktober 2024 bis September 2025, diese beträgt 3 Prozent.
Metaller blieben unter der Inflation
Die Herbstlohnrunde eingeleitet hat traditionell die Metallindustrie, die bereits am ersten Verhandlungstag eine Einigung mit den Arbeitgebern erzielte. Deren Abschlüsse wurden in der Vergangenheit auch gerne als richtungsweisend bezeichnet, wobei die gewerkschaftlich stark organisierten Metaller im Regelfall höher abschließen als viele andere Branchen. Diesmal mussten die Beschäftigten der Metallindustrie aber Federn lassen. Der Abschluss liegt großteils unter der Jahresinflation der vergangenen zwölf Monate, bisher ein No-Go für die Gewerkschaften.
Entsprechend bemüht waren die Arbeitnehmervertreter darauf hinzuweisen, dass es sich in der Metallbranche um einen "Krisenabschluss auf Zeit" handle, der keineswegs Vorbildcharakter für weitere KV-Abschlüsse heuer habe. "Die Krise der Metallindustrie ist nicht die Krise des gesamten Landes", betonte etwa vida-Chef Roman Hebenstreit. Ein Lohnabschluss unter der Inflation im Verkehrs- und Dienstleistungssektor gefährde Wirtschaftsaufschwung, Sozialstaat und Gemeinden. Auch WIFO-Ökonom Benjamin Bittschi meinte, man könne den Metaller-Abschluss nicht 1:1 auf andere Bereiche umlegen. So seien etwa die Mindestlöhne im Handel deutlich niedriger und die Betroffenheit von der Inflation stärker.
Inflation bleibt weiter hoch
Behalten die Wirtschaftsforscher von WIFO und IHS recht, dann bleibt das Leben in Österreich jedenfalls sehr teuer. Nach den heute präsentierten Zahlen erwarten sie, dass die Teuerung heuer bei 3,5 Prozent liegen wird. Die Wirtschaft erhole sich zwar aus der Rezession, getragen werde dieser Heilungsprozess allerdings vom privaten Konsum, der Warenaußenhandel sei im laufenden Jahr noch rückläufig. Der ÖGB betonte heute: "Sparen darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten passieren." Die Wirtschaftskammer wiederum meinte, nun gelte es, wieder die Wettbewerbsfähigkeit herzustellen.
Die Bahnbeschäftigten sind nicht die einzigen, die gerade verhandeln. Für die rund 350 Fluglotsinnen und Fluglotsen der Austro Control starteten die KV-Verhandlungen Anfang September mit der Forderung nach Abgeltung der Jahresinflation 2025 und einem fairen Anteil am gestiegenen Luftverkehrsaufkommen.
Handels-KV-Abschluss wird nicht halten
Und auch beim Handel wird es voraussichtlich spannend. Hier gab es zwar im Vorjahr einen 2-Jahres-Abschluss, die Sozialpartner vereinbarten aber, dass bei einer Inflationsrate von 3 oder mehr Prozent im Zeitraum Oktober 2024 bis September 2025 der Handels-KV-Abschluss für 2026 hinfällig ist und neu verhandelt werden muss. Eine Entscheidung dazu soll Mitte Oktober fallen. Der Handel beschäftigt in Österreich rund 450.000 Angestellte und Lehrlinge sowie 120.000 Arbeiterinnen und Arbeiter.
(APA/Red)
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