Anhänger von Andreas Babler tendieren dazu, aktuelle Umfrageergebnisse zu relativieren, die dessen SPÖ weit davon entfernt sehen, abzuheben. Das werde schon noch kommen, sagen sie in der Hoffnung, dass er bei den Leuten draußen (die er lieber als „unsere Leute“ bezeichnet) so gut wirkt, dass die Werte im Laufe der Zeit steigen werden. Das ist nicht ausgeschlossen: Vielleicht bringt der 50-Jährige - wie schon bei der Mitgliederbefragung zum Parteivorsitz im vergangenen Frühjahr - eine Art Basisbewegung zu seinen Gunsten zusammen, die dann alle überrascht; vor allem also auch das Establishment in den eigenen Reihen, womit Präsidiums- und Vorstandsmitglieder bzw. Landesvorsitzende und andere hohe Funktionäre gemeint sind.
In Wirklichkeit ist das sogar seine einzige Chance. Nicht nur der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil lässt ihn hängen, sondern auch vermeintliche Unterstützer wie der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig tun das. Ja, Ludwig.
Nachdem sich Babler vor der Vorsitzenden-Wahl gegen Doskozil durchgesetzt hatte, zeigte er sich an dessen Seite. Ging mit ihm Würstelessen beim Parlament oder Seilziehen auf dem Donauinselfest. Die Bilder sollten mehr als 1000 Worte zum Ausdruck bringen. Glaubwürdig sind sie jedoch nicht.
Viele Genossinnen und Genossen haben Babler nicht nur unterstützt, um Doskozil zu verhindern. Er hat schon auch begeistert. Unter anderem, weil er eine Erneuerung der Sozialdemokratie verkörpert, die im Zeichen der Basisdemokratie steht. Außerdem weckte er Hoffnung auf eine saubere Machtausübung ohne Inseratenmillionen und dergleichen. Inhaltlich sollten auch Umwelt- und Klimaschutz eine größere Priorität erhalten. Den Lobautunnel würde der Traiskirchner nicht bauen. Ludwig vertritt so ziemlich genau das Gegenteil von alledem: Der Tunnel muss aus seiner Sicht sein. Bei Inseratenvergaben wird im Einflussbereich der Stadt weitergemacht wie bisher. Und einfache Mitglieder in Zukunft über einen Vorsitzenden oder eine Vorsitzende sowie eine allfällige Regierungsbeteiligung entscheiden zu lassen, das lehnt der Wiener Bürgermeister ab.
Ob Babler so jemals groß durchstarten kann? Seinen Zugang zu Politik bringt er in der eigenen Partei nicht durch. Genauer: Bei Vorstands- und Präsidiumsmitgliedern steht er an damit. Nach herkömmlichen Kriterien ist er so verloren.
Insofern hat er allen Grund, rund um die Uhr bei den Leuten draußen unterwegs zu sein und zu versuchen, sie für sich zu begeistern. Nur wenn er eine Massenbewegung zusammenbringt, die eine Aussicht auf große Wahlerfolge bringt, wird das parteieigene Establishment vielleicht bereit sein, über Fototermine hinaus an einem Strang zu ziehen mit ihm.
Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik
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