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Aus der Mottenkiste des „Geschlechterkampfs“

Legendärer Filmstar Karin Dor (rechts).
Legendärer Filmstar Karin Dor (rechts). ©"Applaus"-Abo
Auftakt der neuen „Applaus“-Tourneetheater-Reihe mit Stück nach Esther Vilar.

 

Götzis. (sch) Die zwölfte Saison der erfolgreichen Tourneetheater-Reihe „Applaus“ hat kürzlich AMBACH begonnen. Nicht so fulminant wie in gewissen anderen Jahren, denn das lag leider an einem Stück, dass seine Thematik aus der Mottenkiste der in den 70er-Jahren topaktuellen Feminismus-Strömung bezog. Die deutsch-argentinische Ärztin und Autorin Esther Vilar (geb. 1935) schrieb im Jahre 1971 den Bestseller „Der dressierte Mann“, in dem sie behauptete, nicht die Frau werde durch den Mann unterdrückt, sondern umgekehrt der Mann durch die Frau. Das Echo war einerseits Begeisterung der Männer, andrerseits aber auch feministische Anfeindung bis Morddrohung, sodass Vilar deshalb Deutschland verließ. 1975 hatte es auch noch ein spektakuläres TV-Duell Vilar/Alice Schwarzer zum Problem feministische Bewegung/Lesben gegeben. Alles in allem jedenfalls anno 2013 schon längst geschmolzener „Schnee von gestern“.

 

Stück nach Vilar

Der 1966 geborene deutsche Autor John von Düffel hat nach dem gleichnamigen Bestseller von Esther Vilar die Komödie „Der dressierte Mann“ geschrieben. In einer Produktion des Theaters Thespiskarren (Uraufführung 2011) war diese in Götzis zu sehen. Nun, ein junges Paar (Bastian und Helen) ist in den „Fängen“ zweier starker, aber unterschiedlicher Mütter (Bastian/Dr. Elisabeth Schröder-Röder; Helen/Konstanze Engelbrecht). Sie bearbeiten jeweils sehr wortreich ihre Kinder im Stil der Antipoden Vilar/Schwarzer und weichen den „Glaubenskrieg“ zwischen Mann und Frau von einst aber banal komödiantisch auf, sodass Bastian schlussendlich so dressiert ist, dass er weibliches Gehabe annimmt. Das Stück wurde von René Heinersdorff flott inszeniert, manch rasantes Frauengequassel wirkte dennoch ermüdend. Filmstar Karin Dor als Helens Mutter und Marianne Rogée als Mutter Bastians boten neben den eher blassen Jungen glattes Boulevardtheater. Emanzipationsprobleme sind gewiss zeitlos, die völlig überzogenen Positionen von Vilar, Schwarzer (& Co.) wirken im realen Leben und auch auf der Bühne aber nur mehr lächerlich.

 

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