AA

Aus dem Kindergarten wird ein Haus für Kinder

Karin Milbich und Gerlinde Sammer wollen für Kindergartenkinder Lernfelder eröffnen.
Karin Milbich und Gerlinde Sammer wollen für Kindergartenkinder Lernfelder eröffnen. ©Elke Kager Meyer
Neues pädagogisches Konzept wird ab Herbst im Kindergarten Dorf umgesetzt

Die Lebenswelt der Kinder hat sich von Grund auf verändert: War in der Eltern- und Großelterngeneration der Kindergartenbesuch meist auf wenige (Vormittags-)Stunden beschränkt, sind die Öffnungszeiten dieses elementare Bildungsangebot zwischenzeitlich wesentlich erweitert worden. „Die Welt, die Kinder erleben sollen, soll möglichst nah an der Lebensrealität sein. Unsere Aufgabe ist es, ihnen Lernfelder der Entwicklung zu ermöglichen.“

Gerlinde Sammer, in der Marktgemeinde zuständig für Bildung und Familien erklärt an einem praktischen Beispiel: „Meist ist es längerfristig nicht ein Spielzeug, das ein Kind in seiner Entwicklung fördert, sondern beispielsweise die Möglichkeit, mit den Eltern etwa in einer Werkstatt handwerkliche Erfahrungen machen zu können.“ Die Leiterin des Kindergartens Nenzing-Dorf, Karin Milbich, kann diese Erfahrung ebenfalls bestätigen: „Wir wollen Kinder in ihrer Neugier abholen.“ Denn jedes Kind, das gute Entwicklungsbedingungen hat, ist neugierig und wissbegierig, lernt rasch und folgt mit Ausdauer seinen eigenen Interessen und Themen.

Early Excellence

„Wir möchten jedes Kind, so wie es ist, mit seinen spezifischen Potentialen und Entwicklungsmöglichkeiten kennenlernen, um es dann bestmöglich bei seiner individuellen Entfaltung unterstützen und fördern zu können“, beschreiben Gerlinde Sammer und Karin Milbich ihren Wunsch, der übrigens schon viele Jahre im sogenannten „Bundesbildungsrahmenplan für Elementarpädagogik“ verpflichtend festgeschrieben stünde.

„Early Excellence“ nennt sich ein pädagogischer Ansatz, der sich auszeichnet durch die Verbindung einer bestmöglichen kindlichen Förderung mit familienunterstützenden Angeboten. „Early Excellence bietet praktische Handreichungen für die pädagogische Arbeit mit Kindern. Die Erwartung, `exzellent´ zu sein, richtet sich nicht an die Kinder, sondern formuliert einen Anspruch an die Qualität ihrer Förderung: Exzellent sein soll das Umfeld eines Kindes, sodass es sich optimal entfalten und entwickeln kann“, beschreiben die Pädagoginnen.

Lärmpegel sinkt

In der Praxis bedeutet dies, dass künftig alle Kinder alle Räume des Kindergartens-Dorf nutzen sollen. Andere Ländle-Gemeinden, wie etwa Mäder oder Kennelbach haben sehr gute Erfahrungen mit dem sogenannten „offenen System“ gemacht – so berichten sie, dass der Lärmpegel in den Gruppenräumen deutlich gesunken sei, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berichten von einer angenehmen Arbeits-Atmosphäre. „Early Excellence bedeutet keinesfalls Laissez-faire, im Gegenteil – es braucht viel Struktur für die Umsetzung dieses pädagogischen Konzeptes“, beschreibt Karin Milbich.

Je nach Interesse kann sich das Kind jeden Morgen neu entscheiden, ob es beispielsweise im Atelier, in der Außenzone oder in einem anderen Bereich lernen möchte. „Das Kind wir somit zum Co-Konstrukteur seiner Entwicklung“, erklärt Gerlinde Sammer. Fixpunkte im Tagesablauf – wie etwa der Morgenkreis oder das Feiern von Geburtstagen sorgen ebenfalls für Struktur.

Als nächster Schritt wird das Konzept den Eltern der Kindergartenkinder präsentiert, ab Herbst soll das offene System schrittweise umgesetzt werden.

  • VOL.AT
  • Gemeinde
  • Aus dem Kindergarten wird ein Haus für Kinder