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Auf österreichischen Spuren in Radolfzell

Das Münster „Unserer Lieben Frau“ mit dem weit über die Dächer der Altstadt hinausragenden Turm bildet geistlich und architektonisch das Herzstück der Stadt Radolfzell
Das Münster „Unserer Lieben Frau“ mit dem weit über die Dächer der Altstadt hinausragenden Turm bildet geistlich und architektonisch das Herzstück der Stadt Radolfzell ©Bernhard Tost
Die VHS Hohenems erfuhr bei der Exkursion erstaunliches über die Bodenseestadt
Bildungsfahrt der VHS Hohenems nach Radolfzell

Hohenems. Selten lassen sich eine Stadt und ihr Ortsname so deutlich auf eine historisch nachweisbare Person zurückführen, wie es bei Radolfzell der Fall ist. „Es war eine überaus schöne Stelle, vom Kloster Reichenau zwei Meilen entfernt, jenseits des Sees gegen Nordwesten, mit Fischerhütten besetzt. Diesen Platz bebaute Ratoldus mit Häusern sowie mit einer Kirche zur Ehre Gottes um diese Zellenanlagen mit seinem Namen zu benennen.“

So schildert ein unbekannter Reichenauer Chronist die Gründung der „Cella Ratoldi“ am Untersee auf dem Gebiet des Klosters Reichenau. Dies geschah um das Jahr 826. Nachdem er 840 auf sein Bistum Verona verzichtet hatte, kehrte Radolf an die Gestade des Bodensees zurück. Sieben Jahre danach starb er in seiner nach ihm benannten Zelle.

Verehrung der Radolfzeller Hausherren

Bereits im Jahre 830 hatte Bischof Radolf, zusammen mit den für die Reichenau bestimmten Markusreliquien, Gebeine der kleinasiatischen Blutzeugen Theopont und Senesius aus Oberitalien an den Bodensee gebracht und in seinem Gotteshaus in Radolfzell bestattet. Später kam dann noch ein Teil des Hauptes eines dritten Heiligen, des Veroneser Bischof Zeno, in Radolfs Zellengründung an den Bodensee. 1436 wurde der Grundstein der spätgotischen Basilika gelegt und 1550 vollendet. Nicht nur geistlich und als Pfarrkirche, sondern auch architektonisch ist sie ein markantes Wahrzeichen von Radolfzell. Mit 82m hat das Radolfzeller Münster den höchsten Kirchturm am Bodensee.

Markt- und Stadtrechte für Radolfzell

Aus der Zelle entwickelte sich der Handelsplatz Radolfzell, der durch die 1100 erfolgte Marktrechtsverleihung begünstigt wurde. Im Jahr 1267 wurden dem wirtschaftlich aufblühenden Radolfzell von Abt Albrecht von Ramstein städtische Freiheiten verliehen, eine mittelalterliche Befestigung schützte den Ort. Der Konstanzer Bischof Heinrich von Klingenberg verkaufte als Gubernator der verschuldeten Abtei Reichenau 1298 mit einigen anderen Orten auch die Vogtei über Radolfzell an das Haus Habsburg. Im Jahr 1415 erhielt Radolfzell als Folge der Ächtung des Herzogs. Friedrichs IV. von Österreich die Reichsfreiheit. Dieser hatte kurz zuvor dem auf dem Konstanzer Konzil anwesenden Papst Johannes XXIII. zur Flucht verholfen. Der in Freiburg verhaftete Papst wurde in der Radolfzeller Burg als Gefangener des Konzils festgehalten. Obwohl die Stadt 1455 wieder unter österreichische Herrschaft kam, erwarben die Bürger zu den bisherigen Vorrechten neue Privilegien. Dazu gehörten vor allem die Vogtei und die damit verbundene hohe Gerichtsbarkeit über die Stadt.

Der Bauernkrieg

Im Bauernkrieg 1525 war Radolfzell ein bedeutender Ort als Zufluchtsstätte für den regionalen Adel aus dem Hegau und unüberwindliches Widerstandszentrum gegen die Aufrührer. „Die Stadt hielt einer zehnwöchigen Belagerung stand und wurde letztendlich durch eine Reiterschar von 8.000 Mann unter Führung von Merk Sittich von Ems befreit. Die Mauern der Stadt wurden geschleift und alle Kirchenglocken der Umgebung nach Hohenems verbracht. Der 30igjährige Krieg leitete in Radolfzell den wirtschaftlichen und kulturellen Niedergang ein“, wie der Historiker und profunde Kenner der Region, Christoph Volaucnik berichtet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging Radolfzell an das Land Baden und wurde1975 zur Großen Kreisstadt erhoben. (BET)

 

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