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Auf der Suche nach dem iPhone-Killer

Das richtige Internet hat bislang nicht aufs Telefon gefunden. Und weil das abgespeckte Internet niemand wollte, hat Sony Ericsson zeitweise sogar eigene Internet-Tasten in seine Telefone gebaut – bloß gedrückt hat sie freiwillig kaum jemand.

Die Menschen wollten kein abgespecktes Internet, sie suchten nach praktischen Hilfen im Alltag. Apple zeigte der Mobilfunkbranche mit dem Multimedia-Telefon iPhone, wie man solche Lösungen schafft: Ein Fingerstupser auf den berührungsempfindlichen Bildschirm – und man weiß, wie das Wetter wird oder wies an der Börse steht. Das iPhone war der Eisbrecher, der die Branche daran erinnert hat, nicht an die Technikspezifikationen, sondern an den Alltag der Kunden zu denken. Auf der weltgrößten Handy-Messe, dem Mobile World Congress in Barcelona, stellen nun alle Hersteller plötzlich den Anwender mit „integrated Services“ in den Mittelpunkt.

Handy als Navigator

Nokia baut in sein neues 6210 Navigator-Handy nicht nur ein GPS-Navi, sondern auch gleich eine Software, die Fußgängern den richtigen Weg durch Innenstädte weist. „Wir holen die Navigationsgeräte damit aus dem Auto auf den Gehsteig“, sagte Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo. Praktisch: Das Handydisplay zeigt eine Kompassnadel an – und bereits begangene Wege werden auf der Karte in Anlehnung an Hänsel und Gretel mit Spuren versehen: Verlaufen unmöglich. Das hat auch seinen Preis: Wer „Nokia Maps 2.0“ über die vorinstallierten Karten hinaus nutzen möchte, muss jährlich bis zu 50 Euro bezahlen. Sony Ericsson hat unterdessen ein sympathisches Multimedia-Gerät namens Xperia X1 aus dem Hut gezaubert. Eine Metall-Tastatur lässt sich seitlich aus dem Gehäuse schieben („sliden“), der Touch-Screen stellt Videos dar, auch ein vollständiger Internetbrowser ist an Bord. Die eigentliche Neuerung ist aber, dass SonyEricsson erstmals Windows Mobile als Betriebssystem einsetzt. Das Gerät, das beim koreanischen Pocket-PC-Spezialisten HTC fremdentwickelt wurde, soll ebenfalls in der zweiten Jahreshälfte verfügbar sein.

Apples Windschatten

Die weiteren Ankündigungen, wie Samsungs U900 mit dem Marketingnamen „Soul“ oder das KF700 des koreanischen Konzerns LG zeigen, wie sehr Apples iPhone eingeschlagen hat. Touchscreens, selbstverständlich einfacher Umgang mit Musik, Video und Internet – das ist heute im Top-Segment Mindeststandard. Wers ernst meint, muss Navigation und Handyfernsehen können. iPhone-Killer findet sich auf dem gesamten Messegelände keiner. Es bleibt aber die Erkenntnis, dass die Branche Apples Ansatz verstanden hat. Es geht nicht um Megapixel, UMTS oder HSDPA: Es geht darum, nützlich zu sein.

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