In den schlimmen Pestzeiten des 14. Jahrhunderts sei auf den Hügeln bei Florenz das Recht der Menschen auf Geschichten, auf Nachrichten, auf Information und Poesie postuliert worden, rief Peter Sloterdijk gestern Abend mit Verweis auf den Schriftsteller Giovanni Boccaccio nach all den Eröffnungsreden und Diskussionsrunden in Erinnerung. Für den ersten Referenten des 15. Lecher Philosophicums ist der Wille zur Kultur somit unweigerlich mit dem Glück verbunden, auch wenn er sich dabei nicht so explizit auf Aristoteles beruft, wie dies Konrad Paul Liessmann, der Leiter dieses erfolgreichen und heuer mit rund 700 Teilnehmern mehr als ausgebuchten Symposiums, in seinem Eingangsstatement tat.
Anziehungskraft
Aristoteles sah das Glück nicht im Handeln, sondern in der Pflege des Geistes, und das Denken sollte auch keiner Praxis verpflichtet sein. Dass derlei Thesen umgehend mit dem Verweis versehen wurden, dass dies heute alles so nicht mehr stimmt, führte dennoch zur Schlussfolgerung, dass der Mensch dann glücklich ist, wenn er artgerecht leben kann, und das hieße wiederum, dass er seine Vernunft entfalten muss. Die Jagd nach dem Glück. Perspektiven und Grenzen guten Lebens lautet der Titel des heurigen Philosophicums Lech, das, eröffnet von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle, Landeshauptmann Herbert Sausgruber und Bürgermeister Ludwig Muxel, mit namhaften Referenten und entsprechender Anziehungskraft und Nachwirkung längst als alpines Pendant zu den Festspielen am See gilt. Inwieweit die vom Minister zitierte Seneca-Aussage, nach der jeder sich selbst glücklich machen kann, noch ein probates Mittel in der Glückssuche ist, wird sich in den nächsten Tagen klären lassen.
Zugewinn an Glück
Im Rahmen eines von Ingrid Thurnher geleiteten Impulsforums lieferte beispielsweise der einstige Olympiasieger und nunmehrige Sportmanager Toni Innauer handfestere Rezepte. So könnte etwa auch die Arbeit an der eigenen Wahrnehmung oder das Streben danach, etwas in einer Gruppe zu erreichen, die Glücksbilanz heben. Begünstigt sind die Bewohner des Königreichs Bhutan, in dem das Glück der Menschen, so Franz Leuthner, politischer Auftrag ist. Rituale zu pflegen, erhöht, so Psychotherapeutin Gerti Senger, das Glück. Und in einem war sich die auch mit Managern und Politikern besetze Runde einig, dass das Glücksempfinden nämlich nicht einfach aus unverbildeter Anspruchslosigkeit resultiert, sondern dass ein Zugewinn an Weisheit zugleich auch einen Zugewinn an Glück bedeutet.
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