Ars Electronica ging mit "Großer Konzertnacht" zu Ende
Die Umbenennung der Location in “Postcity” änderte nichts daran, dass die vor einem Jahr auch als Massenquartier für Transitflüchtlinge verwendete Halle nur bedingt als Konzertsaal inklusive Video-Zuspielungen geeignet ist. Das in großer Besetzung aufspielende Orchester kam mit den akustischen Gegebenheiten zwar gut zurecht, für die Visualisierungen mussten allerdings nach den beiden ersten Programmpunkten kurzfristig vier zusätzliche und größere Walls aufgestellt werden.
Die oberösterreichische Komponistin und Bläserin Simone Zaunmair sorgte mit einer effektvollen Blechbläser-Komposition für den spektakulären Auftakt. Marc Reibel, Dirigent am Linzer Landestheater, bewies mit seinem “Rendez-vous avec Claude” (gemeint Claude Debussy), dass er als Komponist im Jazz perfekt zu Hause ist. Die Bigband-Wiedergabe fand in der Visualisierung durch den Japaner Akiko Nakayama zwar flüssige Bilder, die allerdings nur wenig auf Instrumentalsoli der Komposition Rücksicht nahmen.
Für Höhepunkte des langen Abends sorgten dann Davies und das Bruckner Orchester Linz mit Kompositionen von Maurice Ravel und Igor Strawinsky, begleitet von meisterhaften Visualisierungen. Bei Ravels “Ma mére l’Oye” (“Mutter Gans”) unterstrich das Linzer Ars Electronica Futurelab mit einer sensationellen Umsetzung sein internationales Ansehen. Die Musik und ihre optische Begleitung harmonierten makellos, wobei besondere Höhepunkte die digital verfremdeten Live-Bilder des Dirigenten und mehrerer Orchestermusiker waren. Alles in allem eine sehr stimmungsvolle, ja zauberhafte Deutung!
Strawinskys “Le Sacre du Printemps” vermittelt beim Zuhörer allein schon akustisch starke Bilder. Die Visualisierung durch den Österreicher Cori O’Ian konnte mit teils linearen, farbigen, u.a. an Reusen-artige Weidengeflechte erinnernde Bilder mithalten. Drehbewegungen knüpften hier wohl an den Charakter der Ballettmusik an.
Abgesehen von den orchestralen Beiträgen wurden – wie bereits im Vorjahr – die früheren spiralartig angeordneten Paket-Rutschen für ein akustisches “Mene-Tekel” in Betrieb genommen (FM Einheit). Sam Auinger und Hannes Strobl nützten für ihren Programmbeitrag die akustischen Möglichkeiten der Gleishalle aus. Und wie bereits bei der heurigen visualisierten Linzer Klangwolke ging es auch in der “Postcity” schließlich nicht ohne Drohnen.
Die beschönigende neue Benennung des alten Post-Zentrums kann freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die “Location” einen grindigen Eindruck macht und den “Charme” der ersten Nachkriegsjahre verströmt.
(S E R V I C E -)
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