Archivale der Woche: Schutz gegen ansteckende Krankheiten 1887

Bekämpfung und Vorbeugung ansteckender Krankheiten
Ein Quellenkonvolut zum Thema Sanitätswesen im Gemeindearchiv enthält Schriftgut zur Bekämpfung von sowie zu Vorsichtsmaßnahmen gegen ansteckende Krankheiten aus dem Zeitraum 1884 bis 1887. Darunter fallen gemäß einer „Anleitung zum Desinfectionsverfahren bei ansteckenden Krankheiten“ aus dem Jahr 1887: Cholera, Pocken (Blattern), Diphterie, Fleck- und Rückfalltyphus, Darmtyphus, epidemische Ruhr, Scharlach, Masern und Röteln, „Rothlauf und accidentelle Wundkrankheiten“, Milzbrand und Rotzkrankheit, Wochenbettkrankheiten, „contagiöse Augenentzündung“, Lungenschwindsucht und Keuchhusten.
Als geeignete Desinfektionsmaßnahmen empfiehlt das mehrseitige Dokument: „Das Verbrennen. Dasselbe darf nur bei wertlosen Gegenständen, Verbandstoffen und Aufwischfetzen, die mit dem Auswurfe, Stuhlentleerungen oder Erbrochenem stark verunreinigt sind, desgleichen bei dem Kehricht oder im Falle die Partei hiezu die Einwilligung gibt, bei besonders besudelten aber noch werthbaren Objecten angeordnet werden. […] Fünfprocentige Carbolsäurelösung. […] Sie eignet sich zur Desinfection aller waschbaren Gegenstände, der Ledersachen, Holzgeräthe, aller vom Kranken kommenden Auswurfstoffe, der Closets u.s.w. Sie kann auch zur Erzeugung von Carbolnebel (Carbolspray) in Krankenzimmern verwendet werden, zu welchem Zwecke man sich eines größeren Zerstäubungsapparates bedient. Die Carbolsäure ist giftig, im concentrirten Zustande ätzend, erfordert daher eine umsichtige Behandlung.“ Des Weiteren wird eine sogenannte „Sublimatlösung“ zur Desinfektion empfohlen, die wohl ähnlich giftig wie die vorerwähnte Carbollösung war, sie wurde nämlich mittels Quecksilber, aufgelöst in destilliertem Wasser, hergestellt.
Epidemien in Vorarlberg im 19. Jahrhundert
Obwohl Vorarlberg im 19. Jahrhundert von keiner größeren Epidemie heimgesucht wurde, kam es doch immer wieder zu kleineren, auf einzelne Ortschaften beschränkte Epidemien, vor allem von Ruhr, Blattern (Pocken), Typhus, Masern, Scharlach, Röteln und Syphilis. Zuständig für die Bekämpfung solcher Krankheitsausbrüche waren die Gemeindeärzte, allfällige Quarantäneanweisungen trafen die Distrikts- oder Kreisärzte, die bei Ausbruch von ansteckenden Krankheiten verständigt werden mussten. Bei akuten Ausbrüchen von Krankheiten wurden in Vorarlberg in den betroffenen Gemeinden kleine Spitäler, sogenannte „Nothstuben“ errichtet, um die Erkrankten sowohl abzusondern, als auch zu pflegen.
Pockenausbruch 1906 in Lustenau
Im Zuge einer Pockenepidemie in Lustenau im Jänner/Februar 1906 wurde ein im Besitz der Gemeinde befindliches Haus an der Höchster Straße zu einem „Isolierspital“. Es wurde im Volksmund noch lange „Pockenhaus“ genannt. Im Zuge des Ausbruchs der Krankheit in Lustenau wurden die Schulen geschlossen und die Häuser der Erkrankten und deren Bewohner unter Quarantäne gestellt. Sämtliche Faschings- und sonstige Veranstaltungen wurden behördlich untersagt. Eine sofortige Impfaktion – die Gemeindeärzte und der k.k. Bezirksarzt impften täglich mehrere 100 bis dahin noch nicht geimpfte Personen – verhinderte ein weiteres Ausbreiten. Nachdem keine weiteren Fälle mehr verzeichnet wurden, wurden die Schulen am 20. März wieder geöffnet.
Minimierung der Gefahr durch Impfungen
Die Gefahr solcher Epidemien wurde mit den um 1800 beginnenden Impfungen zwar kleiner, minimierte sich aber erst mit hohen Durchimpfungsraten ab Mitte des 20. Jahrhunderts. Die erste Krankheit, gegen die verbreitet geimpft wurde, waren die Pocken, wirksame Impfungen gegen weitere Krankheiten folgten gegen Ende des 19. Jahrhunderts. In Lustenau impfte der Arzt Johannes Karl Hollenstein bereits am 19. August 1802 ein Kind gegen Pocken, es war dies die erste Impfung in Vorarlberg.
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