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Archivale der Woche: Nachlass Gottfried Peintner

©Marktgemeinde Lustenau
Das Team des Archivs präsentiert den Leserinnen und Lesern an dieser Stelle wöchentlich interessante historische Dokumente oder Objekte. Voriges Jahr hat die Tochter von Gottfried Peintner dem Historischen Archiv etliche interessante Stücke aus dem Nachlass ihres Vaters übergeben.
Archivale der Woche: Nachlass Gottfried Peintner

Der 1904 geborene Gottfried Peintner war in Lustenau vor allem als begabter Stickereizeichner und als hervorragender Leichtathlet bekannt.

Stickereizeichner und erfolgreicher Sportler

Voriges Jahr hat die Tochter von Gottfried Peintner dem Historischen Archiv etliche interessante Stücke aus dem Nachlass ihres Vaters übergeben. Der 1904 geborene Gottfried Peintner war in Lustenau vor allem als begabter Stickereizeichner und als hervorragender Leichtathlet bekannt. Einige interessante Stickerei-Objekte und Dokumente – seine Familie betrieb jahrzehntelang eine Stickerei und sein Schwiegervater war der bekannte Stickereifabrikant Josef Blatter – wurden im Zuge der Übernahme an das S-MAK weitergegeben. Die im Hinblick auf sein sportliches Engagement wertvollen Stücke wurden indes in die Bestände des Historischen Archivs übernommen.
Gottfried Peintner war in der Zwischenkriegszeit einer der damals überragenden Lustenauer Leichtathleten und errang für den christlich-sozial geprägten Turnerbund viele Meistertitel in diversen Disziplinen. Sein 1930 erzielter Weitsprungrekord von 7,14 m sollte erst 1964 von einem anderen Vorarlberger Sportler übertroffen werden. Von seinen Erfolgen zeugen die vielen sich im Nachlass befindlichen Sportmedaillen und Turnerabzeichen. Der Ausweis für das Tragen des “Ehrenzeichen der Vorarlberger Turnerschaft in Gold” sowie diverse andere Anstecknadeln sind auf sein späteres Engagement als Sportfunktionär zurückzuführen.

Pläne für Großveranstaltung

Im Nachlass dokumentieren zwei von Hand mit Tusche auf Transparentpapier gezeichnete Pläne eine Lustenauer Sportgroßveranstaltung. Der Ortsplan – der wohl den auswärtigen Gästen zur Orientierung dienen sollte und den Weg des damaligen Festumzuges aufzeigt – sowie der Situationsplan für das Reichshofstadion wurden vermutlich von Gottfried Peintner anlässlich des vom Turnerbund im Jahr 1964 ausgerichteten 11. Landesturnfestes erstellt. Die dreitägige Veranstaltung war mit 3.000 Aktiven und 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauern das bis dahin größte Vorarlberger Landesturnfest. Neben den sportlichen Leistungen blieb den Lustenauerinnen und Lustenauern wohl vor allem die Tatsache in Erinnerung, dass am Festabend ein Wolkenbruch das Festzelt unter Wasser setzte.

Sport und Politik

In der Biographie von Gottfried Peintner zeigt sich auch die oftmals enge Verschränkung von Sport und Politik. Im September 1938 kam es in Lustenau zu einer politischen Verhaftungswelle. Der vormalige Bürgermeister Josef Peintner, ein Bruder von Gottfried Peintner, und der ehemalige Kommandant der Lustenauer Heimwehr, Hermann Hämmerle, wurden nach ihrer Verhaftung vom nationalsozialistischen Regime für über eineinhalb Jahre in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Ebenso erging es dem praktisch zeitgleich in Wien festgenommenen Alt-Landesrat Adolf Hämmerle. Die relativ „rasche“ Entlassung dieser drei Männer im Frühjahr 1940 wurde maßgeblich von Gottfried Peintner betrieben, der dabei auf die Unterstützung seines „Sportfreunds“ Emil Bogdon bauen konnte. Dieser war als Gründer der Lindauer SA mit Heinrich Himmler persönlich bekannt.

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