Hintergrund für den “Rauswurf” von der derzeit wichtigsten Vertriebsplattform für digitale Medieninhalte ist die Weigerung der englischsprachigen FT-Geschäftsleitung, sich auf die restriktive Firmenpolitik des IT-Riesen aus Cupertino einzulassen. Diese zwingt Verleger seit kurzem dazu, 30 Prozent der Einnahmen aus ihren digitalen Abonnements an Apple abzutreten. Die lokalisierten Ländervisionen der FT in Deutschland und China bleiben weiterhin verfügbar.
“Die Financial Times wird als iPad- und iPhone-App nicht länger für neue User über iTunes angeboten werden”, bestätigt ein britischer FT-Sprecher gegenüber der Newsseite paidContent:UK. Man habe sich mit Apple einfach nicht auf einen gangbaren Kompromiss zu den neuen Bestimmungen einigen können. Die eigenen Leser sollen nun auf eine neue Web-App umgeleitet werden, die die FT in Eigenregie entwickelt hat, um auch unabhängig vom aktuellen Marktführer im boomenden App-Geschäft weiter eine digitale Vertriebsstrategie verfolgen zu können.
Unzufriedene Verlage
Die neuen Richtlinien, die Apple Ende Juni in seinem iTunes Store installiert hat, sehen nicht nur eine 30-Prozent-Abgabe bei den Abo-Einkünften vor. Die kooperierenden Medienhäuser müssen zusätzlich auch wichtige Kundeninformationen weitergeben, die über den digitalen Vertriebsweg gesammelt werden. Diese Geschäftspolitik hat bei den betroffenen Verlagen heftige Kritik ausgelöst und dazu geführt, dass bereits mehrere Branchenvertreter damit begonnen haben, sich nach brauchbaren Vertriebsalternativen zum iTunes Store umzusehen.
“Auch die deutschen Verlage sehen das Modell von Apple sehr kritisch”, erklärt Erik Staschöfsky vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger http://www.bdzv.de auf Nachfrage von pressetext. Trotz dieses Umstandes versuche man aber dennoch, auf einer “partnerschaftlichen Ebene Lösungen zu finden”. Die Entscheidung der FT, ihre Inhalte auch ohne die Unterstützung Apples digital vertreiben zu wollen, sei aber ein “starkes Zeichen der Unzufriedenheit aus der Branche”, so Staschöfsky.
Großes Risiko
Für die FT ist die Absage an iTunes aber auch ein großes Risiko. Eigenen Angaben zufolge konnte die englischsprachige Ausgabe der Wirtschaftszeitung alleine im vergangenen Jahr rund zehn Prozent der Abo-Neuzugänge über Apples iPad anwerben. Ob die selbstentwickelte Applikation als Alternative bei den Lesern genauso gut ankommt, ist bislang noch offen.
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