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APA-Faktencheck: Falschnachrichten zu Baumgartners Tod auf TikTok verbreitet

Der Sportler verunglückte in Porto Sant'Elpidio.
Der Sportler verunglückte in Porto Sant'Elpidio. ©APA/AFP/FABRICE COFFRINI (Archivbild)
Zwei TikTok-Videos mit großer Reichweite verbreiten gezielte Falschinformationen zum tödlichen Unfall des Extremsportlers Felix Baumgartner. Die Inhalte wurden offenbar mit Künstlicher Intelligenz erstellt.
Todesursache bekannt
Untersuchungen sollen Baumgartners letzte Minuten rekonstruieren
Technisches Gutachterteam beauftragt

In der vergangenen Woche ist der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner bei einem Paragleiter-Unfall tragisch verunglückt. Unter die weltweite Berichterstattung mischten sich auch zwei TikTok-Videos mit großer Reichweite (1,2), die mit abweichenden Versionen zum Geschehen aufhorchen ließen. Doch die dortigen Behauptungen zu einer angeblich beeinträchtigten Handlungsfähigkeit und zum Ort des Geschehens sind irreführend. Dahinter steckt kein Fehler, sondern Kalkül.

Falschinformationen zum tödlichen Unfall des Extremsportlers Felix Baumgartner

Einschätzung: Die beiden vorliegenden Videos kamen vermutlich größtenteils durch die Verwendung von Künstlicher Intelligenz zustande, vor allem für die Erstellung der Audiospur. Darüber hinaus sieht man Aufnahmen, die nichts mit Baumgartners Unfall zu tun haben. Der Sportler verunglückte in Porto Sant'Elpidio.

Überprüfung: Schon die Beschreibung der beiden Accounts auf TikTok beweist, dass es sich beim Inhalt der Videos um Falschinformationen handeln muss. "All is fake" (3) und "Everything is fake" ist im Profil der TikTok-Accounts zu lesen (4). Hinweise in der Beschreibung der Videos fehlen jedoch.

Auf beiden Accounts finden sich mehrere ähnliche Videos, die einem bestimmten Schema folgen. Zu Beginn wird eine Schlagzeile neben dem Bild einer prominenten Person eingeblendet. Während große Villen oder besondere Landschaften aus der Vogelperspektive zu sehen sind, berichtet eine monotone Stimme die vermeintlichen Nachrichten. Dabei mischen sich oft Falschinformationen und Halbwahrheiten unter den tatsächlichen Sachverhalt.

Mit Hilfe von KI erstellt

Lukas Görög, Gründer der Akademie für Künstliche Intelligenz und Digitalisierung in Wien, beobachtet Videos dieser Art in letzter Zeit vermehrt in den sozialen Medien. In den mit Hilfe von KI erstellten Videoberichten zu aktuellen Ereignissen würden absichtlich Fehler eingebaut, um zusätzliche Reichweite zu erzeugen. Das Engagement steige dabei durch User, die derartige Fehler in den Kommentaren adressieren wollten, sagt Görög auf Anfrage von APA-Faktencheck.

Diese Vorgehensweise wird laut dem Experten mit dem Begriff "News-Hijacking" bezeichnet. "Das Ziel ist meistens, Follower für ein Konto zu sammeln", so Görög. Derartige Taktiken würden etwa bei russischer oder anderweitiger Propaganda genutzt. Hier würden User in erster Linie über Humor oder sogenannte "Light Lies" gelockt. Wenn es dann relevant wird, strebe man an, "dieser Zielgruppe gezielt Inhalte anzubieten (zuerst Fun-Content, dann Anti-Impfung oder Anti-Ukraine)".

Luftaufnahmen stammen von Google Earth

Die in den TikTok-Videos gezeigten Luftaufnahmen von großen Anwesen stammen von Google Earth und haben nichts mit Baumgartners Unfallort zu tun. Der Extremsportler ist laut italienischen (5) und internationalen (6) Berichten mit seinem Paragleiter im Pool-Bereich einer Ferienanlage in Porto Sant'Elpidio in Italien verunglückt. Das Anwesen im ersten Video hat keinen Pool. Beim zweiten Video dürfte es sich um ein Anwesen in Las Vegas, USA (7) handeln. Auf Anfrage der APA bestätigte hingegen das "Le Mimose Family Resort" von Club del Sole das Hotelgelände als Unfallort. Mittels Google-Maps (8) lässt sich feststellen, dass es einen Pool in der Hotelanlage gibt.

Auch die Behauptung, eine Frau sei im Zuge des Unfalls beim Sonnenbaden im Pool-Areal schwer verletzt worden, lässt sich durch Medienberichte widerlegen. Berichtet wird ausschließlich von einer verletzten Hotel-Mitarbeiterin (9). Sie soll wieder bei "guter Gesundheit" sein.

Zudem gibt es keine Hinweise darauf, dass Augenzeugen des Unfalls, wie im zweiten TikTok-Video behauptet, Spekulationen zum Bewusstseinszustand von Felix Baumgartner während des Flugs äußerten. Keine Medienberichte oder öffentliche Aussagen der italienischen Polizei bestätigen den Vorwurf im Video.

Am Anfang der Untersuchungen vermutete man noch einen gesundheitlichen Notfall des Extremsportlers in der Luft. Eine Obduktion schloss einen Herzstillstand in der Luft laut Medienberichten (10) als Todesursache aus. Schriftliche Anfragen des APA-Faktenchecks an die italienische Polizei zum Unfallhergang blieben unbeantwortet.

(APA/Red)

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