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Anschober: Coronavirus-Kontrollen an Grenzen "derzeit nicht erforderlich"

Grenzkontrollen seien laut dem Gesundheitsminister noch nicht notwendig.
Grenzkontrollen seien laut dem Gesundheitsminister noch nicht notwendig. ©APA/HERBERT NEUBAUER
In Österreich behält man die Entwicklung der Coronavirus-Ausbreitung genau im Auge. Grenzkontrollen seien laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober derzeit aber nicht nötig.

Grenzkontrollen gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus seien "derzeit nicht erforderlich", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in der ORF-Sendung "Zeit im Bild 2".

"Aber wir sind sehr, sehr in Sorge, wir sind vorsichtig und aufmerksam und werden morgen den Sachverhalt noch einmal mit allen Experten überprüfen", verwies er auf den für Montag angesetzten Einsatzstab.

Grenzkontrollen wegen Coronavirus derzeit nicht erforderlich

Man könne derzeit nicht prognostizieren, wie sich die Lage bei der vom Virus SARS-CoV-2 ausgelösten Epidemie entwickeln werde, in etwa drei Wochen werde man womöglich wissen, ob es zu einer globalen Ausbreitung kommt. "Die Gesundheitsbehörden tun alles, damit das nicht der Fall ist", betonte Anschober. Er verwies auf den "hervorragend" aufgestellten österreichischen Gesundheitsbereich und die gute internationale Vernetzung der Behörden. Sollte es bei Verdachtsfällen Spuren nach Österreich geben, werde dies umgehend gemeldet und untersucht.

Direktmaschinen aus China, die fallweise am Flughafen Wien in Schwechat ankommen, würden "extrem gut überprüft", betonte der Ressortchef. Es kämen dabei keine Menschen aus der Krisenregion, die Passagiere müssten direkt im Flugzeug Fragebögen beantworten, das Flugpersonal sei spezifisch geschult, um auf Verdachtsfälle sofort reagieren zu können, und am Airport in Schwechat erfolgten weiterhin Fieberkontrollen, erläuterte Anschober.

Ausreichend Schutzmasken in allen Bundesländern

Noch kein endgültiges Ergebnis gibt es zu den seit dem Jahr 2006 im Zuge der Vogelgrippe-Hysterie angeschafften und seither eingelagerten Grippeschutzmasken, deren Haltbarkeitsdatum mittlerweile abgelaufen ist. Anschober erwartet im Lauf der kommenden Woche ein Detailergebnis, "ob die Vorratshaltung als eiserne Reserve Sinn macht". Grundsätzlich bestehe in den Bundesländern Versorgungssicherheit, etwaige Mängel würden bei einem Treffen mit den Gesundheitslandesräten am Montag besprochen.

FPÖ-Chef Hofer will Nationalen Sicherheitsrat einberufen

FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer fordert wegen der Coronavirus-Epidemie die Einberufung des Nationalen Sicherheitsrats. "Es ist fahrlässig, an den Grenzen keine Maßnahmen zu setzen. Wenn die Seuche erst einmal in Österreich angekommen ist, ist es zu spät", sagte er am Montag. Der Reiseverkehr nach Österreich aus den betroffenen Regionen solle eingeschränkt werden.

"Wenn weltweit führende Virologen davon sprechen, dass wir vor einer Pandemie stehen, sind umgehend alle notwendigen Vorsorgemaßnahmen zu setzen", urgierte der FPÖ-Chef. "Auch Temperaturmessungen alleine schützen nicht, weil in der Inkubationszeit kein Fieber auftritt. Auch gibt es Patienten ohne Symptome, die Überträger sein können." Die Sorge vor der Seuche sei keinesfalls übertrieben, so lange kein Impfstoff zur Verfügung steht.

Infektionsexperte zweifelt Sinn von Grenzkontrollen an

Nachdem sich das Coronavirus in Italien rasch verbreitet hat, hält Professor Heinz Burgmann, Leiter der klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin an der MedUni Wien, Grenzkontrollen für unangebracht. "Ich denke nicht, dass Grenzkontrollen etwas bringen", verwies er im Ö1-"Mittagsjournal" darauf, dass viele Reisende eine Infektion im Frühstadium haben könnten, die man nicht entdeckt.

"Es ist eine Frage der Zeit, es kann jeder Zeit passieren", sagte der Experte zu möglichen Infektionen in Österreich. Vor einer Italienreise solle man überlegen, ob man nicht lieber abwartet, wie sich die Lage entwickelt, so Burgmann. Dass das Virus ansteckender geworden sei, könne man aufgrund der bisherigen Vorgänge in Italien aber nicht sagen.

In Italien sei es das Problem, dass der sogenannten Patient 0 im Gegensatz zu Deutschland nicht gefunden worden sei. Daher seien auch alle dortigen Maßnahmen angebracht. Vor allem in Oberitalien wurden beispielsweise viele Veranstaltungen abgesagt und Ausflugsziele geschlossen. Die Weitergabe des Coronavirus soll so gut wie möglich verhindert werden. "Derzeit ist es das Ziel, eine Pandemie zu verhindern", sagte Burgmann.

Das Coronavirus sei dem Sarsvirus ähnlich, so der Fachmann. Es dürfte ähnlicher der Influenza über eine Tröpfcheninfektion übertragen werden und auch über Kontakt, wenn etwa Oberflächen angehustet wurden, ein anderer diese angreift und sich dann mit der Hand ins Gesicht greift. Am besten sei es, in Taschentücher zu Husten oder zu niesen. Aber: "So lange man nicht genau weiß wie Virus genau krankt macht ist es schwierig Impfstoff zu entwickeln", sagte Burgmann.

(APA/Red)

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