Am Mittwochmorgen versammelten sich rund 30.000 Menschen friedlich zu der Protestkundgebung, zu der die beiden großen Gewerkschaftsverbände, GSEE und ADEHY, aufgerufen hatten. “Das ist nur der Anfang eines großen Krieges”, sagt die Demonstrantin Helene Galani, die ein rotes Tuch um den Kopf geschlungen hat. “Ich bin bereit zu wetten, dass der Tag kommen wird, an dem diese Regierung Athen in einem Hubschrauber verlassen muss.”
Der 61-Jährige Anargyros Bizianis zeigt sich da skeptischer. “Sie nehmen mir alles, ich weiß nicht, wie es weiter geht”, sagt der 61-jährige Arbeiter, der 900 Euro monatlich im Hafen von Athen, Piräus, verdient. Die Menschen sind wütend über die rigiden Sparpläne der Regierung, die diese mit den Euroländern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) im Gegenzug für Kredithilfen in Höhe von 110 Milliarden Euro für die kommenden drei Jahre ausgehandelt hat.
Gewerkschaftsvertreter versuchen wiederholt, das von der Polizei geschützte Parlamentsgebäude zu stürmen, wo die griechischen Abgeordneten dem umstrittenen Sanierungspaket mit heftigen Gehaltskürzungen und Steuererhöhungen am Donnerstag zustimmen sollen. Mit Tüchern und Kapuzen Vermummte werfen aus den Protestzügen immer wieder Molotow-Cocktails und zertrümmern mit Eisenstangen Schaufensterscheiben. Andere schleudern Pflastersteine oder werfen Autos um. Die Polizei setzt Tränengas und Blendgranaten ein. Das graue Haus der Marfin-Egnatia-Bank mit dem blauen Emblem wird stark beschädigt und brennt teilweise aus. Mindestens zwei weitere Gebäude stehen in Flammen, eines gehört zum Finanzministerium.
Die Straße vor der Marfin-Bank in der Athener Innenstadt sieht wie ein Trümmerfeld aus. Steine und Glassplitter liegen auf dem Asphalt, Rauch steigt auf. Die Schaufenster des Altbaus sind völlig zerstört. Die Gewalt ist bei dem von den Gewerkschaften ausgerufenen dritten Generalstreik gegen den Sparkurs der griechischen Regierung eskaliert: Vermummte warfen zahlreiche Brandbomben, wobei auch die Bank getroffen wurde. Zwei Frauen und ein Mann konnten sich nicht mehr retten.
Ministerpräsident Giorgos Papandreou zeigt sich nach dem Tod der drei Menschen entsetzt. “Die heutigen Toten sind die Opfer einer mörderischen Tat”, sagt er vor dem Parlament. Der sozialistische Regierungschef kündigt an, dass die Polizei hart gegen Gewalttäter vorgehen werde. “Protest ist die eine Sache, Töten eine andere.” Das Parlament legt nach diesen dramatischen Ereignissen eine Schweigeminute ein.
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