"America More" statt "America First"? - Trumps neuer Expansionismus

Aber sie steht im Einklang mit den neuen expansionistischen Ambitionen seiner Regierung. Seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus scheint sich sein "America First"-Ansatz in "America More" verwandelt zu haben. Nun scheint er darauf fixiert zu sein, neues Territorium zu erwerben - obwohl er im Wahlkampf versprach, die USA aus "ewigen Kriegen" herauszuhalten.
Panamakanal, Grönland, Kanada
In einer Pressekonferenz mit dem israelischen Premier Benjamin Netanyahu am Dienstag im Weißen Haus sprach Trump die Möglichkeit an, dass die USA den Gazastreifen besitzen könnten. Er sagte, er könne sich den Bau eines Ressorts vorstellen, die Palästinenser sollten das Gebiet verlassen. Der beiläufig erwähnte Vorschlag löste im Nahen Osten und auf der ganzen Welt diplomatische Schockwellen aus, war aber bezeichnend dafür, wie Trump seine zweite Amtszeit angegangen ist: Er behandelt die Beziehungen zu engen Verbündeten wie Kanada und Mexiko weitgehend als sogenannte transaktionale Beziehungen. Die Welt ist für ihn eine einzige große Geschäftsmöglichkeit. Diese Sichtweise wurde durch seinen Vorschlag vom Montag unterstrichen, einen amerikanischen Staatsfonds zu gründen.
Trumps territoriale Wachstumsgelüste gehen aber über Gaza hinaus: Er hat die Möglichkeit ins Spiel gebracht, dass die USA den Panamakanal zurückerobern und Dänemark Grönland abtreten sollte; und schlug wiederholt vor, Kanada als 51. US-Bundesstaat aufzunehmen, obwohl dies selbst in Trumps Republikanischer Partei auf Vorbehalte stößt.
Trump-Schwiegersohn: Gaza sei "wertvolles Wassergrundstück"
Die vorgeschlagene Umsiedlung der mehr als zwei Millionen Palästinenser im Gazastreifen hat aber eine neue Dimension - auch wenn US-Außenminister Marco Rubio Trumps Äußerungen nach wem weltweiten Aufschrei etwas relativierte. Hintergrund ist, dass die israelische Armee in ihrem Kampf gegen die radikal-islamische Hamas das Gebiet weitgehend zerstört hat. Menschenrechtsgruppen werfen der israelischen Regierung seit Monaten vor, systematisch eine Rückkehr der Menschen in ihre Häuser unmöglich machen und eine Vertreibung vorbereiten zu wollen. Tatsächlich hatte es aus der israelischen Regierung schon zu Kriegsbeginn den Vorschlag gegeben, dass die Menschen aus dem Gazastreifen nach Ägypten oder Jordanien übersiedeln sollten. Beide Länder hatten dies sofort kategorisch zurückgewiesen.
Auf der Pressekonferenz mit Netanyahu sprach Trump wie ein Immobilienentwickler, der er einst war. Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, zeigte sich nicht überrascht. "Sein Schwiegersohn hat das schon vage im letzten Jahr angekündigt, als er hingewiesen hat auf die wunderbare Immobilienlage und dass man im Gazastreifen ja tolle Villen bauen könnte mit Blick aufs Mittelmeer", sagte Heusgen im Reuters-TV-Interview mit Hinweis auf Trumps Schwiegersohn und ehemaliger Berater Jared Kushner. Dieser hatte den Gazastreifen als "wertvolles" Wassergrundstück bezeichnet.
Früher Isolationist - US-Bevölkerung skeptisch
Als Präsidentschaftskandidat sprach Trump weitgehend isolationistisch und betonte die Notwendigkeit, ausländische Kriege zu beenden und Grenzen zu stärken. Er schlug vor, dass Europa die Ukraine-Hilfe in ihrem Abwehrkampf gegen Russland allein übernimmt und sich die Vereinigten Staaten zurückhalten. Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit im Weißen Haus konzentrierte er sich vor allem auf die Abschiebung illegal im Land befindlicher Migranten und die Verkleinerung der Bundesregierung - zwei Kernpunkte seiner Wahlkampfagenda.
Expansionsbestrebungen waren deshalb bisher nicht Teil seiner Rhetorik, und dies könnte ein gewisses politisches Risiko für Trump und seine republikanischen Verbündeten darstellen. Denn laut einer Ipsos-Umfrage für Reuters sind seine Wähler skeptisch. Bei der Erhebung, die am 20. und 21. Jänner nach Trumps Amtsantritt durchgeführt wurde, sprachen sich nur 16 Prozent dafür aus, dass die USA Dänemark zum Verkauf Grönlands drängen sollten. Etwa 29 Prozent unterstützten die Idee, die Kontrolle über den Panamakanal zurückzuerlangen.
Militärische Gewalt auch bei Republikanern verpönt
Nur 21 Prozent der US-Amerikaner stimmten der Idee zu, dass die USA das Recht haben, ihr Territorium in der westlichen Hemisphäre überhaupt zu erweitern. Und nur neun Prozent der Befragten und nur 15 Prozent der Republikaner sagten, die USA sollten militärische Gewalt einsetzen, um neue Gebiete zu sichern.
(APA/Reuters)
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