Alte Hebammenkunst geht verloren

Besonders unter den vielen Hebammen im Kreise der Zuhörer entwickelte sich im Anschluss eine rege Diskussion.
Denise Lorünser und Carmen Ruepp vom Bludenzer bzw. Vorarlberger Familienverband waren positiv überrascht über das Interesse des von ihnen veranstalteten Abends. Da meine Kinder inzwischen schon aus dem Schulalter sind, hätte ich mir den Vortrag wahrscheinlich nicht angehört, wären wir nicht Veranstalter gewesen. Umso mehr freut es mich, wie interessant das ganze war Schade, meine Geburten waren wohl 20 Jahre zu früh, meinte Ruepp nach dem Vortrag.
Beeindruckend waren die von der Vortragenden aus Deutschland gelieferten internationalen Studien allemal. Zeigten doch die Zahlen eindeutig auf, dass eine Geburt zuhause in allen Bereichen zumindest gleich sicher für Mutter und Kind ist wie eine Geburt in einem Krankenhaus. Ich mag die Sprüche und Weisheiten der alten Geburtshelfer leider geht dieses Wissen immer mehr verloren, meinte die Lehrhebamme aus Unna und zitierte gleich einen davon: Der beste Platz für die Hände eines Geburtshelfer sind seine eigenen Hosentaschen. Soll heißen, dass das komplexe Geschehen einer Geburt meist am besten läuft, wenn sich Außenstehende zurückhalten. Aber man muss schon viel wissen, um wenig zu tun, erklärte sie hinterher.
Viel Energie nötig
Unter den Gästen waren neben vielen aktiven Hebammen auch mehrere, die sich bereits im Ruhestand befinden. Ich bewundere die Kolleginnen, die sich heutzutage noch trauen, Hausgeburtshilfe zu leisten, meinte etwa Schwester Irmgard, eine über 70 Jahre alte erfahrene Geburtshelferin. Mut brauchen die Hebammen aber nicht wegen der Sicherheitsaspekte, sondern weil es werdenden Müttern und deren Geburtshelferinnen so schwer gemacht wird, das uralte Wissen rund um die Vorgänge der Geburt dort zu praktizieren, wo es bis vor wenigen Jahrzehnten noch üblich war und wo sich viele Frauen am sichersten fühlen: Im eigenen Heim.
Ich würde mir mehr Anerkennung für unsere Arbeit wünschen, mehr Geld für unsere Leistungen und weniger Einschränkungen durch rechtliche Vorschriften, brachte es eine der Teilnehmerinnen auf den Punkt. Auch vom ermüdenden Kampf gegen die Macht war in der Diskussion die Rede. Das führt in Vorarlberg leider dazu, dass es nur noch eine Handvoll Hebammen gibt, die Hausgeburten betreuen.
Auch Daniela Zech, die eben erst eine Diplomarbeit zum Thema Geburt in Vorarlberg verfasst hat, war beeindruckt vom Vortrag. Leider ist gerade in den letzten zwei Generationen die Achtsamkeit rund um das Thema Gebären im klinischen Bereich verloren gegangen, meinte die Volksschullehrerin und studierte Erziehungswissenschafterin, die selbst Vorträge zum Thema hält. Einig waren sich auch viele der anwesenden Mütter, die schon eine Hausgeburt erlebt hatten, dass diese Form der Geburt für sie die allerschönste gewesen sei.
Infos zu den Hebammen in Vorarlberg erhalten alle Interessierten unter http://vorarlberg.hebammen.at, Infos rund um das Thema Hausgeburt gibt es auch unter http://www.privatgeburt.de/hausgeburt2010.
Quelle: Oliver Lerch
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