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Als die Spanier nach Feldkirch kamen

Tomas Peña Rivera erzählt über sein aufregendes Leben in Feldkirch
Tomas Peña Rivera erzählt über sein aufregendes Leben in Feldkirch ©Bandi Koeck
Spanische Kultur vermischt sich in Vorarlberg

Feldkirch. In den 60er Jahren kamen über 600 spanische Gastarbeiter nach Vorarlberg. Der gebürtige Katalane Tomás Peña Rivera lebt seit 47 Jahren in Feldkirch und erzählt im Interview über die ersten Spanier, die nach Vorarlberg kamen und wie sich die Situation von damals heute verändert hat.

VN-Heimat: Welche Erinnerungen haben Sie an die ersten spanischen Einwanderer Vorarlbergs?

Tomas Peña Rivera: Zuallererst kamen ehem. KZ-Insassen aus Mauthausen, welche 1939 von Spanien nach Frankreich flüchteten und von dort 1942 von den Nazis nach Österreich gebracht wurden. Von den 8.000 überlebten ca. 2.000. Dann 1962 kamen die ersten Gastarbeiter, welche von den Firmen Ganahl, Pümpel, Hilti&Weh, Kunert, Hinteregger, Schöller etc. geholt wurden. Diese kamen großteils aus Galicien, Asturien und Andalusien. Die Spanier wurden in den Firmen sehr geschätzt und die Nachfrage nach ihnen war groß. Weil keine Spanier mehr nachkamen, suchte man in der Türkei nach weiteren Gastarbeitern.

VN-Heimat: Und was veranlasste Sie, nach Vorarlberg auszuwandern und wie erging es Ihnen hier Fuß zu fassen?

Tomas Peña Rivera: Ich habe 1958 eine Österreicherin in Barcelona kennen gelernt und bin der Liebe wegen gekommen. Im Januar 1962 kam ich nach Feldkirch und es war damals so kalt, dass der Bodensee zugefroren ist. Durch Vermittlung meiner Verwandten habe ich nach drei Tagen schon eine Stelle als Maler sowie Logis und Kost bei der Fa. Stoffel in Altenstadt erhalten. Schwierig war es die erste Zeit lediglich mit dem Dialekt. Als ich z. B. ein Mädchen auf der Straße nach einer Adresse fragte, entgegnete sie “oba doba”. Doch in meinem Wörterbuch konnte ich dieses Wort nicht ausfindig machen.

VN-Heimat: Sie sind einer der Gründer des “Spanischen Klub in Vorarlberg”. Wie kam es dazu und was waren die bemerkenswertesten Erlebnisse, an die Sie sich erinnern?

Tomas Pena Rivera: Von 1962 bis 1965 kamen ungefähr 600 spanische Gastarbeiter nach Vorarlberg. Der Wunsch nach Gottesdiensten in der Landessprache der Menschen war groß und somit suchte ich nach einem geeigneten Geistlichen und auch Gotteshaus. Weiters war das Sport Treiben ein großes Anliegen. Kurzerhand fanden Gottesdienste auf Spanisch in Feldkirch, später in Bregenz, statt und wir gründeten eine Fußballmannschaft. Die ersten Gegner waren die Schulbrüder, die Studenten der Stella Matutina und Turner vom Turnverein Gisingen. Wir haben immer gegen alle verloren. Wir hatten muttersprachlichen Unterricht für unsere Kinder sowie spanische Feste (Hlg. Dreikönige, Muttertag, Ostern, Weihnachten) und jährliche Exkursionen nach Italien. Der Klub zählte damals 120 Mitglieder.

VN-Heimat: Sie wurden vom spanischen König Juan Carlos ausgezeichnet. Wie fühlten Sie sich dabei?

Tomas Peña Rivera: Pfarrer Klocker von Bregenz-Vorkloster sowie Dr. Kurt Fragner aus Rankweil waren unsere größten Förderer und wurden zusammen mit mir als Präsidenten des Klubs für unsere Verdienste für die Spanier in Vorarlberg ausgezeichnet. Ich war sehr überrascht, weil ich gar nichts gewusst habe. Der Klub hat 20 Jahre lang existiert.

VN-Heimat. Wie sieht die heutige Situation aus, wenn Sie an ihre Enkelkinder denken, was fällt Ihnen dabei auf?

Tomas Peña Rivera: Meine Kinder heißen Neubauer, Loacker und Amann und das sagt eigentlich alles. Sie sind vollkommen integriert, sprechen besser Dialekt als Spanisch, obwohl ich mit meinen Töchtern immer Spanisch gesprochen habe. Nach dem Eintritt in die EU sind viele Österreicher als Pensionisten nach Spanien gegangen und auch einige Spanier sind hierher gekommen und haben sich verheiratet.

Factbox:
Tomás Peña Rivera
Geboren am 11. 1. 1936 in Barcelona
Verheiratet, 3 Töchter, 5 Enkelkinder
Hobbys: Sport, Lesen, Reisen, ehrenamtliches Mitglied der Caritas Vorarlberg
Lebensmotto: Tu gutes und schade niemandem!

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