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Allgegenwärtiges Mikroplastik: EU will Firmen strenger in die Pflicht nehmen

Mikroplastik ist bereits überall zu finden. Die EU will Unternehmen mittels neuem Gesetz strenger in die Pflicht nehmen.
Mikroplastik ist bereits überall zu finden. Die EU will Unternehmen mittels neuem Gesetz strenger in die Pflicht nehmen. ©Canva (Sujet)
Mikroplastik ist allgegenwärtig und wird auf Meeresböden, Berggipfeln, in der Luft sowie im menschlichen Körper nachgewiesen. Auf internationaler Ebene sind bisher alle Versuche, ein Abkommen gegen die rapide wachsende Plastikverschmutzung zu erreichen, gescheitert. Die Europäische Union möchte mit ihren Zielen sicherstellen, dass weniger Mikroplastik aus der Industrie in die Umwelt gelangt. Daher stimmen die EU-Abgeordneten am Donnerstag über ein Gesetz ab, das Unternehmen stärker in die Verantwortung nimmt.

Unternehmen in der EU sollen deshalb künftig Pläne vorlegen, wie sie sicherstellen, dass Kunststoffgranulat aus ihrer Produktion nicht in die Natur gelangt. Im Schiffsverkehr will die EU besonders dichte Transportverpackungen zur Pflicht machen, damit weniger verloren geht. Die EU will so dafür sorgen, dass bis 2030 rund 30 Prozent weniger Mikroplastik pro Jahr in die Umwelt gelangt.

Globale Recyclingquote unter zehn Prozent

Global haben sich nach Einschätzung aus der Wissenschaft mehr als zehn Milliarden Tonnen Plastik angesammelt. Zahlen der UNO-Umweltagentur UNEP zufolge kommen jährlich rund 460 Millionen Tonnen hinzu. Im Schnitt bedeutet das: Pro Stunde wird weltweit eine Menge an Plastik produziert, die dem Gewicht der Titanic entspricht.

Der französische Forscher Jeroen Sonke geht davon aus, dass weniger als ein Drittel des seit 1950 produzierten Plastiks noch verwendet wird. Der Rest liegt als Abfall auf Müllhalden, treibt im Meer und verteilt sich in Kleinstpartikeln in der Natur. Dies liegt auch daran, dass der Müll kaum wiederverwertet wird: Weniger als zehn Prozent des Plastiks weltweit landet in Recycling-Anlagen.

Mikroplastik überall

Forscher haben Mikroplastik inzwischen auf den entlegensten Berggipfeln und in der Antarktis nachgewiesen. "Die kleinsten Partikel breiten sich über die Atmosphäre aus, was ihre Ankunft in den Polarregionen erklärt", erläutert Forscher Sonke. Über das Essen und die Atemluft gelangen die Partikel auch in den menschlichen Körper. Mikroplastik wurde in den vergangenen Jahren im Hirn, in der Lunge, im Herzen, der Leber, den Nieren, in der Plazenta und im Blut gefunden. Die potenziellen Auswirkungen auf die Gesundheit sind bisher ungeklärt. Wissenschafter mahnen jedoch, dass schon jetzt Maßnahmen gegen mögliche Gesundheitsrisiken ergriffen werden müssten.

Im Meer stammen die meisten Kleinstpartikel von größeren Müllteilen wie Plastiksackerln. Sie werden zwischen den Wellen aufgerieben, UV-Strahlen oder Bakterien lösen kleine Partikel ab. An Land sind Kunststoffgranulat aus der Industrie sowie Partikel aus Schminke und anderen Kosmetikartikeln die wichtigsten Quelle für Mikroplastik-Verschmutzung.

Gescheitertes UNO-Abkommen

Auf internationaler Bühne sind die Verhandlungen über Regeln für weniger Plastikmüll hingegen gescheitert. Bei einer Konferenz im August in Genf standen sich zwei Lager unversöhnlich gegenüber: Auf der einen Seite vor allem erdölproduzierende Staaten wie Saudi-Arabien, Kuwait und Russland und auf der anderen Seite Vertreter etwa aus der EU oder Lateinamerika, zusammen mit Umweltschützern.

(APA/Red.)

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