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AKW Leibstadt beruhigt: "Riss ist kein Leck - Reaktordruckbehälter ist dicht"

Im AKW Leibstadt wurde in einem Speisewasser-Stutzen ein zwei Zentimeter langer Riss entdeckt.
Im AKW Leibstadt wurde in einem Speisewasser-Stutzen ein zwei Zentimeter langer Riss entdeckt. ©APA
Bern, Bregenz. - Vergangene Woche wurde dem ENSI (das ist das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat, Anm.d. Red.) von Seiten des AKW Leibstadt mitgeteilt, dass an einer Schweißnaht eines Speisewasser-Stutzens ein Riss entdeckt wurde. Die AKW-Leitung versucht zu beruhigen: "Es ist kein Leck und der Reaktordruckbehälter ist dicht."

Im Zuge der Jahreshauptrevision  wurden verschiedene Ultraschall-Prüfungen am Reaktordruckbehälter des AKW Leibstadt durchgeführt. Dabei wurde an einer Schweißnaht eines Speisewasser-Stutzens ein meldepflichtiger Befund registriert, wie das AKW Leibstadt bereits vergangene Woche mitteilte. Das Speisewassersystem des AKW Leibstadt verfügt insgesamt über sechs dieser Stutzen, wobei die restlichen fünf offenbar einwandfrei sind.

Zwei Zentimeter großer Riss

Laut Angaben des AKWs erfolgte die Prüfung der Schweißnaht gemäß geltendem schweizerischem Regelwerk (SVTI-Festlegung, NE-14) an allen Speisewasserstutzen. Wie die Kommunkationsabteilung des AKW Leibstadt auf VOL.AT-Anfrage mitteilt, wurde ein ca. zwei Zentimeter langer Riss entdeckt. Weitere Risse und Unregelmäßigkeiten seien nicht festgestellt worden. Die AKW-Leitung versucht zu beruhigen und hält fest, dass es sich um einen Riss und kein Leck handle. „Der Reaktordruckbehälter ist dicht“, versichert der Kraftwerksbetreiber.

US-Spezialisten sollen helfen

Die Abklärungen und Vorbereitungen für die Behebung des Schadens laufen noch – hier sollen US-Spezialisten bei den Reparaturarbeiten helfen. Die Revision wird laut Kernkraftwerksleiter Andreas Pfeifer länger dauern als geplant und auch entsprechende Kosten verursachen.

Unfallszenario hätte große Tragweite

Der Abriss einer Speisewasserleitung aufgrund eines Risses unter Laständerung wie etwa einer Notabschaltung oder einem Erdbeben, sei ein Unfallszenario von großer Tragweite stellt die Schweizer Plattform „Atomrechnung“ gegenüber VOL.AT fest.

Strahlungsunterstützte Korrosion

Beim Riss im Stutzen handelt es sich aber nicht um dasselbe Phänomen wie sie bei den Rissen im belgischen Atomkraftwerk Doel aufgetreten sind, so die Plattform „Atomrechnung.ch“. Der Riss sei entweder durch Materialermüdung entstanden oder wie beim Kernmantel des AKW Mühleberg durch die Korrosion aufgrund des fortgeschrittenen Alters des Reaktors – sprich durch strahlungsunterstützte Spannungsrisskorrosion. Das sei ein klares Alterungsphänomen welches gerade bei älterem Stahl auftauche. Als das AKW Leibstadt errichtet wurde, war die Qualität des Stahls noch nicht mit jener von heute zu vergleichen. Der Kohlenstoffgehalt ist höher und damit härtet das Metall im Laufe der Zeit aus und wird brüchiger was die Gefahr der Rissbildung ansteigen lässt.

Rauch: “Keine innerstaatliche Angelegenheit”

„Ob Leibstadt, Mühleberg oder Gösgen – es macht für Vorarlberg keinen Unterschied, welches der Schweizer Atomkraftwerke allenfalls einen Reaktorschaden produziert: betroffen sind wir in jedem Fall, weil aufgrund der so oft vorherrschenden Westwetterlage die ganze austretende Radioaktivität zu uns herübergeweht würde“, erklärt Johannes Rauch, Klubobmann der Vorarlberger Grünen. Deshalb sei der Betrieb von Atomkraftwerken auch keine “innerstaatliche Angelegenheit” in die man sich nicht einmischen dürfe, sondern eine grenzüberschreitende Gefährdung, gegen die man zum Schutz der Bevölkerung vorgehen müsse.

Ritsch: “Vorarlberg muss auf die Schweiz einwirken”

Die SPÖ Vorarlberg spricht sich klar für ein Europa ohne Kernenergie aus. „Es ist bereits zu viel passiert, um die Atomenergie als ,sicher, bezeichnen zu können“, sagt der Vorarlberger SPÖ-Partei-Chef Michael Ritsch. Fukushima habe gezeigt, dass auch noch so unwahrscheinliche Verkettungen von Ereignissen eintreffen können – mit katastrophalen Folgen. Umso mehr müssten die Alarmglocken schrillen, wenn es wie im AKW Leibstadt ganz offensichtliche Mängel am Material gibt. „Das ist auch ein Warnschuss für die Schweizer Politik, die zunehmend von der Atomlobby unter Druck gesetzt wird, den geplanten Ausstieg aus der Kernenergie aufzuweichen“, erklärt Ritsch. Außerdem seien nicht nur die Schweiz sondern auch deren Nachbarländer davon betroffen. „Darum muss Vorarlberg weiterhin alle Register ziehen, wenn es darum geht, in dieser Frage auf die Schweiz einzuwirken“, meint Ritsch.

“Mängel öffentlich machen”

Im Falle des AKW Leibstadt erachtet die SPÖ es als dringend erforderlich, den festgestellten Riss schnellstens zu beheben und weitere fundierte Untersuchungen vorzunehmen, um ein bestehendes Risiko bestmöglich zu minimieren. „Der AKW-Betreiber muss dazu angehalten werden alle Details über die Untersuchungen und gegebenenfalls festgestellte Mängel und Probleme öffentlich zu machen“, so Ritsch abschließend. (SSC)


Video auf YouTube: KKW Leibstadt

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