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AKUTteam für traumatisierte Leute

Gewalttaten wie die Familientragödie in Mauerbach, das Hochwasser 2002 im Kamptal, Schuld an Verkehrsunfällen, Selbstmordversuche - Schicksalsschläge können jeden aus der Bahn werfen.

Hier setzt das AKUTteam NÖ an – mit professioneller psychosozialer Betreuung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen.

Über die Jahre hinweg zeige sich, wie wichtig diese Hilfe sei, zog Landesrätin Petra Bohuslav (V) bei einer Pressekonferenz heute, Mittwoch, in St. Pölten Bilanz. Im Jahr 2000 rief die NÖ Landesregierung die Initiative ins Leben, im September 2001 wurde der reguläre Betrieb aufgenommen – mit acht bis zehn Fachkräften pro Region, um bei Alarmierung innerhalb einer halben Stunde am Einsatzort zu sein. Die Kosten von 193.000 Euro pro Jahr werden vom Land und vom NÖGUS (NÖ Gesundheits- und Sozialfonds) getragen.

Seit September 2001 hat das 50-köpfige Team aus Psychologen, Psychotherapeuten, Ärzten und Sozialarbeitern in 862 Fällen insgesamt 1.896 Menschen betreut, wobei der durchschnittliche Zeitrahmen pro Klient 4,3 Stunden beträgt. Vor kurzem wurde die fünfjährige Tätigkeit einer Evaluierung unterzogen: Die Qualität dieses Teamworks habe EU-weite Vorbildfunktion, lobten die Dortmunder Universitätsprofessoren Frank Lasogga und Bernd Gasch bei der Vorstellung ihrer Studie, für die sie neben den Mitarbeitern 100 Klienten in Niederösterreich interviewten.

Beachtlich war für die Psychologen die Auskunftsbereitschaft der Betroffenen, die Schicksalsschläge zu bewältigen hatten, eindrucksvoll auch, was sie hörten. Dem überwiegenden Teil haben die Gespräche mit den Teammitarbeitern sehr geholfen – sowohl emotional als auch auf der praktischen Ebene. Über Traumatisches erzählen zu können steht an allererster Stelle. Verzweiflung, Trauer und Schock zu lindern, Schuldgefühle oder das nicht wahrhaben Wollen aufzuarbeiten gehört zur Bandbreite des sich Einfühlens für die Helfer. Die Bandbreite für Einsätze ist groß, die häufigsten sind bei Suizid von Angehörigen bzw. Suizidversuchen, gefolgt von Unfällen und plötzlichen Todesfällen.

Günther Kienast, Leiter des AKUTteams NÖ, betonte einerseits den Unterschied zu den Kriseninterventionsteams der Rettungsorganisationen, andererseits die Vernetzung: Man trete nicht in Konkurrenz, es gebe keine Animositäten, bei „Stammtischen“ mit Vertretern u.a. des Roten Kreuzes und der Notfallseelsorge werden relevante Belange besprochen.

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