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AGES-Bericht deckt auf: Behörden verzögerten Maßnahmen gegen Legionellen

Bericht der AGES sieht Rattpack-Kühlturm als Ursache für Legionellen-Ausbruch (Symbolbild)
Bericht der AGES sieht Rattpack-Kühlturm als Ursache für Legionellen-Ausbruch (Symbolbild) ©CANVA; Steurer
Die Gesundheitsagentur AGES sieht einen Kühlturm der Firma Rattpack in Wolfurt als wahrscheinliche Quelle für den größten Legionellenausbruch in Österreich. Behörden sollen Hilfe der AGES zunächst abgelehnt haben.

Die Infektionsquelle für den im Frühjahr aufgetretenen Legionellenausbruch mit über 40 Erkrankten dürfte ein industrieller Kühlturm in Vorarlberg gewesen sein. Das geht aus dem Abschlussbericht der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hervor, den das Land nach langem Rechtsstreit nun veröffentlicht hat. Demnach gebe es deutliche Hinweise, dass der Kühlturm des Verpackungsunternehmens Rattpack in Wolfurt ursächlich für den Cluster war.

AGES-Hilfe wurde zunächst abgelehnt

Die AGES hatte laut Bericht bereits im Jänner ein Hilfsangebot an die Bezirkshauptmannschaft Bregenz gerichtet, nachdem erste Fälle von Legionärskrankheit gemeldet worden waren. Das Angebot sei telefonisch und später schriftlich erfolgt, jedoch abgelehnt worden. Erst als die Infektionszahlen weiter anstiegen, wurde das Angebot Anfang Februar von der Landessanitätsdirektion angenommen.

Zwischen dem ersten Hilfsangebot und dem tatsächlichen Beginn der Probenziehung vergingen laut Bericht 20 Tage. In dieser Zeit wurden 16 weitere Erkrankungen gemeldet.

Verzögerte Information der Öffentlichkeit

Am 5. Februar fand eine erste Besprechung zwischen den beteiligten Stellen statt, am 6. Februar wurde öffentlich über den Ausbruch informiert. Bis zur eigentlichen Probenziehung verstrichen weitere fünf Tage. Die intensive Suche nach der Infektionsquelle begann erst nach einer rechtlichen Klarstellung durch das Gesundheitsministerium am 10. Februar.

Die Abbildung der AGES zeigt den Verlauf des Ausbruches ©AGES

Die Behörden hatten die Bevölkerung über die Quelle des Ausbruchs zunächst nicht informiert. Die Anrainer des betroffenen Unternehmens wurden trotz der Möglichkeit weiterer Ansteckungen während der Inkubationszeit nicht aktiv kontaktiert. Das Land erklärte den Ausbruch am 11. März für beendet, die Öffentlichkeit wurde jedoch erst am 4. April darüber informiert.

Rattpack reagierte mit Abschaltung der Anlage

Das betroffene Unternehmen Rattpack gab an, unmittelbar nach Bekanntwerden der Untersuchungsergebnisse die Anlage außer Betrieb genommen zu haben. Die Wartung sei durch ein externes Unternehmen erfolgt, mit dem man die Zusammenarbeit inzwischen beendet habe. In einer Stellungnahme erklärte das Unternehmen: "Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeitenden, Geschäftspartner sowie der Allgemeinheit haben für unser Unternehmen oberste Priorität."

Kritische Bewertung durch AGES

In ihrem Bericht kritisiert die AGES die gesetzliche Lage als mangelhaft. Es fehle an klaren Regelungen für technische Anlagen wie Kühltürme. Diese Lücke habe nicht nur die Identifikation möglicher Infektionsquellen erschwert, sondern möglicherweise auch zur Entstehung des Ausbruchs beigetragen. Eine geplante Novelle des Epidemiegesetzes ist bisher nicht umgesetzt worden.

Durch den Abgleich von Wohnorten, Aufenthaltsorten und Wetterdaten konnte die Infektionsquelle ermittelt werden. ©AGES

Die genetische Untersuchung der Legionellen habe gezeigt, dass sich im Kühlturm zwei Stämme befanden, darunter der bei den Erkrankten gefundene MAb-Typ "Knoxville". Die Verteilung der Fälle entlang der Windrichtung spreche laut Bericht zusätzlich für den Standort des Rattpack-Kühlturms als Quelle.

>>> Zum kompletten Bericht der AGES <<<

Behörden hielten Namen geheim

Laut ORF verweigerte das Land Vorarlberg zunächst jede Auskunft über die Infektionsquelle und verwies auf Datenschutz, Amtsgeheimnis und ein laufendes Verfahren der Staatsanwaltschaft Feldkirch. Auch die AGES lehnte eine Veröffentlichung ihres Berichts zunächst ab. Erst nach vier Anträgen auf Auskunft und einem anhängigen Gerichtsverfahren wurde der Bericht Anfang Oktober freigegeben.

Der Legionellenausbruch hatte zu 42 Spitalsaufenthalten geführt, mindestens zehn davon auf der Intensivstation. Zwei Betroffene schwebten zeitweise in Lebensgefahr. Insgesamt konnten laut AGES-Bericht 43 der rund 50 gemeldeten Erkrankungen dem Rattpack-Cluster zugeordnet werden.

(VOL.AT)

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