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Achtung giftig! Was es beim Pilzesammeln zu beachten gilt

Elisabth Ritter weiß, wie das Pilzgericht zum Genuss wird und Bauchschmerzen vermieden werden.
Elisabth Ritter weiß, wie das Pilzgericht zum Genuss wird und Bauchschmerzen vermieden werden. ©VOL.AT/Schwärzler
Herbstzeit ist Pilzezeit. Auch viele Vorarlberger machen sich zum Sammeln auf den Weg. Elisabeth Ritter von der Inatura gibt Tipps, damit das Genusserlebnis nicht im Krankenhaus endet.

Nur etwa 150 der 2.100 in Vorarlberg vorkommenden Pilzarten stehen auf der Liste der empfohlenen Speisepilze.

Zu den Lieblingen der Vorarlberger gehören unter anderem der Pfifferling, der Parasol und der Steinpilz. Doch wie unterscheidet man die giftigen von den bekömmlichen Funden im Wald? "Grundsätzlich gibt es kein Generalmittel, um festzustellen, ob ein Pilz giftig ist, oder nicht", warnt Ritter. Sie ist die Leiterin der Fachberatung des naturgeschichtliches Landesmuseum Inatura in Dornbirn, welche auch auch als Anlaufstelle für Pilzfragen dient.

Alle Pilze in diesem Korb sind in Vorarlberg zu finden. Doch nicht alle sind auch genießbar. ©VOL.AT/Schwärzler

Weder Farbe, das Anlaufen des Fleisches, der Geruch oder andere Merkmale sagen laut Ritter etwas über die Giftigkeit der Pilze aus. Stattdessen ist das Kennen der individuellen Pilzarten und dessen spezifischen Merkmalen gefragt, erklärt die 52-Jährige. Essen soll man nur die Pilze, die man eindeutig identifizieren kann.

Die genaue Pilzart ist für Ungeübte nicht immer leicht zu erkennen. So melden sich unsichere Schwammerlliebhaber am häufigsten mit dieser Frage an die Fachberatung der Inatura in Dornbirn: "Kann ich diesen Pilz essen?"

Unsichere Pilzesammler und Pilzesammlerinnen wenden sich gerne mit Fragen an die Inatura. ©VOL.AT/Schwärzler

Auch andere Fragen begegnen Ritter in der Fachberatung. Etwa, ob die Zucchini oder die Zwiebel aus dem Gemüsebeet noch gegessen werden kann, wenn daneben giftige Pilze wachsen. Auf letzte Frage gibt es eine klare Antwort: Ja! Denn Pilze können bei Verzehr zu Vergiftungssymptomen führen, jedoch nicht rein durch Berührung oder Kontakt.

Die richtige Ausrüstung

Wer sich auf Schwammerljagd begibt, sollte einen luftdurchlässigen Korb oder eine Stofftasche oder Papiertasche im Gepäck haben. Ritter rät klar von Plastikbehältern oder Plastiksäcken ab, da darin die Pilze schnell matschig und schlecht werden können. Dann heißt es auch bei Speisepilzen: Achtung ungenießbar!

Neben dem Korb gehört das Messer zur Pflichtausrüstung. Denn die Pilze sollten mit dem Messer geerntet oder vorsichtig aus dem Boden herausgehebelt werden, damit dort später erneut Pilze wachsen. Ersteres macht jedoch nur Sinn, wenn man den Pilz genau bestimmen kann, da durch das Abschneiden wichtige Merkmale zur Bestimmung am Stil verloren gehen können.

Vorschriften

In Vorarlberg gibt es bestimmte Vorschriften, an die sich die Sammler halten sollten. Das Pilzeln ist nur von 8 bis 17 Uhr erlaubt. Auch die Menge ist beschränkt: Pro Person und Tag dürfen maximal zwei Kilogramm Pilze gesammelt werden.

Elisabeth Ritter kann ganz genau erklären, auf welche Merkmale man beim Schwammerln achten soll.

Achtung Verwechslungsgefahr!

Besondere Vorsicht gilt es vor den tückischen Doppelgängern. "Für viele Speisepilze gibt es giftige Verwechslungspartner, die sich nur in wenigen Merkmalen unterscheiden. Immer wieder kommt es da zu Verwechslungen, die dann auch im Krankenhaus enden", warnt Ritter. Beispielsweise wird in Vorarlberg immer wieder der beliebte Speisepilz Paralsol mit giftigen Schirmlingen verwechselt. Der Parasol ist unter anderem durch den dicken verschiebbaren Ring am Stiel erkennbar.

Weiters werden auch Pfifferlinge mit dem orangefuchsigen Raukopf irrtümlich vertauscht. Der Verzehr des Pilzes mit den rostbraunen Lamellen und dem rettichartigen Geschmack ist gefährlich: Die Vergiftungssymptome können teilweise erst 14 Tage später auftreten.

Deswegen gilt: Hände weg von sehr jungen Pilzen, diese sind oft schwer zu bestimmen. Hingegen zu alte Pilze können wiederum durch Schimmelbefall zur Gefahr werden.

Elisabeth Ritter zeigt Pilze und ihre Merkmale

Die richtige Zubereitung

Auch zurück zu Hause am Herd gibt es einiges zu beachten. Ritter ruft dazu auf, alle Speisepilze mindestens 15 bis 20 Minuten zu kochen. Die allermeisten Speisepilze sind nämlich roh unverträglich oder giftig. Durch das Kochen werden die Gifte dann zerstört. Wer jedoch denkt, Hitze ist bei allen Pilzen die Lösung, hat falsch gedacht. Es gibt nämlich auch hitzebeständige Gifte: "Da nützt es gar nichts, wenn ich sie lange koche."

Diese Mythen gehören aufgeklärt

Oft haben auch schon Oma und Opa Pilze gesammelt. Doch nicht alle Weisheiten, die womöglich die älteren Generationen einem vermittelt haben, stimmen auch. So wurde inzwischen die Nebelkappe, die bei älteren Generationen noch in der Pfanne landete, von der Liste der Speisepilze gestrichen. Ritter nennt auch den Grund warum: "Die Nebelkappe enthält den Giftstoff Nebularin und kann Vergiftungssymptome verursachen, weshalb sie heute nicht mehr zum Verzehr empfohlen wird."

Vorarlberg hat eine Vielfalt an Pilzen zu bieten. ©VOL.AT/Schwärzler

Das ist nicht der einzige Mythos, der im Umlauf ist. Manche Hobbypilzsammler glauben etwa, dass sie sich auf die Tierwelt verlassen können. Doch wer etwa eine Bissspur auf dem Pilz entdeckt, kann sich darauf keinesfalls verlassen.

Beim Sammeln sollte man eine luftdurchlässiges Gefäß, etwa einen Korb, dabei haben. ©VOL.AT/Schwärzler

Denn Pilze, die von Dachs, Schnecken und anderen Waldbewohnern gefressen werden, können für Menschen im Krankenhaus enden. Die Biologin zeigt beim Besuch von VOL.AT in der Inatura einen Fliegenpilz mit Bisspur, der dies eindeutig veranschaulicht. Das Glückssymbol kann nämlich auf Menschen halluzinogen wirken oder bei größeren Mengen zu Vergiftungssymptomen führen. Deswegen sollte man keinesfalls das Glück beim Sammeln herausfordern.

(VOL.AT)

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