AA

Acht Fäuste für ein Halleluja

©Stiplovsek
Das Fitnessstudio Vital Plus in Lauterach hat Gottes Segen, denn gleich vier Priester stählen dort regelmäßig ihren Körper. WANN & WO wollte wissen, warum Hochwürden auf dem Laufband schwitzt, Gewichte schupft und ­Hanteln stemmt und sprach mit den vier Fitnesspfarrern.

Paul Burtscher, Pfarrer von Bildstein, Marius Dumea, Pfarrer von Wolfurt, Regis Mushunje, Pfarrer von Langen und Sulzberg und Virgil Demsa, Kaplan in Lustenau haben offenbar erkannt, dass es auch für Priester wichtig ist, fit zu sein. Zufällig gehen alle vier mehr oder minder regelmäßig ins gleiche Fitnessstudio.

Der Bildsteiner Pfarrer Paul Burtscher trainiert, um fit zu bleiben. ©Burtscher

Dabei haben sie unterschiedliche Beweggründe (im wahrsten Sinne des Wortes): Einen altersbedingten Grund hat der Bildsteiner Pfarrer Paul Burtscher: „Ich gehe schon regelmäßig, aber ich trainiere gerade so viel, dass ich halbwegs fit durch den Alltag komme. Ich habe keine große Ambitionen. Es geht darum, dass mein Muskelhaushalt und mein Kreislauf soweit intakt sind, damit ich mit meinen knapp 70 Jahren noch arbeitsfähig bin.“ Als er im Jänner 2020 anfing, musste er coronabedingt schon bald wieder mit dem Training aufhören.

Virgil Demsa, Regis Mushunje und Marius Dumea beim Training im Vital Plus in Lauterach.

Danach wollte er dann doch nicht gleich das Handtuch werfen und machte weiter. Ein weiterer Beweggrund: Die Lust am Leben und die Freude an der Gesundheit. Die Freude am Körper. Das ist eigentlich die Motivation.

«Ich trainiere, damit ich halbwegs fit durch den Alltag komme.
Es geht darum, dass mein Kreislauf so fit ist, damit ich mit
knapp 70 Jahren noch arbeitsfähig bin.»

Pfarrer Paul Burtscher

Grundsätzlich sagt ja auch die Bibel, dass der Körper und die Gesundheit ein Geschenk Gottes ist. Durch Rauchen oder übermäßigen Konsum sündigt man gegen den Körper. Das Fitnessstudio ist eine neuzeitliche Erfindung. Früher war das ganz normale Leben mit viel Bewegung verbunden, man hat körperlich gearbeitet. Da brauchte man kein Fitnessstudio.

Bewegung ist wichtig

Der aus Simbabwe stammende Pfarrer von Langen und Sulzberg, Regis Mushunje, 51, geht schon seit 2015 ins Fitnessstudio. Ihm macht der Sport einfach Spaß und er macht es auch der Gesundheit zuliebe. Er verbringt viel Zeit im Sitzen am Schreibtisch und am Computer. Da ist es wichtig, den Körper am Ende des Tages in Bewegung zu bringen. Danach ist man entspannt und bereit für den nächsten Tag. Er glaubt auch an den Grundsatz: „Mens sana in corpore sano“ – Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Man sollte sich um die geistigen, emotionalen und mentalen Aspekte des Lebens kümmern und auch um die körperlichen Aspekte. Anfang Juni sorgte seine kurzfristige Abschiebung für Schlagzeilen, nach der Vorlage entsprechender Papiere konnte Pfarrer Regis Anfang Juli wieder nach Vorarlberg ­zurückkehren.

Pfarrer Marius Dumea hatte einen schweren Unfall und entschied sich danach, mit dem Fitnesstraining zu beginnen.

Marius Dumea, 41, Pfarrer von Wolfurt, hatte 2019 einen schweren Fahrradunfall, bei dem er sich Schien- und Wadenbein gebrochen hatte. Er brauchte acht Monate, um wieder gehen zu können. In dieser Zeit hatte er wenig Bewegung. Er nahm zu und war immer wieder müde. Und dann fing er an, ins Fitnessstudio zu gehen. Ein Grund dafür: Beim Sport allein sein, ist langweilig, im Fitnessstudio sind viele junge und alte Menschen. Eine Mitarbeiterin zeigte ihm alles und fragte ihn: Was ist dein Ziel? „Ich will einen Sixpack!“ Er trainiert seither regelmäßig und fühlt sich nicht mehr müde, sondern frisch und munter. Er kann auch besser schlafen. Fit sein bedeutet auch, fit im Kopf zu sein. Auf dem Hometrainer und Cross-Stepper betet er manchmal einen Rosenkranz oder schaut sich Videos auf YouTube zur Predigtvorbereitung an. Auch Jesus war immer unterwegs, er hat nicht gewartet, dass die Leute zu ihm kommen, sondern ist zu ihnen zu Fuß gegangen und darum war er auch fit.

«Seit ich trainiere, fühle ich mich fit im Kopf, bin nicht
mehr müde und kann besser schlafen.»

Pfarrer Marius Dumea

Kaplan Virgil Demsa, 28, ist Fußballer und spielt als Stürmer in der österreichischen Priester-Nationalmannschaft. Es ist daher logisch, dass er sich für seine sportlichen Einsätze fit halten muss. Wie viele andere Fußballer geht er zu diesem Zweck ins Fitnessstudio. Derzeit ist er noch als Kaplan in Lustenau tätig. Ab September wird er dann in der Pfarre Lauterach tätig sein. Er ist der Meinung, dass auch Priester das Fitnesstraining brauchen. Die Menschen denken vielleicht, es gibt für einen Pfarrer nicht so viel zu tun, aber auch Priester haben manchmal Stress. Das belastet die Nerven. Daher ist es wichtig, fit zu bleiben.

(WANN & WO/Hans-Jürgen Gasser)

Hier die ganze WANN & WO-Ausgabe online lesen

Wann_Und_Wo
  • VOL.AT
  • Wann & Wo
  • Acht Fäuste für ein Halleluja