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Abschlussveranstaltung der Archivgespräche

Dr. Gunda Barth-Scalmani
Dr. Gunda Barth-Scalmani ©Pezold
Der Vortrag Dr. Gunda Barth-Scalmanis war gleichzeitig auch die Finissage der Ausstellung. Lustenau. Anlässlich der Ausstellung Lustenau 1914 – 1918 in der Galerie Hollenstein, befasste sich Gunda Barth-Scalmani mit den Frauen in der Landwirtschaft im ersten Weltkrieg.
Abschlussveranstaltung der Archivgespräche

„Höfe ohne Männer“ hatte die Historikerin das Thema tituliert, das ein schwarzer Fleck in der Frauenforschung ist und war. Das Stickereimuseum war gut besucht, das Interesse am Schicksal der Frauen in der Landwirtschaft war groß. An Beispielen aus den Tiroler Gegenden zog die Referentin Rückschlüsse.

Arbeit aus Liebe

Gunda Barth-Scalmani studierte Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte an den Universitäten Salzburg und Wien. Die Historikerin arbeitete sich tief in das Schicksal der Frauen in ländlichen Gegenden ein, die während des 1. Weltkrieges die Arbeit der Männer übernehmen mussten und deren Schicksal doch kaum in öffentlichen Archiven vermerkt ist. Ein Grund dafür könnte die Tatsache sein, dass im 19. Jahrhundert die Frauenarbeit nicht als solche anerkannt war, Frauen verrichteten ihre Pflichten einzig aus Liebe. Hauptsächlich aus dem städtischen Raum sind Korrespondenzen vorhanden, zwischen den Männern an der Front und ihren Frauen in der Heimat. Wenige Paarkorrespondenzen hat Barth-Scalmani ausgegraben, deren Inhalt Aufschluss darüber gibt, wie die Pflichten der Frauen auf dem Lande aussahen.

Zwergbetriebe und keine Dienstboten

Rund 62% der österreichischen Bevölkerung lebten zu Kriegszeiten auf dem Lande. Um Ergebnisse und Tendenzen der Kriegszeit in realen Zahlen zu verarbeiten, muss man berücksichtigen, dass die Erfahrungen während des Krieges überwiegend in ländlichen Gegenden gemacht wurden. In Tirol z.B. verfügten 74% der landwirtschaftlichen Betriebe über nicht mehr als 2000 ha, man hatte kaum Dienstboten und plötzlich waren die Männer von heute auf morgen weg. Aus Tirol mussten 85.000 männliche Arbeitskräfte zwischen 19 und 42 Jahren auf einen Schlag in den Krieg ziehen. Die geschlechtsspezifische Arbeitskraft in der Landwirtschaft hatte sein Gleichgewicht verloren. „Ich bin zu müde, um dir zu schreiben“, schrieb eine Bäuerin ihrem Mann an die Front.

Die Arbeit der Frauen belegen

Auch wenn doch vereinzelt Briefe ihren Weg in die Öffentlichkeit fanden, so verstummten diese bald durch die Zensur. Fotos von arbeitenden Frauen in der Landwirtschaft sind eher Zufallsfunde. Noch heute, 100 Jahre nach dem 1. Weltkrieg, befassen sich zahlreiche Historiker mit den damaligen Umständen und Ereignissen. Es wäre wünschenswert, Korrespondenzen, Aufzeichnungen und Fotos zu erhalten, die das Los der Frauen in der Landwirtschaft während des 1. Weltkrieges in ein neues Licht rücken könnten.

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