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Advent

Advent, die besinnliche Zeit.
Advent, die besinnliche Zeit. ©Dieter Kohler

Und wieder ist es mal soweit
es ist Advent, die stille Zeit.

Die Zeit, wo sich Besinnlichkeit
in unseren Herzen macht jetzt breit.
Besinnlichkeit drückt sich besonders aus
wenn wir im wahren Kaufesrausch
unseren Freunden mit innigem Gedenken
allerlei Blödsinn zum Christkind schenken.
Der meistens dann, ganz ohne Gefühl
landet auf dem Abfallmüll.

Ja, es ist soweit
es ist Advent, die besinnliche Zeit.

Advent, das ist auch heut
die Zeit der Arbeitslosigkeit.

Während einige noch mit Wohlstand prahlen
erreichen uns täglich neue Horrorzahlen
von Betrieben, die mussten schliessen
und einige hundert Menschen dabei entliessen.
Die stehen dann da, oft innerlich zerbrochen,
so, als hätten sie etwas verbrochen.

Doch was rührt uns des anderen Leid
es ist doch Advent, die besinnliche Zeit.

Advent ist auch die Zeit der Liebe
man sieht’s in unserer Welt der Kriege.

Während wir uns gemütlich im Bette recken
gerade wieder ein paar Araber verrecken.
Oder ein armer asiatischer Tropf
bekommt just eine Kugel in den Kopf.
Oder ein armes afrikanisches Schwein
verliert durch eine Mine grad sein Bein.
Oder sonst ein Mensch, von falschen Führern aufgehetzt
einem anderen grad den Leib zerfetzt.

Doch Hauptsache wir haben unsere täglich Freud
es ist doch Advent, die besinnliche Zeit.

Im Advent macht sich auch breit
der vielgelebte Neid.

Ach wie freuen wir uns aus ganzem Herzen
mit fürchterlichen Seelenschmerzen
wenn unsere lieben Nachbarn, diese Bande
erscheinen plötzlich im neuen Gewande.
Ach wie uns die Sorgen plagen
wenn Nachbar’s kaufen einen neuen Wagen
wenn sie, wie in all’ den Jahren
wieder in den teuren Urlaub fahren.

Ach wie uns das Geld der anderen reut.
Es ist ja Advent, die besinnliche Zeit.

Im Advent schmerzt auch besonders krass
der stets präsente Fremdenhass.

Türken, Jugos und der ganze Balkandreck
Asiaten, Neger – all’ das Geschmeiss muss weg
am besten heut’, am besten gleich
es lebe das ausländerfreie Österreich!
Und so mancher laut noch träumt:
“Der Hitler hätt’ damit schon aufgeräumt.”
Doch weil er dieses nicht mehr kann
zünden wir einfach ihre Häuser an.

Ach, wie ist unser Herz so weit.
Es ist schliesslich Advent, die besinnliche Zeit.

Im Advent besonders hart auch wiegen
die bösen Spiele der Intrigen.

Ein Gerücht schnell in die Welt gesetzt
das den anderen zutiefst verletzt,
eine Lüge flugs verbreitet
mit Hass und Neid meist aufbereitet
auf dass den anderen man meide, ächte
und er dann dasteht als der Schlechte.

Was einem dann ganz besonders freut.
Es ist ja Advent, die besinnliche Zeit.

Advent ist auch für viele Leut
die segensreiche Fastenzeit.

Während wir kämpfen mit zuviel Gewicht
hungert irgendwo ein kleiner Negerwicht
mit aufgedunsenem Bauch
mit dünnen Armen wie ein Schlauch
mit hohlen Wangen, den Blick getrübt
weil es für ihn keine Hoffnung auf Leben gibt.

Doch was schert es uns, wenn ein Kind vor Hunger schreit.
Es ist doch Advent, die besinnliche Zeit.

Advent ist auch die Zeit
der ganz besonderen Einsamkeit.

In jenen Tagen, diesen kalten
leiden oft die Kranken, Alten.
Und jene, denen das Leben
wenig Glück hat mitgegeben.
Es leiden Süchtler und auch Trinker
Sandler, Sträflinge und andere Stinker
einfach alle, die wir so hassen
weil sie nicht in unser Leben passen.

Doch wir sind für das grosse Fest bereit.
Es ist ja Advent, die besinnliche Zeit.

Zum Schluss kann ich nur hoffen
keiner fühlt sich jetzt betroffen.
Ich wollte nur ein bisschen Nachdenklichkeit
schliesslich ist ja Advent, die besinnliche Zeit.

Autor: Dieter Kohler